Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 3, 1975

Bücherecke Neuauflagen des 00.Landesverlages Rudolf Waller LItscfiel: Kunststätten in Ober österreich. Ein Führer zu mehr als 140 be kannten und weniger bekannten Kunstwerken. 2. erw. Aufl. — Linz: Oberösterreichischer Lan desverlag 1974, 231 Selten, 126 Abbildungen, Ganzleinen, Ladenpreis S 178.-. Rudolf Walter LItschel: Land am Inn in Bayern und Oberösterreich. 2. Aufl. — Linz: Oberösterrelchlscher Landesverlag 1975, 174 Sel ten Text,99 Schwarzweiß-, 7 Farbbilder, Ganz leinen, Ladenpreis S 248.—. Wolfgang Sperner: Ausflugsziele In Ober österreich, 3. erw. Aufl. — Linz: Oberöster reichischer Landesverlag 1974, 282 Selten Text, 48 Abbildungen, Ganzleinen, Ladenpreis S 98.-. Neuauflagen sind stets der Beweis für Er folg und Güte eines Buches. Sie bieten den Autoren aber auch Gelegenheit zu erwünsch ten Verbesserungen. Litscheis „Kunststätten" sind zu einem belieb ten Handbuch der oberösterreichischen Kunst freunde geworden. Der Autor schreibt in sei nem „Vorwort, das man nicht überblättern sollte" selbst, daß er vor allem Hinwelse ge ben möchte. Wenn er meint, daß sein Buch nicht für Fachleute geschrieben sei, so gibt er sich zu bescheiden. Es dient auch dem fach kundigen Leser zu liebenswerten Entdeckun gen. Sein Motiv ist eine tief verwurzelte Heimatiiebe, die weiß, daß man ein Land nur schätzen kann, wenn man seine Kuiturschätze kennen lernt. Rudolf Walter LItschel ist ein erfahrener Publizist. Er kennt die Erforder nisse der Wissenschaft und des Fremdenver kehrs. Er weiß um die Wirkung eines gut ge schriebenen Feuilletons. Seine 142 Beschrei bungen sind beste Kunst-Feuilletons. Seine Kapitelüberschriften sind bereits treffsichere Charakteristiken, so etwa ,,Das barocke Linz — profiliert durch seine Gotteshäuser" oder ,,Aschach ein alter Donaumarkt, wo einst der Wein gedieh". Der Leser wird angeregt, zu den beschriebenen Kunststätten hingeführt, erfährt viel Wissenswertes in leicht faßlicher Form. Es wird auch die Gegenwartskunst nicht vergessen, zum wohltuenden Unter schied von Fachbüchern, die Immer noch im Konservativismus verharren. Gegenüber der Erstauflage wurde der Bildteil wesentlich ver bessert und entspricht nun auch einem ver wöhnten Fotogeschmack. Von den alten Be schreibungen blieben nur 20 unverändert, die übrigen Texte sind neu geschrieben, diese ,,Kunststätten" sind somit ein neues Buch, das für die mannigfaltigsten Zwecke nützlich er scheint. Der Wanderer, der Lehrer, der Kunst freund, der Gast, sie alle können es vorzüg lich gebrauchen. Das ,,Land am Inn In Bayern und Oberöster reich" wurde bald nach seinem Erscheinen zum unentbehrlichen Wandergefährten durch das Innviertel. Besonders Im Vorjahr, als Tau sende von ,,Hüben und Drüben" nach Rei chersberg zur Schwanthaler-Ausstellung pil gerten, wurde all diesen Besuchern das Ver bindende in dieser Landschaft deutlich be wußt, die in der Dipiomatensprache des Jah res 1779(als das Innviertel zu Österreich kam) weitläufig als „die Ämter Wiidshut, Braunau samt der Stadt dieses Namens, Mauerkirchen, Friedburg, Mattighofen, Ried, Schärding und überhaupt als der Distrikt von Bayern, der von den Flüssen Donau, Inn und Salzach begrenzt ist", bezeichnet wurde. R.W. LItschel hat sicherlich die Erfahrungen der Schwanthaler-Ausstellung in die 2. Auf lage seines Innviertel-Buches eingearbeitet. Dies zeigt sich schon am Schutzumschlag mit der Farbaufnahme des restaurierten Stiftsho fes von Reichersberg. Er erweist sich einmal mehr in diesem Buch als ein feinsinniger Be obachter und guter Erzähler. Er hat dieses Land persönlich erlebt und gibt seine Erleb nisse anschaulich an seine Leser weiter, wenn er zum Beispiel schreibt: „Diese mächtigen Getreidefelder - in der Sonne wie pures Gold aufleuchtend und vom Wind bewegt wie IVIeere — gehören zum Innviertel gleich dem Lied, dem Bier und der harten Faust, die Tischplatten zerspringen läßt." Oder wenn er den Sauwald dem Herbst und den Kober naußerwald ganz diem Sommer zuordnet. Seine Schiiderungen wirken niemals lehrhaft und doch ist sein Innvierteibuch fachlich exakt gegliedert. Die Geographie der Landschaft wird in dem Kapitel „Eine Landschaft - be stimmt von der Spannung zwischen Höhe und