Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 2, 1975

Rechts: Die Restaurierung einer gotischen Madonna in der Werkstätte Rauch — Zustand während der Arbeit Unten: Desselbrunn, Pfarrkirche, neu gestaltetes Kirchentor aus der Werkstätte Rauch fr ./ > - ^ - - ist auch heute dort zu finden. Aber es hieß doch Abschied von verschiedenen Verantwortlichkeiten. Diese Verantwortung, die Lasten und die Möglichkeiten der Werkstätte Rauch lie gen seit 1971 in den Händen der Tochter, Frau Lotte Tauber-Rauch; die Kontinuität ist damit in mehr ais einer Welse ge wahrt, denn auch das ,,Matriarchat" setzt sich nun fort. Die junge ,,Frau" ist Mei sterin im Biidhauer- und Vergolderge werbe und staatlich geprüfte Restaura torin. Unterstützt von Ihrem Mann, dem akademischen Biidhauer Robert Tauber, der selbst in der Werkstätte ausgebildet worden Ist, versucht Lotte Tauber, so weiterzuarbeiten, wie es ein Betrieb die ses Formats und dieses Rufs verlangt: handwerksgetreu und entsprechend den Erkenntnissen der gegenwärtigen Zeit. Die Voraussetzungen haben sich — wenn man die rund vierzig Jahre seit dem Be ginn der Altmünsterer Werkstätte Rauch objektiv betrachtet — wirklich gewandelt. Zeit vergeht ja nicht linear als Tangente, Indem sich immer Gleiches aneinander reiht. Plötzlich ist eine Biegung zu spü ren, die Krümmung des Kreises, und ver langt kategorisch Anpassung an verän derte Verhäitnisse. Das ergibt in jedem Fall neue Situationen, neue Blickpunkte. Wohl bleiben die Aufgaben des Gewer bes auch in der Gegenwart Im wesent lichen gleich, was sich sehr stark geän dert hat, ist der kaufmännische Bereich. Abgesehen von zahlreichen zusätzlichen Nebenarbeiten durch immer komplizier ter werdende buchhalterische Erforder nisse gestaitet sich eine der wichtigsten Seiten des Unternehmens zunehmend schwieriger: die Nachwuchsfrage. Hohe finanzielle Belastungen einerseits und mangelndes Interesse an einer Hand werkslehre andererseits wirken sich auf die Ausbiidung von Lehrlingen in diesem künstlerischen Beruf negativ aus — eine Erscheinung, die sich unter Umständen in der Zukunft als nahezu irreparabel er weisen kann. Für den verantwortungsbe wußten Unternehmer von heute bleibt daher ais einzige reale Möglichkeit nur eine Straffung des Betriebes und die Be-

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