Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 3, 1975

f- ] vtVi • '\ "'fc 'I :.,/ \^ * ■ i Wi ^iM Links außen: Ein Musterbeispiei von Trachtenfoikiorismus — daneben iinks innen: erneuerte Mühiviertier Tracht. Rechts: Die Bewegung der Trachten erneuerung, angeregt und geieitet vom Verfasser dieser Abhandiung, Dr. Franz C. Lipp, hat Oberösterreich zu einem ideaien Trachtenland gemacht(im Biid: neue Mühiviertier Tracht). nicht zugemutet werden; dies können nur gewisse Kulturzentren besorgen, in denen verantwortete Wissenschaft und künstlerische Einfühlungsgabe Hand in Hand gehen. Zu diesem Zweck sind z. B. in Österreich eine wissenschaftlich ge lenkte Trachtenerneuerung (die Einklei dung der Musikkapellen folgt denselben Grundsätzen) und die ,,Heimatwerke" ins Leben gerufen worden. Wie sieht es in Oberösterreich aus? Die Anfänge zur Voikstumspflege sind so alt wie die Volkskunde in diesem Lande selbst. Gerade ihr Begründer in Ober österreich, Anton Freiherr von Spaun, übrigens auch der Begründer des ober österreichischen Landesmuseums, hat die „Lieder und Weisen des Salzkammer gutes" nicht aufgezeichnet, um sie im Archiv verschimmein zu lassen, sondern um sie am Leben zu erhalten. Er war es auch, der im großen Linzer Volksfest von 1833 durch eine Art Volkstumsrevue aus allen Vierteln des Landes den gewiß schon damals fälligen Beitrag zum ,,Selbstverständnis" des Volkes von Oberösterreich leistete. Später haben Männer wie Josef Gaisberger, Hugo von Preen, Adalbert Depiny und Hans Gommenda, jeder auf seinem Gebiet und in seiner eigenen Art, zur Lebendig-Erhaitung der oberösterreichischen Volkskuitur beigetragen. Der Akzent lag in diesen Jahren eben stark auf „Erhaltung" und „Wiederbelebung". Es war eine vor nehmlich restaurative Einstellung, die noch manches durch sittliche Verpflich tung der einzelnen Träger und Über lieferer am Leben erhalten zu können glaubte. Die veränderte Situation nach dem zwei ten Weitkrieg machte neue Methoden und Wege der Voikskulturpflege erforder lich. Eine wichtige Voraussetzung bot die Errichtung einer eigenen VolkskundeAbteilung am oberösterreichischen Landesmuseum. Von ihr aus wurde nach skandinavischem und Schweizer Vorbild ein Heimatwerk gegründet und die Trach tenerneuerung auf breiter Basis in die Wege geleitet. Dazu mußten auch die ideologischen und ,,sozio-kultureilen" Voraussetzungen geschaffen werden. Der Verfasser hat sie in seinen beiden Schriften: ,,Angewandte Volkskunde als Wissenschaft", Graz 1949, und „Von Restauration zu Innovation", Linz 1974, zusammengefaßt. Man darf ohne Über treibung sagen, daß manche der neuen Methoden Schule gemacht haben, so die Verbreitung der erneuerten, d. h. neu an die Gegenwartsverhältnisse angepaß ten Trachten durch die sogenannte „Trachtenschau" (von der seit 1950 viele Hunderte im ganzen Lande durchgeführt wurden) oder etwa die Anregung in Tracht zu heiraten und die Bereitsteilung hiefür geeigneter ,,Brauttrachten". Der Anstoß zu dieser heute ganz Osterreich und Süddeutschland erfassenden Bewe gung ging nachweislich von Oberöster reich aus. Eben zur Zeit der Abfassung dieses Be richtes kann auch die Aktion der Ein kleidung oberösterreichischer Blasmusikkapelien in erneuerte Tracht als abge schlossen gelten. An die Stelle von letzt lich dem Militär entlehnten Uniformen vertreten nun Musikkapellen in Tracht ihre jeweiligen Orte und Gemeinschaften. Hand in Hand mit der Pflege der Sach güter: Haus, Wohnung, Tracht, die sich primär das Heimatwerk angelegen sein läßt, ging und geht auch die Volksmusik pflege, die Pflege des Volkstanzes und der Bräuche. Auf diesem Feld hat Ober österreich stets bedeutende Pioniere auf gewiesen. Von jetzt Lebenden mögen die Namen Hans Bachl, Lois Blamberger, Hermann Derschmidt (und Familie), Her mann Edtbauer, Lois Neuper und Ludwig Pasch für die vielen stehen, die mehr im Verborgenen größere Gemeinschaften durch Volkslied, -musik und -tanz zusam menhalten. Die Pflege dieser geistigen Überlieferungsgüter, zu denen natürlich

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