Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 3, 1975

zeigen, dann ist wiederum eindeutig der beste Schuß gefailen. Hat der letzte Schütze sein Schußpensum absolviert, zieht sich das Komitee zur Auswertung zurück. Anschließend formie ren sich die Schützen mit ihren Frauen und Mädchen zum Schützenzug. Voran der Laternträger, dann der Zieler mit der bemaiten Scheibe. Ihnen folgt die aus zwei Schwegelpfeifern und einem Trommier bestehende Schützenmusik, die sich nur im Salzkammergut(von wo sie neuer dings durch gute Pflege wieder aus strahlt) erhalten hat, weil hier das Schüt zenbrauchtum kontinuierlich weiteriebt. Hinter den „Fahnibuben", die von den Schützen angeheuert werden, um die ,,Beste" zu tragen, schreiten der Schüt zenmeister und der an diesem Tag be sonders wichtige Kassier, dahinter an schließend der lange Zug der Schützen. Abwechselnd mit der Musik verkünden die ,,Fahnltrager" mit lautem Geschrei das Nahen des Schützenzuges: Heint is amal lustig, heint is amal ra, heint ham ma a Schitznmahl und an Tanz a. Beim Gasthaus heißt der Wirt die Schüt zen herzlich willkommen und geleitet sie in den Tanzsaal. Ehe sich die Schützen aber niedersetzen, spielt die Musik zum Schützentanz auf. Dann wird das Mahl aufgetragen, das seit jeher aus einer Leberknödeisuppe und einem ,,Bratl" be steht. Die Mehlspeise mit Kaffee ist be sonders den Frauen als Entschädigung für das ,,Haushüten" zugedacht. Eine ,,Geigenmusik", die inzwischen die Schwegein und die Trommel ablöste, untermalt das Essen mit den sogenann ten ,,Suppentänzen". Hinterher wird natürlich fleißig zum Tanz aufgespielt. Dazu noch zwei interessante Beobach tungen: Es haben nur geladene Gäste Zutritt. Sollten Mitglieder anderer „Passen" versuchen, die Tanzfläche zu betreten, werden sie kurzerhand hinaus geworfen. Außerdem muß jeder Schütze beim Tanzen seinen Hut tragen, der an diesem Tag mit einem schönen ,,Mahibuschen" aus Aipenblumen und Ros marin geschmückt ist. Am nächsten Tag wird ,,blau gemacht". Am Vormittag lassen sich die Schützen das nächtlicherweile beim Heimweg ge stohlene Kraut von der Wirtin zubereiten. Mancher verstimmte Magen kommt dabei wieder ins Gleichgewicht. Es ist übrigens Ehrensache, an dieser Zusammenkunft, auch „Neuner-Messe" genannt, teilzu nehmen, bei der es immer äußerst turbu lent zugeht. Es wird gesungen und ge pascht, gestichelt und viel Unsinn aus geheckt. Erst am Abend trennt man sich. Am folgenden Samstag kommt es zu einer Revanche beim „Nachschießen", das mit einer „Nachzeche" endet. Kaum anderswo in Österreich hat das Schützenbrauchtum die Tradition so un mittelbar bewahrt wie im Salzkammergut. Hier hat sich nicht nur die Armbrust er halten, es gilt auch der Zentrumschuß, vom Zieler gebührend angezeigt, weiter hin als erstrebenswertestes Ziel. Hier er tönen noch die Schwegein zum eindring lichen Rhythmus der Trommel, winken die bunten Seidentücher als ,,Best". Ais Ausdruck der nachbarlichen Verbunden heit vereint man sich am Ende des Schüt zenjahres beim Mahl. Trotz ständiger Entwicklung vollzieht sich das Schützenleben nach ungeschriebenen Gesetzen der Überlieferung und gesell schaftlichen Ordnung. Es hat bis heute nichts von seiner urwüchsigen und zu gleich noblen Volkstümlichkeit verloren. LINZ BakM-^ADOtheke Linz • Flgulystraße 1 (beim Voiksgarten) • Teiefon 55066

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