Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 2, 1975

Das Heimathaus in Steyr ■ #■ ■ '■::£■ fei' Innerbergerstadel (Heimathaus) Das Eisen, das der Stadt seinen Beinamen gab, bestimmte von aiters her das Geschick der Stadt. Es ist daher nicht verwunderlich, daß das Heimathaus Steyr dem Eisen und seiner Verarbeitung immer größeren Raum widmet. Bereits im Hauptgebäude sind Gebrauchsgegenstände, wie Eßbestecke, Waffeleisen, prächtige Türschlösser und Türbeschläge, kunstvoll gearbeitete Gitter der verschiedensten Kunstepochen, aus gestellt und zeigen deutlich die Wandlungen der einzelnen Stile. Eine Sammlung schöner Eßbestecke aus dem Besitz der Grafen Bamberg, teils in reicher Eisenschnittarbeit, an deren Tradition der Stahlschnittmeister Michael Blümelhuber wieder anknüpfte, sollen nicht übersehen werden. Seit mehr als 15 Jahren wird bereits an dem Auf- und Ausbau eines ,,Eisenmuseums" gearbeitet. Hinter dem Hauptgebäude wurden verschiedene Räume neu errichtet, die nur dem Eisen gewidmet sind. Daist zu allererst die berühmte Anton-Petermandl'scheMessersammlung zu erwähnen, aus derem Bestand rund 500 der schönsten Stücke, blanke Waffen und Messer aus Europa, Asien, Afrika und Amerika dem Besucher zugänglich gemacht wurden. Sie vermitteln einen anschaulichen Einblick in die Lebens weise und Waffentechnik fremder Völker. Als ein besonderer Schwerpunkt des Eisenmuseums ist der,,Sensenhammer" anzusehen. In Originaltreue wurde hier eine komplette Sensenschmiede mit ursprünglicher Einrichtung aus der Umgebung auf gebaut. Der ganze Werdegang der Sense von einem Stück Eisen, dem „Zain", bis zum Fertigprodukt kann so verfolgt werden. Die Eisen mit den Biasbälgen, der mächtige Breit- und Zainhammer, der Schleifstein und der Härtetrog mit all den Rohmaterialien und Halbfabrikaten stehen so vor uns, als hätten die Schmiede sie nur für einen Augenblick verlassen. In einem Vorraum, der sogenannten ,,Kram" sieht man sodann, wie die Sensen in Fässer verpackt wurden. Auch die Muster aller erzeugten Sensen — jedes Land verlangte seine eigenen Formen — sind da zur Schau gestellt. Man sieht es einer Sensenkiinge nicht an, wieviel Arbeitsgänge und Handgriffe, wieviel Überlegung und Können zu ihrer Anfertigung nötig waren. Vor einigen Jahren wurde eine Nagelschmiede eingerichtet. Einem einst blühenden bodenständigen Handwerk, dem erst nach dem Zweiten Weitkrieg das Aufkommen der Gummi sohlen den Todesstoß versetzte, wurde hier ein Denkmal gesetzt. Mit der Originaleinrichtung der letzten Nagelschmiede aus dem Dambachtai in der Umgebung der Stadt Steyr wurde die Einrichtung gestaltet. Die Werkzeuge und Geräte, die von den Nageischmieden selbst in mühevoller Handarbeit angefertig wurden, lassen den Fleiß und die Ausdauer der Schmiede nur erahnen, und fleißig mußte so ein Schmiedegeselle hämmern, um pro Tag zwischen 800 und 1200 Schuh nägel je nach Art und Größe zu erzeugen. Wie nirgends im Leben gibt es auch in einem Museum keinen Stillstand. So wurde eine sehenswerte Sammlung mit heimischen Vögeln den Besuchern zugänglich gemacht. Weiters wird der Ausbau des Eisenmuseums betrieben; daneben sollen jedoch auch die übrigen Sammlungen erweitert werden, um einen immer besseren Einblick in die Entwicklung der Stadt und des sie umgebenden Lebensraumes sowie die Lebensweise seiner Bewohner zu geben. Erich Mühlbauer Öffnungszeiten des Helmalhauses Steyr: 1. April bis 30. November: Dienstag bis einschließlich Sonntag, 9.30 Uhr bis 12.00 Uhr; Dienstag und Donnerstag auch von 14.30 Uhr bis 17.00 Uhr. 1. Dezember bis 31. März: Montag bis einschließlich Freitag, 9.30 Uhr bis 12.00 Uhr; Dienstag und Donnerstag von 14.30 Uhr bis 17.00 Uhr.

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