Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 3, 1975

nannte sie gerne das Salz auf dem trockenen Brot der Urkunden und Akten. Es Ist ein unendlich kluges Buch, das dieser Politiker und Bauer geschrieben hat. Beides war er In seinem Leben sehr bewußt. Beide Berufe liebte er und sah in Ihnen einen Auf trag. Die Liebe zum Elternhaus und eine glückliche Jugend gaben Ihm die Kraft, die schwere Zelt, die Ihm wie seiner ganzen Ge neration aufgebürdet war, zu überstehen und nie den Glauben an seinen Herrgott und an das Gute in den Menschen zu verlleren. Er hat schöne Stunden erlebt, mehr jedoch bit tere politische Not. Trotzdem verliert er kein böses Wort, spricht nie von Haß. Die Welt geschichte und österreichische Geschichte, die sein Leben bestimmte, sieht er rückschauend mit Sachlichkeit. Er macht sich viele eigene Gedanken und findet zu einer ganz eigenen, persönlichen Sprache. Oft sind seine Sätze kurz, stets treffend In der Formulierung. Bil der von Menschen und Zelten erstehen. Vor allem aber sollten wir erkennen, daß hier ein Mensch zu uns spricht, der den Bauernstand und das politische Amt stets als Ehrenaufga ben, weitab von jeder materiellen Einstellung, angesehen hat. Und wie denkt er über die Zukunft? Der letzte Satz dieses Buches lautet: „Wird die Vernunft siegen oder muß es zu einem dicken Ende kommen?" Wir sollten öfter auf die Alten und Erfahrenen hören. Anneliese Röck: Abenteuer vor der Haustür. Drei Kinder entdecken Oberösterreich. — Linz: Oberösterreichischer Landesveriag 1975, 216 Seiten Text, 39 Zeichnungen von Rudolf Nemec, Ladenpreis 98 S. Es Ist eine altbekannte, verwunderliche Tat sache, daß viele Menschen In reifen Lebens jahren eine echte Geschichtsbegeisterung auf bringen, selbst Hobby-Hlstorlker In den ver schiedensten Varlanten werden, in der Schul zelt jedoch zu diesem Fach ein sehr gestör tes Verhältnis besaßen. Liegt es an der Me thode des Unterrichts oder gehört zu einem historischen Bewußtsein eine gewisse Reife? Anneliese Röck, erfahrene Journalistin und Mutter, schritt zur Selbsthilfe. Sie unternimmt den Versuch, Geschichte - die Landeskunde von Oberösterreich — jungen Lesern so schmackhaft zu machen, daß sie spielend die Vergangenheit Ihrer Heimat erfahren, erleben, ja sogar Heben lernen. Die Buchidee Ist lustig und völlig unkonven tionell. Thomas und Andrea sind Geschwister. Sie erhalten Besuch aus München, die Cou sine Christa soll Oberösterreich erleben. Drei Kindertypen unserer Zelt treffen aufeinander, reden und denken, wie Ihnen der Schnabel gewachsen Ist, haben zuerst an dieser Form von Ferien wenig Vergnügen, bis sie dahinter kommen, welch herrliches ,,Abenteuer vor der Haustür" Legt. Sie durchwandeirn in Tages fahrten alle oberösterreichischen Bezirke. In jedem Bezirk finden sie einen historischen Schwerpunkt, der sie unversehens durch alle Epochen der oberösterreichischen Landes kunde führt, beginnend Im Raum Vöcklabruck mit der Mondseekultur, fortschreitend durch das Innere Salzkammergut mit der Hallstatt zelt usw. bis zur Pferdeeisenbahn Im Bezirk Urfahr-Umgebung und der modernen Fahrzeuglndustrle In Steyr. Jeden Wandertag schließt eine knappe Zusammenfassung der wichtigsten heimatkundlichen Daten des durchwanderten Bezirkes ab. Anekdoten, Sa gen sind eingestreut, der Humor kommt nicht zu kurz. Darstellung finden nicht nur die ge wichtigen historischen