zielte Unterstützung des von Ferd. Ridier angebahnten Industrie-Zweiges handelt, ist man nicht in der Lage darauf einzu gehen, da der Staatsverwaltung kein Fond zu solchen Zwecken zu Gebothe steht." Zum Schluß wurde dem Herrn k. k. Statthalter im Kronlande Oberöster reich empfohlen, „die Überzeugung von der Nützlichkeit jener Erfindung durch Besprechung in der Presse zu begrün den und in den betreffenden Kreisen zu verbreiten." Davon hielt allerdings Statthalter Fischer nicht viel. Er lancierte zwar etliche Artikel, die auch veröffentlicht wurden wie etwa in der ,,Linzer Zeitung" vom 23. Oktober 1850 und die alle Ridlers Arbeiten lobten, aber Fischer war sich bewußt, daß man dem Spitaler Klingenschmied nur mit Geld helfen könne. Er plante deshalb, einen Verein zu gründen, der achtzig Mitglieder umfassen sollte, die je hundert Gulden Einlage zu leisten hatten. Fischer war überzeugt, daß dieses Vorhaben ge lingen müsse und legte in einem Schrei ben vom 23. November 1850 Ridier fol gende Fragen vor: „ich bedarf erstens zu wissen, ob Sie im zweiten oder erst in einem späteren Jahr mit der Tilgung des Vorschusses beginnen können. Zweitens: Weiche Summe Gulden natür lich in Waren, also nach deren Wert be rechnet, Sie jährlich zu tilgen vermögen. Drittens: Ob Sie vieiieicht geneigt wären, das Darlehen auf ihre Besitzung ein tragen zu lassen." Das Schriftstück schließt mit dem Satz: „ich geharre mit dem Wunsche, Ihnen und dem Vateriande dienen zu können, achtungsvoll ihr bereitwiiiiger Diener Fischer." Seltsamerweise zeigte sich Ferdinand Ridier von den Bemühungen des Statt halters wenig beeindruckt. Es ging ihm viel mehr darum, durch die Vermittlung Dr. Fischers dem Kaiser von Rußland eine damaszierte Säbelklinge dedizieren zu dürfen, was auch gelang. Der Zar revanchierte sich mit einem Brillantring, der Ridier am 8. November 1851 In Spital am Pyhrn übergeben wurde. Dieser Brillantring löste übrigens einen Schrift verkehr aus, über den St. Bürokratius wohlgefällig gelächelt haben mag, denn das Schmuckstück beschäftigte etliche russische und österreichische Kanzleien, bis es endlich den Empfänger erreichte. Mittlerweile hatte sich manches verän dert: Dr. Alois Fischer war durch Eduard Freiherrn von Bach abgelöst worden, wo mit Ridier einen echten Freund und För derer verlor; so konnte von einem Unter stützungsverein für Ridier nicht mehr die Rede sein. Nun nahm sich zwar auch Statthalter Bach um Ridier an, aber es fehlte der persönliche Kontakt: das einzige was Bach tat war, daß er Ridier auf Beamtenebene weiterempfahl. Der Klingenschmied Ferdinand Ridier — er bezeichnete sich nun als Fabrikant und Erzeuger von Damaszener Stahl - mußte daher wieder selbst die Initiative ergrei fen und hatte dabei Erfolg: er zeigte seine Produkte in London gleichermaßen wie in München oder in Wien und fand überall Anerkennung. Doch das große Geschäft stellte sich nicht ein, Ridier blieb der Alleingänger und mußte sich mit Dankschreiben, Medaillen und Orden begnügen: der Traum, tatsächlich einer Fabrik vorstehen zu können, ging nie in Erfüllung. An seinem Lebensabend scheint er schließlich resigniert zu haben, denn als er am 8. Oktober 1867 an Lungenlähmung in Spital am Pyhrn starb, trug der Pfarr herr in das Totenbuch neben dem Namen des Verstorbenen die Berufsbezeichnung ,,Krämer" ein - nichts deutete mehr auf den „Büchsenmachermeister", auf den ,,Fabrikanten", auf den Erfinder Ferdi nand Ridier hin. Den Kaufladen führte sein Sohn Emil — er wurde nur 48 Jahre alt - weiter. An Ferdinand Ridier erinnert erfreulicher weise noch einiges. So besitzt das Ober österreichische Landesmuseum in seiner wehrhistorischen Abteilung und in seiner Waffensammlung das Dankschreiben Radetzkys an Ridier im Original sowie etliche Ridler-Klingen, die für die hohe Kunstfertigkeit ihres Herstellers zeugen. Auch in Spital am Pyhrn ist Ferdinand Ridier nicht ganz vergessen, dafür sorgen schon Oberförster Werner Kiesenhofer, der Kustos des im Entstehen begriffenen Heimathauses, und Frau Therese Ritter, die sich als Nachkomme der Ridier um die Familiengeschichte bemüht. Dank ihnen war es mir erst möglich, mich mit einem Mann eingehender zu beschäfti gen, der es auf Grund seiner Leistungen verdient, daß man zuweilen auf ihn auf merksam macht, und der bewiesen hat, daß der regsame menschliche Geist allen Widerwärtigkelten zum Trotz Bleibendes zu schaffen vermag.
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