Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 3, 1975

_>A. »T tu. »1» Besondere Brauchtumsbedeutung besitzt der Schießstand der Lauffener Schützen, der auf eine alte Überlieferung zurückblicken kann. Er liegt romantisch am Südfuß der Katrin und Ist durch ,.offene" Scheibenstände ausge zeichnet. Wie bei den „Stachelschützen" zeigen auch auf dem Lauffener Schießstand die Zieler die Treffer mit bestimmten Gebärden an. Bei einem besonderen Treffer wird die ,,Sau" hervorgeholt, bei einem ,,Vierer" kracht der Böller. Fotos: Verfasser lichkelt verlangt, zur Gewinnermittiung herangezogen. Auf der Mahlscheibe bil det nicht ein ,,Blatti" das Ziel, sondern ein 22 mm dicker ,,Zapfen". Wird der „Zapfen" getroffen, löst er automatisch einen Böllerschuß aus. Nun tritt der Hauptzieler in Aktion. Je nach der Güte des Schusses vollführt er seine Faxen. Wiederholt betrachtet er den Schuß und weckt die Hoffnungen des Schützen. Er schlägt Purzelbäume, springt in die Luft, gräbt sich in das vor dem Stand aufge breitete Tannenreisig ein und wirft seine Kappe mit dem Fuchsschwanz in die Luft. Diese Handlung verfolgen die Schüt zen besonders aufmerksam, denn sollte er die Kappe nicht auffangen, wissen sie, daß jetzt der schönste Schuß ge fallen ist — zumindest so lange, bis er seinen Hut neuerlich wegwirft. Die Tref feranzahl gibt er durch ,,Juchizer" be kannt. Danach richtet sich dann die Kreis melodie, die von der Schützenmusik ge spielt wird. Mitten unterm Schießen kann es passieren, daß der Zieler Reißaus nimmt und mit dem ,,Zapfen" auf einen Baum klettert oder ins Wirtshaus ent flieht. Da bleibt den Schützen dann nichts anderes übrig, als ihn mit einer guten Jause wieder herabzulocken oder ihn mit der Musik nach Bezahlung der Zeche abzuholen. Bei den Scheibenschützen in Lauften, wo die Entfernung zum Scheibenstand 150 Schritte beträgt, gibt der Zieler die Treffer durch bestimmte Gebärden bekannt. Er hebt die Hand, verneigt sich und zieht seinen Hut. Bei einem Vierer kracht wie der der Böller. Außerdem stehen die Figurenscheiben auf — bemalte Scheiben klappen nach vorne. Auch hier richtet sich das Gehaben des Zielers nach der Güte des Schusses. Er läuft einmal um die Scheibe, ein zweitesmal, nimmt An lauf zu einem drittenmal... läßt es aber bleiben. Also ein ,,Zweimalgeher", der dem Schützen signalisiert, daß sein Schuß ca. 1000 Teile, in denen die Ab weichung vom Zentrum (,,Nullteiler") ge messen wird, aufweist. Beim nächsten Treffer steigert er sich zu einem dritten Umgang, er holt die ,,Sau" oder das „Bierkrügl" (Giückssymboie aus Pappe), er lehnt sich mit dem Rücken an die Scheibe (,,Anlieger" = ca. 250 Teile). Wenn er dann noch seine Kollegen her beiruft, damit auch sie „einischaun", und wenn sie daraufhin gemeinsam ein Tau mel erfaßt, bei dem sie die Kappen weg werfen, sich im Gras wälzen und wo möglich sogar die Hose abziehen, um den Schützen den nackten Hintern zu

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