Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 2, 1975

Nach dem Besuch der „Graphischen" be gann Zülow seine Studien an der k. u. k. Kunstgewerbeschule in Wien. Dieser wa ren mit der Gründung der Sezession und mit neuen Lehrkräften, die dort wieder Mitglieder waren, neue Impulse zuge flossen. Zülows Lehrer waren Felician Freiherr von Myrbach-Rheinsfeld und Carl Otto Czeschka. Beide verwendeten einen stilisierten Realismus für ihre eigene Tätigkeit. Myrbach trat als Illustra tor französischer Literatur über die Kriege des 19. Jahrhunderts hervor, wir kennen von ihm Zeichnungen auf ,,Stein papier", das ist Umdruckpapier für Litho graphien, er machte Algraphien, Fett kreidezeichnungen auf Aluminiumplatten. Czeschka war gleichfalls Illustrator, sei nen künstlerischen Flöhepunkt erreichte er mit den Bildern zum Nibelungenlied (in Prosa nacherzählt von Franz Keim) in Gerlachs Jugendbücherei (a. J. Nr. 29). Es ist heute schwer abzugrenzen, was Zülow durch den Besuch der ,,Graphi schen" an druckgraphischen Fähigkeiten erworben hatte und was ihm das Stu dium an der Kunstgewerbeschule anbot. Aus Veröffentlichungen im „Ver sacrum", der Zeitschrift der Sezession, muß man schließen, daß in der Kunstgewerbe schule mit den verschiedensten Techni ken experimentiert wurde. Im Jahrgang 1902, Heft 17, sind eine Reihe von Scha blonendrucken abgebildet, die aus den Händen von Schülern jener Schule stam men. Weiters gibt es in diesem Jahrgang und in dem von 1903 Holzschnitte, ebenMannsberg bei Znaim, Tuschfeder aquarelliert, 1908 falls von Schülern der Kunstgewerbe schule. Mit Ende des 19. Jahrhunderts war im Holzschnitt eine Verwandlung eingetre ten. Noch 1895 rügte ein Kritiker aus Anlaß der ,,Internationalen Ausstellung originaler Druckgraphik" in Wien das Fehlen des originalen Holzschnittes in Österreich. Damals war der Holzschnitt üblicherweise auf drei Personen aufgeteil; den Künstler und Entwerfer, den Schneider und endlich den Drucker. Zu dem war damals der Holzstich, die Xylo graphie, in Übung, die sehr viel hand werkliche Erfahrung voraussetzte. Um 1900 ging der frühere Holzschnitt in die eine Hand des Künstlers über, der auf den Langholzschnitt zurückgriff. Ein sol ches Zusammentreffen von mangelnder Routine mit sprödem Material — ,,ein Kistenbrett und ein Taschenmesser ge nügen", sagte Reinhold Hoberg —, wie die handwerkliche ünbeholfenheit trie ben den Holzschnitt geradezu in die Hände des Expressionisten. Von nun an nimmt der Holzschnitt einen festen Platz in den Ausstellungen und Buchillustra tionen jener Zeit ein. 1904 gab Gustav Meyrink (1868—1932) die Zeitschrift ,,Der liebe Augustin" her aus, die ,,Jugend", der „Simplizissimus" und das ,,Ver sacrum" waren die Vor bilder gewesen. Ungeachtet der Tat sache, daß in dieser die besten Kräfte der Literatur und Kunst mitarbeiteten, kam die Zeitschrift über den ersten Jahr gang mit 24 Heften nicht hinaus. Im

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