Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 2, 1975

durch die Demarkationslinie 1945 radikal abgeschnitten und zwang die Oberöster reicher zur Selbsthilfe. Der ursprüngliche Plan, die Linzer Kunstschule als eine Art Bauhaus oder Werkkunstschule zu organisieren, mußte allerdings zurückge stellt werden, da es zunächst vor allem darum ging, eine akademische Ausbil dungsstätte für die westlichen Bundes länder zu schaffen. An dieser neu ge gründeten Linzer Kunstschule wurde eine Meisterklasse für „Schrift- und Buchge staltung" eingerichtet, die bald einen wesentlichen Einfluß auf die Gestaltung der typographischen Erzeugnisse des Landes ausübte. Als 1961 eine Meister klasse für Gebrauchsgraphik errichtet wurde, erfuhren diese Bemühungen eine Intensivierung und zugleich eine neue Profilierung. Der Stil, der in dem neuen gebrauchsgraphischen Arbeitszentrum verfolgt wurde, orientierte sich an einer funktioneilen künstlerischen Werbegra phik, wie sie sich besonders in der Schweiz in Anlehnung an den Werkstät tengeist des ehemaligen Deutschen Bau hauses entwickelt hatte. Gerade die stil mäßige Orientierung an westliche Län der dürfte den Ausschiag dafür gegeben haben, daß Österreichs Gebrauchsgra phik den Anschluß an die internationale Entwicklung finden konnte. Während Österreich bis dahin auf diesem Gebiet kaum Anerkennung fand, konnten in den Jahren ab 1960 oberösterreichische Gebrauchsgraphiker internationale Er folge erringen. Linz als österreichisches Zentrum der technischen Aufwärtsentwicklung erwies sich in besonderer Weise für den Stil, wie er an der Linzer Kunstschule gelehrt wurde, prädestiniert. Nüchtern konstruk tive Sachlichkeit, die Übertreibung und Manieriertheit vermeidet, klare Konzep tionen, eindeutige Ablehnung künstlicher Floskeln, sind die prägenden Merkmale der Linzer Schule. Mit der Übernahme der Linzer Kunst schule durch den Bund im Jahre 1973 und der Errichtung der „Hochschule für künstlerische und industrielle Gestal tung" bekam die Linie der Gebrauchs graphik, wie sie bisher vertreten wurde, eine Aufwertung, die sich in der Zukunft wohl über Oberösterreich hinaus aus wirken wird. Eine Verbindung zwischen Industrie und Kunst herzustellen bzw. eine Integration der beiden Pole, stellt sich der neu errichteten Hochschule als Herausforderung und wird hoffentlich neue künstlerische Talente auf den Plan rufen.

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