oder 'Farbkreidezeichnungen, immer do minierten diese hervorragenden Merk male seiner Kunst, zu denen noch eine äußerst energievolle Formgebung und eine wunderbare Kompositionsgabe kamen. Auch die Bilder seiner Gattin, Pauia May-Pillesmüller, fanden in der Ring-Ausstellung gebührend Anerken nung; auch sie war eine gute Künstlerin, ohne Zweifel, geprägt jedoch und getra gen vom Elan, von der malerischen Kraft ihres Gatten. Nun eines vom wichtigsten: Linz hatte auf einmal seinen eigenen Künstler von zumindest europaweitem Ruf, brauchte sich für seine Ausstellungen nicht mehr Malerfürsten von anderswo einzuladen, wollte man mehr als Gewohntes, Mittel mäßiges sehen. Und die Jungen - sie hatten über Nacht ihr Idol gefunden, ein Idol, das nichts mit Schwärmerei zu tun hatte, aber aus dem untrüglichen Gefühl erwachsen war, hier einen Menschen zu besitzen, den sie brauchten, der sie auf ihrem Weg, in ihrem Suchen weiterführen konnte, denn May war bei all seiner Könnerschaft doch selbst immer wieder von neuem auf der Suche nach dem Wahren, voll Leiden schaft zur künstlerischen Aussage und streng gegen sich selbst. machte er sich Untertan; in viele seiner Bilder kann man stundenlang hineinträu men, um die Vielseitigkeit seiner Kom positionsfülle zu erkunden. Dazu kommt noch, daß er, eng verbunden mit den Wiener Werkstätten, auch stark kunst gewerblich tätig war, in der Keramik (bei Schleiß in Gmunden), im Entwerfen von Stoffen, im Bemalen von Möbeln. Das Wesen und Werk dieses so liebens werten, fröhlichen und geselligen Men schen läßt sich in wenigen Sätzen nicht zeichnen, nur anreißen. Ausschlaggebend für die künstlerische Entfaltung so vieler Talente im Linz der ersten Nachkriegsjahre wurden einige Kristallisationspunkte; hätte es diese Persönlichkeiten, um die sich die Jungen scharen konnten, nicht gegeben, wären auch diese Jahre kaum besonders frucht bar geworden. An erster, mit Abstand bedeutendster Steile stand Matthias May, die vielleicht großartigste Maler persönlichkeit unseres Jahrhunderts in Oberösterreich. Nur wenige Jahre waren es, die er in Linz verbrachte, und trotzdem waren sie eine eigenständige Epoche, reichten aus, Künstler des Landes auf Jahrzehnte hin aus zu prägen. May hatte sich aus ärmsten Anfängen in Entbehrung und Arbeit emporgekämpft, hatte den französischen Impressionismus und den deutschen Expressionismus in sich aufgenommen und verarbeitet und schließlich zu einer Eigenständigkeit ge führt, die ihm und seinen Freunden wohl bewußt war. Er hatte es nicht notwendig, sich vorzudrängen, und so kam es, daß er, durch Fleirat nach Linz gekommen, schon Jahre hier geiebt hatte, bevor man seiner richtig gewahr wurde; freilich wa ren dies auch die Jahre des Krieges gewesen. Egon Hofmann und Dr. Alfred Pöll schließlich gewannen ihn für die erste Ausstellung des ,,Ring" im Mai 1919; außer den Genannten stellten da mals auch Paula May und Margarete Pau singer aus. Von all denen wurde in den Zeitungen wenig Notiz genommen, aber Matthias May, er war nun mit einem Schlag auch in Linz bekannt, er fand eine einstimmig positive Kritik; immer wieder wurden sein unerhörtes Licht- und Farbempfinden, die meisterhafte Fähig keit, dies darzustellen, hervorgehoben. Und es war letztlich gleichgültig, welcher Mittel, welcher Sujets sich May bediente, waren es nun Porträts oder religiöse Darstellungen, waren es Ölbilder, Lithos Links oben: Klemens Bosch, Anbetung der Hirten, Tuschfeder 1916
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