Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 4, 1975

I den Griff bekommen können, ist fragwür dig, da sie zu umständliche und zeitrau bende Apparate sind. Beim Assanie rungsgesetz vermißt man vor allem eine Berücksichtigung der künstlerisch beson ders wertvollen Bausubstanz. Man müßte einmal untersuchen, wie das mehr auf eigene Initiative aufgebaute Modell Krems funktioniert und zu so ausgezeich neten Ergebnissen geführt hat, ehe es ein Bodenbeschaffungs- und Assanie rungsgesetz gegeben hat. Es ist sonst zu befürchten, daß die Wiedergeburt un serer Stadtkerne an den äußerst ver wickelten und verzwickten Bundes-, Lan des- und Gemeindekompetenzen schel tern könnte. Städtebau war zu allen Zeiten eine Ge meinschaftsaufgabe aller Gesellschafts schichten und eignet sich auf keinen Fall als Experlmentlerfeld für gewagte Um schichtungen auf dem sozialen Sektor. Die öffentliche Hand hat hier nur mo derierend und koordinierend einzugrei fen, um Fehlentwicklungen auszuschalten oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. Mit dirigistischen Zwangsmaßnahmen ist hier nicht viel zu erreichen, wie das para doxe System der,,Friedensmiete" bewie sen hat, das zu den schweren Substanz verlusten geführt hat, die wir und kom mende Generationen zu bezahlen haben. Jeder Staatsbürger muß aber künftig mehr für menschenwürdiges Wohnen in vestieren, da ihm die öffentliche Hand diese Sorgen nicht ganz abnehmen kann — es sei denn, die Finanzierung würde durch neue Steuerlasten erfolgen. Da nicht mehr viel Zeit zu verlieren ist, müs sen rasche, effiziente und unbürokrati sche Lösungen gefunden werden. Die Vergangenheit wird keine Zukunft haben, wenn wir uns so zu ihr einstellen, wie das in den letzten 60 Jahren geschehen ist. Die Zeugen der Vergangenheit sind keine Geschenke, die glücklichen Erben ein sorgenfreies Leben in der Zukunft er möglichen, sondern für den Staat und je den einzelnen Staatsbürger dauernde Verpflichtung, die Substanz der Vergan genheit zu erhalten, zu verbessern und so für die Zukunft zu retten. Als österreichischer Beitrag zum Jahr des Denkmalschutzes 1975 wurde die vom Insti tut für Baukunst der Technischen Universität Wien unter Leitung von o. Prof. Dr. Ing. Hans Koepf gestaltete Ausstellung ,,Stadtbaukunst in Osterreich" in der Eingangshalle vor dem Sitzungssaal der Parlamentarischen Versamm lung des Europarates in Straßburg ausge stellt. Die Ausstellung wurde am 19. August durch den stellvertretenden Generalsekretär, Graf M. Sforza, eröffnet und auf Wunsch des Generalsekretärs bis zum 9. Oktober verlän gert. Am 6. Oktober wurde diese Ausstellung den Abgeordneten der Parlamentarischen Versammlung durch deren Präsidenten, NR Karl Czernetz, und den Vorsitzenden der Sektion Education et Culture, Herrn Doktor Olaf Schwencke, vorgestellt. In der vom Europarat (Division de l'amenagement, de monuments et sites) herausgege benen Erläuterungen für die Ausstellungsbe sucher heißt es: ,,Diese Ausstellung ist ein wichtiger Beitrag zum Europäischen Denkmal schutzjahr. Inventarisierung ist Grundlage und Beginn der systematischen Erhaltung des historischen Bauerbes in Europa. Noch ist diese in Österreich geleistete Arbeit einzig artig in Europa; es wäre zu wünschen, daß von hier Anstöße zur Nachahmung in vielen anderen Ländern ausgingen."

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