Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 2, 1975

Erholung und Sport an den oberösterreiohischen Enns-Stauseen Der Ennsfluß, in seinem Mittel- und Unterlauf schluchtartig tief in den Talboden eingebettet, diente noch bis Anfang der vierziger Jahre dem Holztransport vom Gesäuseausgang bis zur Donau; die Straßen,zusammen mit der Enns einst wichtige Transportwege für das Eisenwesen, entsprachen größtenteils nicht den Anforderungen des immer stärker werdenden motorisierten Verkehrs. Das Ennstal, durch seine landschaftliche Schönheit und seine alpine Lage ein touristischer Anziehungspunkt,fand nur sehr zögernd Anschluß an die wirtschaftliche Entwicklung. Die ver alteten Verkehrswege und der Mangel an leistungsfähigen Betrieben waren bis in die jüngste Vergangenheit das größte Hemmnis für einen Auf schwung der Ennstalgemeinden. Eine entscheidende Wendung brachte der Kraftwerksbau an der Enns. In fast drei Jahrzehnten errichtete die Ennskraftwerke AG,eine Sonder gesellschaft des Verbundkonzerns, auf dem 93 km langen oberösterreichi schen Flußabschnitt der Enns eine Kette von zehn Kraftwerken. Mit dem energiewirtschaftlichen Ausbau des Flusses wurden aber auch schrittweise die Verkehrswege modernisiert, die Bahnlinie entlang der Enns elektrifiziert und damit wesentliche Voraussetzungen für die Entfaltung von Fremdenverkehr und Wirtschaft im Ennstal geschaffen. Von der neu angelegten und ausgebauten Eisenbundesstraße, die am rechten Ennsufer verläuft, oder aber von der Bahnlinie am linken Flußufer bieten sich für den Reisenden reizvolle Ausblicke auf die Ennsstauseen und die sie umgebenden bewaldeten Höhenrücken. Mit Natursteinen verkleidete Stützmauern und Einfassungen von einzelnen alten Bäumen, nett angelegte Rastplätze, moderne Brücken über die Enns und ihre Seitenbäche und harmonisch in die Ennstallandschaft eingefügte Kraftwerks bauten zeigen, daß mit Beginn des energiewirtschaftiichen Ausbaues dieses Flußabschnittes den Forderungen des Naturschutzes und der Landschafts pflege weitgehend entsprochen wurde. Wenn auch der Charakter des Land schaftsbildes verändert wurde,so konnte durch die Baumaßnahmen ein neues Landschaftsbild, ein neuer Lebensraum geschaffen werden, der sowohl den Vorstellungen des Erholungssuchenden als auch den Nördlich der Stadt Steyr liegt der Stausee des Ennskraftwerkes Staning, ein beliebter Anziehungspunkt für Wassersportler und Erholungsuchende. Lebensbedingungen der Ennstalbewohner vielfach besser entspricht. Neben zusätzlichen Straßenverbindungen und Brücken wurden in einigen Stauräumen ganze Ortsteile neu aufgebaut. Im Rückstauraum des Enns kraftwerkes Garsten-St. Ulrich entstand der neue Ortschaftsteil Sand, am regulierten Reichramingbach im Stauraum des Werkes Losenstein der moderne Ortsteil von Reichraming; im benachbarten Großraming wurde auf einer sonnigen Hochfläche eine Ersatzsiedlung für jene Objekte geschaffen, die dem Rückstau des Ennskraftwerkes Großraming weichen mußten. Ein Teil des Ortes Kleinreifling im Rückstauraum der Kraftstufe Weyer wurde auf einem Hochplateau neu errichtet mit einer neuen Brücke über den Ennsfluß. Durch seine hübsche Lage am Ennsstausee inmitten bewaldeter Berge und Almen ist der neue Ort,der jetzt modernen Bedürfnissen entspricht, ein beliebtes Ziel für Urlauber und erholungssuchende Ausflügler. Im Zuge der Errichtung des Ennskraftwerkes Schönau wurde die linksufrig gelegene Ortschaft um den Bahnhof durch eine moderne Ennsbrücke mit der am rechten Ennsufer verlaufenden Eisenbundesstraße verbunden und damit verkehrsmäßig erschlossen. Von besonderem Reiz ist eine Bootsfahrt auf diesem fjordartigen, von steilen Bergen eingeschlossenen Stausee. Ein völlig anderes Landschaftsbild bieten die Ennsseen südlich der Stadt Steyr und nördlich davon, da hier der Ennsfluß die Voralpenzone verläßt und in die Donauniederung eintritt. Der Stauraum des Ennskraftwerkes Garsten-St. Ulrich entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt der Wassersportler, die dort alljährlich vor der romantischen Kulisse des historischen ehemaligen Stiftsgebäudes ein Seefest mit Feuerwerk veranstaiten. Die Stauseen der Ennskraft werke Staning und Mühlrading, die mit ihren Aulandschaften zu einem wahren Vogelparadies wurden, werden nicht nur vom Steyrer Ausflugsgast, sondern vor allem auch von Erholungssuchenden aus dem Raum Linz und Wels sowie aus dem benach barten Niederösterreich gerne auf gesucht, um hier Ruder- und Segel bootsport zu treiben. Südlich der Stadt Enns, auf dem Stausee des Ennskraftwerkes St. Pantaleon,finden alljährlich internationale Wettkämpfe der Wassersportler statt. Diese Regattastrecke wird sowohl von inländischen als auch von ausländischen Sportlern wegen der günstigen Wasser- und Windverhältnisse besonders geschätzt. Während der kalten Wintermonate und entsprechenden teifen Temperaturen erfreut sich der Flußabschnitt im Bereich der Stadt Enns — zwischen Bundesstraße und Westbahnbrücke — bei Eisläufern und Eisschützen einer immer größer werdenden Beliebtheit. Dem Zuschauer bietet sich hier dann eine bewegte Kulisse, die an alte Bilder holländischer Maler erinnert. Wer aber die Ruhe und Stille sucht, der findet sie vor allem als Fischer in den verträumten Winkeln der Ennsstauseen. Auch das Wandern auf den ruhigen und schön angelegten Wegen in den Stauräumen des Ennstales und der Seitentäler bietet neben Erholung vom Lärm der Städte reizvolle Ausblicke in die Bergwelt der Voralpen oder ladet ein zur Rast an den Seeufern. Wo einst Schiffer und Flößer ihre gefährlichen Fahrten ausführten, spiegeln sich heute die Ufer im ruhigen Wasser. Während in der Vergangenheit die Kräfte der Enns durch Flößerei, Schiffahrt und Holztrift nur zu einem geringen Teil genutzt werden konnten, arbeitet heute im gleichen Flußabschnitt eine geschlossene Kette von zehn Kraftwerken und erzeugt die in unserem modernen Leben so dringend benötigte saubere elektrische Energie aus der Wasserkraft.

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