Niederung" behandelt: Stimmungsbilder wech seln mit interessanten fachlichen Angaben. Die Geschichte des innviertels ist in dem Ka pitel „Rot-weiß-roter Bindenschiid und weiß blaue Raute" festgehalten. Es war stets - bis In die Gegenwart herauf - eine Geschichte zwischen Österreich und Bayern. Viele Frie densschlüsse waren nötig, ehe das Land friedlich leben konnte. Braunau und Schär ding wurden als Festungen gegen Österreich errichtet. Es konnte einmal sogar heißen: „Lieber bayerisch sterben als kaiserlich ver derben." Daß der Autor die Kriegsgeschichte besonders eingehend darstelit, entspricht seinen bekannten Neigungen als Mllitärhistoriker. Die Kunstgeschichte findet im Kapitel „Vom glatten Stein zur kühnen Kurve" ihren Platz. R.W. LItschel führt nicht nur zu Kunst stätten, die im Dehio genannt sind, er führt tief ins Land hinein. Die Linie von Wasser burg bis Ried wird hier ganz besonders deut lich, der Niederschlag der Volksfrömmigkeit in bleibenden Kunstwerken lebendig. Ergän zung findet diese Darstellung in dem Kapitel „Städte, Märkte, Edelsitze". Die großen Män ner des Landes werden Im Abschnitt „Auf schöpferischem Boden geboren oder ge wirkt..." angeführt, das reiche Voikstum „Von Zechen, ,Neidfeigen' und ,ausgmusierten Köten'" geschildert. Schließlich fehlt auch nicht der Blick in die Gegenwart „Und das Land am Inn heute?" R. W. Litschei ruft zum Abschluß G. Stibler und H. v. Hammerstein auf, um für das Innviertel zu zeugen. Sein eigenes Sprachzeugnis erscheint uns nicht minder wichtig. Wolfgang Sperner deutet die Zielsetzung sei nes Wanderbuches selbst mit seinen Kapitel überschriften genau an: Stätten oberösterrei chischer Geschichte — Auf den Spuren be rühmter Persönlichkeiten — Naturkundliches und alte Werke der Technik - Heimathäuser und andere heimatkundliche Sammlungen — Lehrpfade und Fitneßwege. Er will dem Kulturausflug des Städters dienen. Es wäre auch zu sagen, daß der Autor an der Popularisierung dieser positiven Zeiterschei nung in öberösterreich wesentlichen Anteil genommen hat. Ihm sind viele Anregungen zu danken, die in seinem Buch festgehalten wur den. Die Vorzüge seines Werkes liegen vor allem darin, daß es ganz auf die Praxis aus gerichtet ist. Die fachlichen Angaben sind auf den neuesten Stand gebracht. Der Leser er fährt bei jedem Wandervorschlag die notwen digen Angaben über Eintrittspreise, Besuchs zeiten und Auskunftsmöglichkeiten (inklusive Anschrift und Telefonnummer). Er erfährt auch unbekannte reizvolle Details, wie zum Bei spiel, wo der „Fidele Bauer" wirklich lebte. Gemeint sind die Hinweise auf den österrei chischen Operettenkomponisten Leo Fall, der sich gerne in öberwang aufhielt: ,,Der Hei nerle lebt heute noch, er heißt Rosenkranz, ist Altbauer In Henndorf im Salzburgischen und war das Enkelkind vom Roiderhansl." Wolfgang Sperner hat - wie übrigens auch Rudolf Walter LItschel - seine ,,Ausflugsziele" alle selbst erwandert, deshalb die Frische der Darstellung und die Genauigkeit seiner Anga ben. Sein Buch wird sicherlich noch lange Im allgemeinen Gebrauch des oberösterreichi schen Fremdenverkehrs verbleiben. Es wird bestimmt weitere Auflagen erleben. Neuerscheinungen im Oö. Landesverlag Johann Blöchl: Meine Lebenserinnerungen. - Linz: Oberösterreichischer Landesverlag 1975, 284 Seiten Text, 32 Bildseiten, Ladenpreis 198 S. Als Ich dieses Buch zur Hand nahm und die ersten Seiten las, stieg eine liebenswerte Er innerung an Landeshauptmann-Stellvertreter Johann Blöchl in mir auf. Ich dachte zurück an die vielen gemeinsamen Stunden vor der Wenzelskirche in Wartberg ob der Aist, die über seine Initiative vor dem Verfali gerettet und als Gedenkstätte an alle Opfer von Krieg und Nachkriegszeit ausgebaut worden ist. Da mals lernte ich das intensive Geschichtsbe wußtsein dieses Mannes, der sich immer be scheiden gab und in der Geschichte seiner Heimat dennoch eine so entscheidende Rolle zu erfüllen hatte, bewundernd kennen. Eine weitere Erinnerung möchte ich zitieren. Einer meiner Lehrer an der Hochschule war der bedeutende österreichische Historiker Hein rich Ritter von Srbik. Er unterhieit sich mit mir oft über die Bedeutung der Memoirenli teratur für die Geschichtsschreibung. Er

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