Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 3, 1975

Hier hat sich seit dem Ende des 19. Jahr hunderts qualitativ kaum etwas geändert, nur daß die Streuung eine wesentlich größere, der Bedarf ein nahezu unstill barer und der ,,Einfallsreichtum" geradezu erschütternd ist. Auch scheut man sich heutzutage keineswegs mehr, „billige" südosteuropäische oder gar ostasiatische Erzeugnisse als ,,made In Austria" anzubieten, d. h. schon die in ländischen Importfirmen sind dazu über gegangen, ,,echte österreichische Volks kunst" in Japan erzeugen zu lassen. Gibt es einen Weg aus diesem Teufels kreis, in dem die Wirtschaft ein so ge wichtiges Wort mitzureden hat oder ist es von vornherein aussichtslos, den Kampf gegen diese Verlogenheit aufzu nehmen? Mit der Tatsache der „zweiten Welt" der Volkskultur muß man sich abfinden. Wir müssen, ob wir wollen oder nicht, mit dem Folklorismus leben. Die permanente Aufklärung, erleichtert durch Rundfunk, und Fernsehen (dieses hat die letzten Bastionen überwunden), hat in Europa den letzten Schleier vor der Unschuld einer ihrer selbst noch nicht bewußten Volkskultur weggezogen. Diesen zwangs läufigen historischen Vorgang zu be dauern, ist ebenso unfruchtbar wie sinn los und, auch von der Sache selbst her gesehen, nicht einmal berechtigt. Neuere Forschungen haben den Doppelcharakter volkskulturellen Geschehens, dem auch ein starker Zug zur bewußten Darstel lung, ja zur Selbstdarstellung innewohnt, erkannt. Ein „gesundes", d. h. strukturell und mengenmäßig gegenüber den Fremd einflüssen ausgewogenes Volkstum (ein -ff ■ i'' ^ f - Links: Der,,Schafsuchertag" auf der Hütteneckalm bei Geisern am letzten Samstag im September jeden Jahres — das innere Saizkammergut ist noch eine Landschaft echten lebendigen Brauchtums. Foto: Dr. W. Maresch Rechts: Ursprüngliche Gestaitungsfreude im häuslichen Bereich in der Bad Ischler Krippenlandschaft der Ortschaft Perneck. Foto: H. G. Prillinger

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2