Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 3, 1975

St. Wolfgang ihren „VortI" bestätigt bzw. neuerlich verliehen. Halistatt bekam sein Privileg 1620, doch existieren auch hier frühere Nachrichten über eine Gesell schaft. 1665 erteilte Kaiser Leopold I. dem Markt Lauften ,,sammt der Gemaine zu Geisern" die Bewilligung zur Errich tung einer Schießstätte außerhalb des Ortes und gewährte ihnen dazu einen jährlichen ,,Vorti" von 12 Gulden. Im Gedenken daran findet seit dieser Zeit alljährlich um den 15. November das ,,Leopoidi-Schießen" statt, das wegen seiner Urwüchsigkeit seinesgleichen sucht. Lauffen bewahrte nämlich seine „offenen" Scheibenstände und damit die hariekinartigen „Zieler", die mit viel Spaß und Schabernack bei genauer Einhaltung Ihrer Gebärdensprache die Treffer an zeigen. Für die Schützen aus Geisern war es natürlich eine Benachteiligung, nach Lauffen zum Schießen gehen zu müssen. Sie erreichten daher 1696, daß der ,,Vorti" von Lauffen geteilt und eine Hälfte ihnen zugesprochen wurde. Im selben Jahr er hielt auch Gösau einen ,,VortI". Damit findet man am Ende des 17. Jahr hunderts in allen größeren Orten des Salzkammergutes eine privilegierte Schießstätte, die jedoch nur der ,,besseren" Gesellschaft vorbehalten war. So verwahrt sich noch 1820 die privile gierte Schützengesellschaft von Ischl beim Salzoberamt auf das entschie denste, daß eine neue Gesellschaft, die sich „junge Schützen" nennt und außer einem einzigen Bürger - nämlich dem Wirt —, einem Schichtenschreiber und einem Jäger nur aus jungen k. k. Arbei ter-, Handwerker- und Bauernburschen besteht, den „Vorti" für sich reklamiert. Einige Jahre vorher hätten die Burschen kaum gewagt, mit einem derartigen An sinnen an die Obrigkeit heranzutreten. Die kleinbäuerliche Bevölkerung konnte ihrer Schießleidenschaft nur im Verbor genen frönen. Ihre Schießstätten waren meist nur provisorisch, in den entlegen sten Winkeln oder auf schwer zugäng lichen Anhöhen zu finden. Man griff da her auch auf die Armbrust zurück, die übrigens in keiner Weise mit jener des Mittelalters zu vergleichen ist und nur eine Reichweite von 13 Metern hat. Abge sehen davon, daß sie weniger Kosten verursacht, besitzt sie weitere Vorteile, die ein Vierzeiler beredt zum Ausdruck bringt: Stahöschlaßn, alter Brauch, ohne Pulver, ohne Rauch, leiser Druck und leiser Knall, weitum beliabt im ganzen Tal. Man wußte sich eben der Obrigkeit zu entziehen! Umso erstaunlicher ist es, daß in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gerade das Armbrustschießen zur ,,ur alten und adeligen" Rarität emporsteigt. Was war geschehen? Auf der Suche nach dem Besonderen stießen die Reise schriftsteller auf das Armbrustschießen, dem im Salzkammergut auch der Hoch adel seine wohlwollende Aufmerksam keit schenkte. Insbesonders Erzherzog Johann, der oft im Salzkammergut weilte, besuchte gerne die Schießstätten. Am 25. und 26. Juli 1840 gab er aus Anlaß des Namenstages seiner Frau, Anna Piochl, auf der Schießstätte im Ausseer ,,Prater" ein ,,Kugel- und Stahel-Schießen". Auch auf dem ,,Prater" in Ischl, der eigentlich erst durch die Errichtung einer Schießstätte begründet wurde,fand unter erzherzoglichem Protektorat ein Schie ßen statt. Erzherzog Maximilian veran staltete aus Anlaß der Genesung seines Onkels Erzherzog Rudolf, Fürsterz bischof von Olmütz, 1827 ein großes Volksfest, das er selbst durch Kugeiund Boizschießen eröffnete. An dieser Stelle sei auch an die ,,Maximilian-Feste" in Ebenzweier in Altmünster erinnert, bei denen ebenfalls immer Armbrustschützen auftraten. Derartige Feste, auf denen sich das ,,Volk" zu produzieren hatte, stan den damals beim Adel hoch in Mode. Selbst Linz erlebte im Jahre 1833 ein solches Volksfest, worüber Anton Ritter von Spaun berichtet: „Ein heimisches Volksvergnügen, das heute noch nicht erloschen ist und z. B. in Ebensee eifrige Pflege findet, ist das Armbrustschießen. Ein Schießstand war für die ganz jungen Schützen aus dem Salzkammergut ein gerichtet. Knaben von 11 bis 15 Jahren ' ■ : i' -s'-. iß I 'W- i -"A Ä Wi ■ ■ ^ , ..p 1 Historische Bilddarstellung aus Ischler Privat besitz: Erzherzog Franz Carl mit seinen Söhnen, den „Salzprinzen" des Volksmundes, bei einer Schießübung mit dem ,,Baiester". Foto: Verfasser

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