Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 4, 1975

hilS Abb. 2 Das Nordico mit Bauzustand Im Jahre 1910. Foto: Stadtmuseum Linz, Llchtbiidarchlv Abb. 1 Das Colleglum Nordicum Im Jahre 1755 (historischer Plan). Foto: Fr. MIchalek Einen besonderen Rang Im historischen Stadtbild nehmen die kirchiichen Bauten ein. ihre Türme in erster Linie prägen das barocke Linz. Da die Kirche allein die Erhaltung der denkmalgeschützten Bauten nicht gewährleisten kann, half und hilft die öffentliche Hand mit Zu schüssen zu den Sanierungskosten die ser Baudenkmale. Ein besonderes Bei spiel hiefür ist die Martinskirche, be kanntlich ein einmaliges geschichtliches Denkmal, das vielen Linzer Bürgern den Wert alter Bauten zum Bewußtsein ge bracht hat. Andere wertvolle Bauten wurden, ohne viel Aufhebens davon zu machen, zum Teil mit hohem finanziellen Aufwand sa niert, wie das Landhaus, das die geistli chen und weltlichen Landstände vor 400 Jahren als Regierungssitz erbauten, aber auch Stadtpalais, die oberösterreichi sche Klöster und adelige Herrensitze im Land in früherer Zeit in Linz benötigten und zum Teil mit viel Kunstsinn erbauen ließen, und nicht zuletzt bürgerliche Bau ten, hauptsächlich Handelshäuser, die den Kern der Altstadt bilden. An systematischen Altstadtaktionen hat es in Linz bislang gefehlt, wenn man von der ,,Fassadenaktion" absieht, die seit Jahren vor allem für das äußere Erschei nungsbild der alten Stadt verdienstvoll arbeitet. Doch zeigen einzelne Großak tionen der unmittelbaren Gegenwart den Wandel der Gesinnung auf, wie z. B. die Revitalisierung des Nordico, die mit der Eröffnung der archäologischen Abteilung in diesem Jahr abgeschlossen werden konnte, die Sanierung des Ursulinenhofes und sein Ausbau zu einem Kultur zentrum durch das Land Oberösterreich und die im heurigen Denkmalschutzjahr begonnene Sanierung des Prunerstiftes. Das Nordico, auf das hier näher einge gangen werden soll, stellt einen Schwer punkt gemeindlicher Altstadterneuerung dar. Nordico ist die italienische Kurzbezeich nung für Gollegium Nordicum oder Nor disches Stift und hat vor über 250 Jahren dem Gebäude den Namen gegeben. Nach Aufhebung der Stiftung im Zuge der Jo sefinischen Reform lebte das Nordico im Bewußtsein der Linzer Bevölkerung als ein zum Elendsquartier herabsinkendes Stück Alt-Linz fort, bis es durch Sanie rung und Revitalisierung in neuem Glanz dem heutigen Leben dienstbar gemacht werden konnte. Das Nordico hat auch der Straße, an der es liegt, durch sein Got teshaus, das der Kirche in Bethlehem nachgebildet wurde, den Namen gege ben. So hat sich die Erinnerung an das nordische Stift erhalten und wird weiter dauern, wenn die Stiftung auch nur knapp neun Jahrzehnte bestanden hat. Es ist so gut wie alles verschwunden, was von ihr gebaut und umgebaut wurde; denn das (erhaltene) Hauptgebäude war vom Stift Kremsmünster errichtet worden. Freilich, die Bedeutung des Nordico für die Kulturgeschichte unserer Stadt recht fertigt die Erhaltung der Namen, die als Lokalnamen lange vor der offiziellen Be nennung durch viele Menschenalter le bendig geblieben sind. Der Linzer Jesuitenpater Martin Gottseer hatte als Gesandtschaftssekretär in den nordischen Ländern die bedrängte Lage der Katholiken in diesen fast durchwegs evangelischen Ländern kennengelernt und brachte 1709 eine Stiftung zustande, deren Hauptaufgabe darin bestand, Prie ster für Dänemark, Schweden und Nor wegen heranzubilden. Zöglinge, die keine Berufung zum geistlichen Stand zeigten, sollten in der katholischen Reli gion bestärkt und in den Wissenschaften, schönen Künsten und anderen Fertigkei ten ausgebildet werden. Sie hatten ein eidliches Versprechen abzugeben, in ihr Vaterland zurückzukehren, nach katholi schem Ritus zu heiraten, die Kinder ka tholisch erziehen zu lassen und den ka tholischen Glauben auf jede nur mögliche Weise zu fördern. Insgesamt gab es Im Nordico zwischen 30 und 40 Plätze (1781 z. B. 32). In Schwerin war eine „Vor schule" eingerichtet, d. h. jeweils vier Zöglinge aus Schweden, Dänemark und Norwegen warteten dort auf Abruf nach Linz, um freiwerdende Plätze sofort be setzen zu können. Die Stiftung wurde am 21. August 1787 aufgehoben. Das Nordico-Gebäude müßte eigentlich Kremsmünsterer Haus heißen. Abt Alex ander a Lacu ließ 1608/09 durch Fran cesco de Silva ein Sommerhaus und einen (dreigeschossigen) Stadel errich ten. Abt Erenbert Schrevogl ließ das Haus 1673-75 von Franz Ganevale ver größern und nach Süden erweitern, so wie bis 1677 künstlerisch ausgestalten (Stukkaturen von Johann Peter Spaz, Fresken von Jacob Antonio Mazza). Da mals erhielt der Bau sein endgültiges Aussehen. Das Gomasken-Schema der Doppelachse über dem Mittelportal und die schlichte Gliederung durch gerade Fensterverdachungen entsprechen den Linzer Frühbarock-Bauten. Das Haupt portal mit schmiedeeisernem Oberlicht gitter von 1609 (von Hans Walz?) wurde bei der Adaptierung des Gebäudes für

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