Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 3, 1975

Bad Hall eröffnet neues Kurzentrum In dem am Rande der oberösterreichischen Waidaipen gelegenen Jodsoiebad Bad Hall wurde am 31. Mai 1975 das vom Land Ober österreich mit einem Aufwand von rund 100 Miii. Schilling geschaffene neue Kurzentrum durch den zuständigen Referenten, Landeshauptmannsteiivertreter Possart, feierlich sei ner Bestimmung übergeben,inmitten moderner Parkanlagen am Rande des alten Kurvierteis entstanden zwei Großbauten, das Kurmitteihaus und das Thermai-Minerai-Haiienbad. Sie sind beredtes Zeugnis einer in den letzten Jahrzehnten eingetretenen entscheidenden Änderung in den Aufgaben, ebenso auch im Angebotsspektrum der europäischen Heilbä der. Noch vor wenigen Jahrzehnten war eine Heiibadkur gleichbedeutend mit einer Folge von Wannenbädern in heilendem Wasser, er gänzt durch Trinkkuren sowie durch Ruhe und Geborgenheit im freundlichen Kurortmiiieu, das mithalf, chronische Krankheiten zu bes sern oder auch zu heilen. Eine solche etwas einseitige Bäder- und Trinkkurbehandiung wurde in den letzten Jahren von einer wesentlich erfolgversprechenderen Ganzheitsbehandiung auf Grundlage eines vielseitigen Programms physikalisch-therapeutischer Maß nahmen abgelöst. Der Gast wird nicht mehr, wie einst, als passives Objekt gebadet; er ist vielmehr aktiver Teilnehmer an prophylakti schen, therapeutischen und rehabilitierenden Maßnahmen, weiche die Behandlung im Krankenhaus und am Wohnort sinnvoll er gänzen, zu diesen jedoch keineswegs in Kon kurrenz treten. Bad Halls natürlicher Wirkstoff Jodsoie schafft mit seinen vielseitigen Wir kungsmechanismen eine vorteilhafte Ausgangsiage für ieistungsfördernde Maßnahmen. Diesem Trend entsprechend, entstand in Bad Hall ein vorbildliches Kurzentrum. Das durch einen gedeckten Übergang mit den Bäderaniagen des alten Badehauses verbun dene fünfgeschossige Kurmitteihaus wurde nach Plänen von Hofrat Dr. Kurt Auckenthaier errichtet, in seiner baulichen Konzeption kommt schon optisch die Darbietung viel seitiger Behandlungen zum Ausdruck. Durch behagliche Warte- und Ruheräume ergänzt, enthält es in klarer Gliederung Einrichtungen für alle die vielen speziellen Zusatztherapien des Heilbades. Hier gibt es Anlagen für Pakkungen verschiedener Art als Speziaiformen intensiver allgemeiner oder auch lokaler Wärmebehandlung, die sich vor allem bei Schäden des Bewegungsapparates bewäh ren. Ferner die neuzeitlichen galvanischen Teiibäder zur Einschieusung der Wirkstoffe in die Gefäße, die bei Erkrankungen des ar teriellen und venösen Systems angewendet werden. Zur Behandlung von Krankheiten der Atemwege dienen vielseitige inhaiationsformen, so Apparateinhaiationen, fallweise un terstützt durch Vibration und Rauminhaiationen. Eine Sonderform bildet das in Bad Hall einmalige Uitraschail-Eiektro-Aerosoi zur Er zeugung dichter, iungengängiger Jodsoienebei. Es beeinflußt — vielfach mit Atemtherapie kombiniert — die tiefsten Verzweigungen des Bronchiaistammes und dient speziell zur Be handlung chronischer Bronchitiden und von Bronchialasthma. Spezialeinrichtungen zur Therapie bestimmter chronischer Augener krankungen in Form von Sprühbehandiung und Ophthaimoiontophoreseaniagen und Mundduschen zur Festigung des Zahnhaiteapparates ergänzen die großzügige Einrich tung des Hauses. Vor allem aber gibt es hier umfangreiche Anlagen zur aktiven und pas siven Mechanotherapie, die einer ökonomisierung der Kreisiauffunktionen dienen und nun auch bei Rehabilitation von Rheumakran ken oder sonst Bewegungsbehinderten ein gesetzt werden. Das Thermai-Minerai-Haiienbad, für dessen Planung von der oö. Landesbaudirektion ein Wettbewerb ausgeschrieben worden war, er gänzt und erweitert den Aufgabenbereich des Kurmitteihauses. Das Preisgericht hatte dem Plan des Linzer Architekten Dipi.-ing. H. Taferner den ersten Preis und damit die Aus führung zugesprochen. Der Bau nimmt mit einer modernen und doch dem Charakter des Heilbades angemessenen Gestaltung auf die Erfordernisse Bad Halls besonders Bedacht, in dem großflächigen Bau durchdringen sich vier kreuzförmig angeordnete Baukörper, wo durch es möglich wurde, die vielfältigen Funktionsbereiche der Gesamtaniage einan der in vorteilhafter Weise zuzuordnen. Weit und luftig sind die Eingangshalle und die nur durch eine Glasfläche von ihr getrennte Schwimmhalle, deren große Fenster den Bück ins freundliche Umland freigeben, in dem 280 Quadratmeter messenden, 1,3 bis 1,5 Meter tiefen Badebecken ist ein Bereich von 25 mal 10 Meter dem sportlichen Schwimmen bereit gestellt, während ein angeschlossenes Spru deibecken eine Ruhezone und zugleich Mög lichkeiten zur beliebten Strahimassage bie tet. Das Badebecken ist mit verdünnter Jod soie gespeist, deren Jodgehait — einem Auf trag der Sanitätsbehörde gemäß — überdies auf die Jodkonzentration des Meerwassers vermindert wurde. So bietet dieses Bad — ohne ein Heilbad im engeren Sinne zu sein — den vorteilhaften Reiz eines Mineraiwasserba des. Keimfreimachung mitteis Ozon schafft einwandfreie hygienische Verhältnisse, wo bei — durch den besonderen Mineraigehait des Wassers bedingt — Trinkwasserquaiität ohne die sonst notwendige Depotchiorung sichergestellt ist. Damit bilden diese beiden Zentraigebäude des neuen Kurzentrums von Bad Hall eine Synthese zwischen der in fast 150jähriger Entwicklung aufgebauten Jodsoietherapie und den Erfordernissen moderner kurmäßiger Be handlung. Das Land Oberösterreich hat so bewiesen, daß ihm nicht nur der Ausbau sei ner Krankenhäuser wesentlich ist, sondern auch sein Heiibäderwesen sehr am Herzen liegt. Mit Bad Halls neuem Kurzentrum hat es vorbiidiiche Anlagen zur Behandlung früher Krankheitsstadien, zur Prophylaxe von akuten Rückfällen, zur Heilbehandlung bestimmter chronischer Leiden ebenso wie für wieder herstellende Maßnahmen geschaffen und zu gleich einen entscheidenden Beitrag zur För derung des Fremdenverkehrs in einem der bedeutendsten Kurorte des Landes geleistet. Oben; Das neuerbaute Kurzentrum Bad Hall Mitte: Blick in das neu errichtete Thermai-MineraiHaiienbad Unten: Blick in den neu errichteten Raum für Inhalationen. Fotos: Franz Gangl

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