Ereignisse, sondern ebenso kleine unbekannte Kostbarkelten und Gänge durch Heimatmuseen, um die Im all gemeinen leider oft noch ein großer Bogen gemacht wird — auch von den Erwachsenen. Es Ist ein liebenswürdiger Versuch, Heimat kunde einmal anders zu betreiben. Die Nach ahmung wird empfohlen. Deshalb sollte dieses Buch von vielen Eltern und Ihren Kindern gelesen und benützt werden. Sepp Käfer: Weis — Porträt der Stadt und des Bezirkes, fvlit einem Beitrag von Wilhelm Riess. — Linz: Oberösterreichischer Landes veriag 1975, 136 Seiten Text,80 Schwarzweiß-, 6 Farbtafein, Ladenpreis 248 S. Mit Sperners ,,Llnz, Porträt einer Stadt" und nunmehr Sepp Käfers analogem Werk über Wels hat der Oberösterreichische Landesver lag einen neuen Typus In der Stadtkunde ge schaffen. Während Fachhistoriker heute mit der Spezialisierung der Geschichtswissen schaft an der Aufgabe von Stadt-Geschichts büchern scheltern, zeigen Publizisten, wie man einen Weg finden kann, die Gesamtheit eines Stadtbildes allgemein verständlich zu zeich nen, die Überfülle an Material so aufzube reiten, daß für jeden Leser ein praktisches Kompendium daraus wird. Ausgangspunkt der Darstellung Ist das Gegenwartsbedürfnis, des halb wird auch die unmittelbare Gegenwart in die Darstellung einbezogen, ohne der Ver gangenheit Ihre Schwerpunktstellung zu neh men. Diese Bücher können gelesen und nach geschlagen werden. Sepp Käfer zieht dabei In seine Beschreibung den Bezirk mit ein, so daß eine praktische Bezirkskunde vorliegt. Eine Fülle von Feuilletons reiht sich anein ander. Sie wurden geschrieben, wie der Au tor bekennt: ,,lch Hebe sie, diese Stadt... Die Dame heißt Ovllava." Josef Krempi: Meine Landsieuf. Dichtung in der oberösterreichischen Mundart. Einfüh rende Worte von R. W. Litschei. iiiustrationen v. Herbert Friedi. — Linz: Oberösterreichischer Landesveriag 1974, 133 Seiten, 12 Abb., La denpreis 98 S. Josef Krempi war zu Lebzeiten ein armer Teu fel, geboren 1862 In Obertrattnach, Pfarre Taufkirchen a. d. Pram, als ein uneheliches Kind, gestorben 1914 als menschliche Ruine, beerdigt am Baumgartner Friedhof In Wien, bald vergessen. R. W. Litschei bemüht sich mit der Herausgabe seines ersten erschienen Geder iHerausgabe seines ersten erschilenenen Gedichtbandes ,,Meine Landsleut" um ©Ine Ehrenrettung dieses heimischen Mundartdlchters, der mit einem dramatischen Werk sogar einmal im Linzer Landestheater aufgeführt worden Ist, der seine Umgebung viel und oft erheiterte und dessen Gedichte es wirklich veirdlenen, in die oberösterreichilsche Literatur geschichte aufgenommen zu werden. Er be saß eine natürliche Begabung, war kein plum per Reimeschmied, erkannte vor allem die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der Mundart. Seine Verse ,,Mel' Oberösterreich" hätten ebenso eine Landeshymne werden können, wäre für sie ein Komponist eingetre ten. So bleibt eine wehmütige Erinnerung an ein verlorenes Talent, das dennoch bleibende Werke hinterlassen hat. - Ehrenrettungen die ser Art sollten eine Fortsetzung finden. Auflage konirollierl undTeröffenlUclitfin HSNDBUCHDERPBESSB Verlag und Redaktion danken den Firmen, die durch ihre Inserate das Erscheinen dieser Zeltschrift gefördert und damit zugleich die für beide Teile so fruchtbare Wechselwirkung Wirtschaft—Kultur dokumentiert haben.

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