feiert hat. Ein korpulenter Mann, dieser Kurzbauer, mit faltig verfließendem Chor rock, das Birett in der schmalen Hand, kurzatmig, aber bestimmt... Im innviertel haben einst die vornehmen Augustiner-Chorherren den Ton ange geben. Neben Ranshofen stehen ja noch Reichersberg mit dem berühmten Propst Gerhoch und das von Josef Ii. säkulari sierte Suben mit einer ganz späten Rokoko-Kirche. Dann gibt es in der Donauenge, wo die Wälder niederrauschen, das Stift Engelszeli, einst Zisterzienser, heute Trappisten. Das Kloster Engelszell und der Markt Engelhartszell gehören heute wohl zum politischen Bezirk Schärding, und die Schärdinger haben über Jahrhunderte hin die Bierversorgung unverdrossen durchgehalten, mit Roß und Wagen, und über den struppigen Sauwaid hinüber: aber nach der alten Geographie ist Engelszeil der Einflußbereich des Hoch stiftes Passau, dazu Prälatenstand des Herzogtums Oberösterreich. Nein, das Herz des innviertels schlägt in Reichersberg. Schon aliein deswegen, weil hier ein bäuerlich festgefügtes Stift so tapfer die Zeiten überstanden hat. Augustiner-Chorherren, die den feinen weißen Streifen des Sarroziums als Or denszeichen tragen; Augustiner-Chor herren, die in der PIttener Waldmark, unterhalb Wiens, acht Pfarreien aus der Siedeizeit betreuen; Augustiner-Chor herren, die ihren Wein aus der Wachau holen und als „Prälatenwein" ausschen ken. Und im Innviertel haben sie einst den heute so charakteristischen Obstbau eingeführt, und zwar unter Propst Petrus Schmid, gleich nach dem Wiener Kongreß. Der große Stiftshof von Reichersberg: in der prallen Sonne, mit den niedrigen Wirtschaftsgebäuden, den fluchtenden Reihen der Doppeiarkaden, dem schönen Rokokoturm gleich übers Eck. Man sieht es den Bogensteliungen an, daß die Hände ländlicher Meister am Werk waren, und die Marmorsäulen im oberen Gang sind gar nicht alle Marmor, sondern zur Hälfte blaßrot eingefärbeiter Sandstein. Der gedrungene Torbau hat eine lustige Kupferhaube auf, und mitten vor dem weiten Platz steht der fast bur leske Saizburger Marmorbrunnen mit den wasserspeienden Delphinen und dem dunklen Bronze-Michael des Thomas Schwanthaier aus Ried. Und die Schwanthaier, sieben Künstler generationen, vom Dreißigjährigen Krieg bis hinein in die Münchener Romantik — sie stehen ihrerseits wieder für das ganze Innviertel und seine schöpferische Kraft. Ais sie in Reichersberg die große Ausstellung hatten, da strudelte es uns, wie von selber, hinein in den Kreuzgang, das Refektorium, die Bibliothek, die Für stenzimmer im Obergeschoß. Der be stimmende Eindruck war der gewaltige Stoß, den hier ein stilprägender Meister seiner ganzen Familie mitgegeben hatte. Und es blieb die große Barockgebärde, die alles beherrschte, Madonnen, Engel, Hellige, ja das Bild des Herrn selber: ich habe dich gefunden. Du hast mich überwunden. Ich sehe neu die Erde. Du schenkst mir die Gebärde. Von alier falschen Eitelkeit hast. Heiliger, du mich befreit, hast mich durchpulset und durchweht. Neu strömt vom Munde das Gebet. Die Schwanthaier, die, aller Zunft ledig, im kleinen Ried hockten, verstellen mit der Fülle ihres Werkes freilich ein wenig den Blick auf die Stadtmeister von Braunau oder Schärding. Und völlig über sehen wird meist, daß zwei große Kunst zentren dem Innviertel sozusagen in der Flanke saßen: nämlich die Bischofsstadt Passau, die geistlich bis zum Trumer See hin gebot, und die Residenzstadt Burg hausen, von der aus bis 1779 das ganze Land regiert wurde, in Burghausen faßten bereits vor Thomas Schwanthaier die bei den Brüder Zürn Boden, Meister aus dem fernen Oberschwaben, die die Fluchtwelle des Dreißigjährigen Krieges nach Bayern geworfen hatte. Der ge waltige Hochaltar, den sie für die Pfarr kirche von Braunau schufen, ist 1906 aus Unverstand abgebrochen worden. Aber noch stehen die drei Altäre von St. Georgen an der Mattig: der große Aufzug der Ritter-, Kriegs- und Soldatenheiligen Sebastian, Martin, Georg. Eini m \
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2