Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 3, 1975

SJ Hirtenfeld, Schülerarbeit aus dem Gymnasium Gmunden (Prof. Walter). Fotos; H. G. Prillinger nung, daß die eine oder die andre viel leicht im geplanten Heimathaus ihren ständigen Platz finden könnte. Mehrfach wird hier die alte Tradition fortgeführt: der Herrgottschnitzer Hufnagl in der Viechtau hat jedes Jahr Arbeit über Arbeit, um die bestellten Krippenfiguren zeitgerecht fertigzubringen. Auch der Bildhauer Sepp Moser gestaltet solche Aufträge. Seine Tochter, eine Keramike rin, beschäftigt sich gleichfalls mit dem weihnachtlichen Thema; ihre sehr schöne kleine Tonkrippe befindet sich als Spende von Prof. Gudrun Wittke-Baudisch in der Krippensammiung des Gmundner Museums. Wenn man es recht betrachtet, scheint Gmunden ja überhaupt Sammeisteile für Krippen zu sein. Da finden sich Modeil figuren des Gmundner Hochaltares und alle Arten Viechtauer-Kripperl, EbenseerKrippen und Schwanthaler-Szenen — es gibt Papierkrippen, Reliefs und kleine Schaukästchen, drei Jahrhunderte sind vertreten in dieser Sammlung. Das ist ein ausgiebiger Fundus für die alljähr lichen Krippenaussteilungen des Museums, die bereits zu einer fest stehenden, gut besuchten Veranstaltung geworden sind. Was in den privaten Häu sern nicht mehr möglich ist, wird hier im Museum geboten: der Brauch des Krip penbauens und das Krippenschauen. Denn es werden nicht nur die musealen Schätze ausgestellt — mit viel Bedacht wird vielmehr die kontinuierliche Ent wicklung bis in unsere Tage gezeigt. Wie lebendig die Tradition sein kann, zeigen die vielen Krippen und weihnachtlichen Hintergiasbllder, die von den Kindern der Gmundner Schulen mit viel Phantasie und Hingabe gestaltet werden. Aber es sind nicht nur die Kinder, die heute noch Krippendarsteilungen zu machen wagen — die Gmundner Keramiker gehen an diesem Thema auch nicht vorbei: F.J. Al tenburg hat sich schöne, eigenwillige, frei-gedrehte Figuren einfallen lassen; H. Lischka macht Tonmanderl in der alten Manier und doch überzeugend modern; und damit nicht alles so ewig keitsgebunden sei, bäckt sie jedes Jahr Lebkuchenkrippen mit allen Gestalten, die dazugehören. Es gibt eine ganze Reihe von Krippen freunden, die in aller Stille ihre kleinen Meisterwerke schaffen — Frau Krämmer malt wundervolle Hintergiasbllder weih nachtlichen Inhalts, sie schnitzt auch Krippen für ihre eigene Familie. Auch Herr Zemann ist solch ein heimlicher Schnitzer, der Figuren und Krippen zubehör für die eigene Krippe macht — er tut es mit der gleichen Hingabe wie der begeisterte Herr Schwarzäugl, des sen größte Freude seine Sammlung und seine Krippenwerkstatt sind, wo er sogar aus gefällten Esplanade-Kastanien schöne Krippenberge baut. Er hütet auch die feinen Krippen seines Bruders mit den bewundernswerten Kleinfiguren. Ein besonderer Genius ioci ist für Gmun den natürlich der Name Schwanthaler. Der Dreikönigsaitar in der Pfarrkirche von Thomas Schwanthaler aus dem Jahr 1678 ist das Prunkstück der Stadt; Jo hann Georg führte in den letzten Jahr zehnten des 18. Jahrhunderts die Krip pentradition erfolgreich weiter, sein Sohn Franz schuf viele dieser kleinen Kunst werke in der ersten Hälfte des 19. Jahr hunderts. Auf diese Welse gibt es immer noch viel ererbtes Krippengut in den Familien, manchmal sind die Besitzer auch bereit, ihre Schätze in der weih nachtlichen Ausstellung zu zeigen. Es gibt keine kultische Handlung ohne Musik. Das weihnachtliche Brauchtum des Saizkammergutes bildet da keine Ausnahme. Das reiche, seit Jahrhunder ten mündlich überlieferte Liedgut des Volkes wurde glücklicherweise in der Zeit um 1920 von zwei aufmerksamen Volksliedfreunden aufgeschrieben und publiziert: Ferdinand Großmann und Fer dinand Schailer. Diese Lieder und Texte reichen zum Teil wohl Jahrhunderte zurück, denn das 14. Lied in Ferdinand Schailers Buch ,,Hirtenlieder aus Ebensee" wird in dem alten ischler Krippenspiel, das aus dem Jahr 1654 stammt, bereits von den Hirten als Wechselgesang vorgetragen (s. Franz Lipp). Dieses Spiel wird in Bad Ischl nun alljährlich wieder aufgeführt. Auch das Gmundner Hirtenspiei, das zwar erst seit fünf Jahren gespielt wird, ist bereits Tra dition geworden. Den Hintergrund bilden auch hier einige Ebenseer Krippenlieder, die Szenen werden von den bekannten typischen Salzkammergutfiguren bevöl kert (E. Prillinger). Es ist ein Zeichen guter Entwicklung, wenn Bräuche nahtlos ineinander über gehen. Das Salzkammergut hat jeden falls seine reiche kultische Vergangenheit mit vollem Selbstbewußtsein an die und in die Krippe getragen und schenkt da mit allen, die dieses Bild der Hoffnung in der Mittwinterzeit besuchen, die Freude einer echten ursprünglichen Begegnung.

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