Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 2, 1975

schränkung auf vorhandene Vorausset zungen. Das Ergebnis dieser Konzentrie rung auf die eigenen Kräfte, auf inten sivste Gemeinschaftsarbeit, ist im Falle Rauch absolut positiv, die Folge davon ist eine ständig wachsende Qualitätsstei gerung. In einer Werkstätte, die auf eine so lange Zeit und auf einen so weiten Bogen er folgreichen Wirkens zurückblicken kann — neben den vielen Arbeiten im ober österreichischen Raum finden sich solche auch in der Steiermark, im Burgenland, in Wien und in Niederösterreich —, in solch einer Werkstätte ist die Liste der Auftraggeber sehr interessant. Das Land Oberösterreich trat nicht nur in eigener Sache auf (Luster und Wandappliken im Beratungssaal des Linzer Landhauses stammen aus der Werkstätte Rauch), es war auch Geldgeber in zahlreichen Re staurierungsanliegen von Gemeinden und Museen. Wesentlicher öffentlicher Auftraggeber war selbstverständlich das Denkmalamt, dessen segensreiche Ein richtung so manches wertvolle, aber ge fährdete Kunstdenkmal dem Verfall ent riß. Verschiedene kirchliche Stellen und viele Pfarreien erschienen mit den man nigfachsten Restaurieranliegen im Hause Rauch. Aber es waren durchaus nicht nur umfangreiche Aufträge und Arbeiten, die im Laufe der vielen Jahre durch diese Werkstätte und durch die Hände ihrer Mitarbeiter gegangen waren. Ein wesent licher Anteil kam von Anfang an der pri vaten Kundschaft zu — ein Anteil, der sich heute sogar verstärkt und dem eine besondere Wichtigkeit zukommt. Nicht immer ist es ja möglich, einen Auftrag in der Größenordnung zu bekommen, wie es zum Beispiel die große Krippe für Wildalpen mit den interessanten und ori ginellen Porträtfiguren war; auch die Schwanthaler-fAusstellung in Reichers berg, für die die Werkstätte Rauch viele Restaurierungen durchführte, war ein einmaliges Ereignis. Zwischen diese einzelnen großen Vorhaben schieben sich daher unzählige kleinere Arbeiten für die privaten Kundschaften - es gibt darunter so getreue Freunde wie den Kunsthändler Gustav Poll in Gmunden, der schon mit Arthur Rauch in Geschäfts verbindung gestanden war und immer noch der Werkstätte die Treue hält. Auch diese kleinen Aufgaben werden ernst ge nommen, auch wenn es sich anschei nend „nur" um Bilderrahmen, Uhrsockel oder neue Finger für eine Figur handelt und ab und zu um einen Heiligenschein oder eine neue Fahnenstange für einen ,,Auferstandenen". Solch eine Rech nungsliste sieht da eigentlich recht bunt aus: eine Schwertscheide aus Zinn für einen Porzellanhusaren, neu; ein Spiegelrahmen, restauriert; ein Engel und zwei Engelköpfe restauriert; ein Hirt ergänzt; ein Ochsenaugenrahmen restauriert; ein Rehschild geschnitzt; ein Tisch, ein Sessel, restauriert; ein Leuchterteller restauriert; ein neugotisches Kreuz und eine Konsole restauriert; ein Engel restauriert; zwei Rosetten neu; eine Muttergottes mit Kind,zum Teil neu; zwei Schlüsselblätter und Ornamente vergoldet; eine Vase restauriert; verschiedene Engeltorsi neu gemacht und vergoldet. Diese Liste spiegelt, wenn man will, vie les wider. Sie zeigt, daß die kleinen Be triebe keine besonderen Reichtümer scheffein können; sie zeigt auch, wie wichtig für die kontinuierliche Wirt schaftsführung ausgesetzter Berufe das Bemühen um die Privatkundschaft ist, selbst wenn es sich um anscheinend minimale Aufträge handelt. Als drittes aber könnte man dieser Liste entnehmen, daß noch viele Möglichkeiten der priva ten Betriebe ungenützt bleiben müssen, vielleicht, weil der offizielle Auftrag zu selten erteilt wird. Gerade aber an wich tigen und entscheidenden Aufgaben der Bildhauerei oder der Restaurierung könnte sich die vorhandene Leistungs fähigkeit der kleinen Handwerksunter nehmen voll entfalten. Das also war die Geschichte einer Werk statt - die Geschichte einer unausge setzten fachlichen Bemühung. Aber dazu gehören auch die Menschen — und die ,,Rauch-Tauber" (wie sie sich am Tele fon melden) verstehen es, auch ihr priva tes Leben schön und interessant zu ge stalten. Menschen wie sie, die höchste Ansprüche an das Können stellen und für die Kultur nicht das Überstreifen eines besonderen Gewandes sondern in nerstes Bedürfnis ist, legen auch im häuslichen Bereich Wert auf gepflegte Form. Das kultivierte Niveau der Familie umfängt Freunde und Besucher in allen Räumen, selbst Küche und Gastlichkeit sind hier etwas Besonderes. Bis in die winzigsten Kleinigkeiten offenbart sich eine Lebensführung, die sich dem Wert und der Wichtigkeit der Qualität in jeder Beziehung verschrieben hat. Man sieht drum viel, wenn man am Rauchschen Tische sitzt — man kann viel lernen in diesem Hause. Und man kann, wenn man es recht versteht, das eigene Leben recht gut an dieser Erfahrung ,,restaurieren". Fast fünfzig Jahre Werkstätte Rauch — man kann nur sagen:ad multos annos! LINZ BikM- Amnhiil« Linz • Figulystr. 1 (b. Volksgarten)• Tel. 55066

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2