Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 2, 1975

einem regen Ausstellungsleben erfüllt. Untersucht man das Programm der Se zession, wenn man von einem solchen sprechen kann, und dessen Niederschlag in den Bildern, merkt man, daß weniger ein gemeinsames Kunstwollen die Mit glieder einte, als vielmehr eine Abwehr end Angriffsfront gegen das Herkömm liche und Überlieferte. Der Wiener Sezesionismus hatte sich erst nach der ersten Ausstellung des Jahres 1898 entwickelt. An der Niederlegung der Ideen des Sezessionismus war das in St. Pölten lebende Gründungsmitglied Ernst Stöhr (1860—1917) wesentlich beteiligt. Gustav Klimt sah noch in Theodor von Hörmann (1840—1895) einen unmittelbaren Vor läufer der Sezession, was er mit einer Kranzniederlegung am Grabe Hörmanns am Tage der Eröffnung der ersten Aus stellung der neuen Bewegung dokumen tierte. Doch war Hörmanns Kunst eine impressionistische Stimmungsmalerei ge wesen — und nicht wenige der Mitglieder setzten diese auch in der neuen Ver einigung fort. Das heißt, vom stilistischen Standpunkt aus bot die Sezession ein heterogenes Bild. Der Hagenbund begann zur gleichen Zeit seine nur über elf Jahre reichende Ausstellungstätigkeit. Stilistisch einfacher gegliedert, nannte 1930 rückschauend ein Mitglied jener Jahre, Ludwig Ferdinand Graf, ,,das vor der Natur gewonnene Bild" als das Ziel des Hagenbundes. Das Verdienst des Hagenbundes lag In seinen Verbindungen zur internationalen Kunst. Er brachte Constantin Meunler nach Wien, er zeigte schwedische, säch sische Kunst. Auf seinem Boden kam die Kunst der nichtdeutschen Kronländer vor die Öffentlichkeit, die Kunstvereinigungen ,,Manes" aus Prag, ,,Sztuka" aus Krakau und ,,Keve" aus Budapest. Damit trat zugleich eine nationalgefärbte Kunst her vor, in der zudem viele folklorlstlsche Elemente verarbeitet waren. Mit der Gründung der Wiener Werkstätte 1903 wurde die Tätigkeit der oben ge nannten Körperschaften in Richtung Kunsthandwerk erweitert. Neben den Ausstellungen dieser Richtung bestand eine Mitarbeit einzelner Künstler als Ent werfer, als Zeichner und im Bereich des Druckgraphischen. Klimt sprach 1908 (Eröffnung der ,,Kunstschau") Worte, die das Programm der Wiener Werkstätte sein konnten und es tatsächlich waren; verbunden einzig in der Überzeu gung, daß kein Gebiet des menschlichen Lebens zu unbedeutend und zu gering ist, um künstlerischen Bestrebungen Raum zu bieten, daß, um mit den Worten William Morris zu sprechen, auch das unscheinbarste Ding, wenn es vollkom men ausgeführt wird, die Schönheit die ser Erde vermehren hilft, und daß einzig in der immer fortschreitenden Durch dringung des Lebens mit künstlerischen Absichten der Fortschritt der Kultur be gründet ist." i i i 1 t cm

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