Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 2, 1975

Oberösterreicher in der Karikatur Karikatur aus Oberösterreich Harry Slapnicka Das politische Geschehen in den Bundes ländern Ist bisher von der Karikatur und den Karikaturisten wenig gewürdigt wor den. Damit standen die österreichischen Länder — und naturgemäß auch Ober österreich — nicht aliein. Das war und ist in Deutschiand nicht viel anders', auch wenn es vereinzelt Interessante Aus nahmen glbt^. Das hängt keineswegs allein mit der Tatsache zusammen, daß man die Lan despolitik bisher vielfach unterbewertete und Ihren Einfluß auf die Bundespolltik als bescheiden ansah. Die Karikatur, die von Kontrasten lebt, fand in der Landes politik der meisten Bundesiänder bisher wenig Ansatzpunkte. Die österreichischen Landesregierungen ohne eigentliche Opposition, deren Meinungsverschieden heiten vorwiegend intern, im Schöße der Landesregierung, bereinigt werden müs sen, dazu der Vorrang der Verwaltung gegenüber der Gesetzgebung geben von der Sache her einem Karikaturisten nor malerweise kaum interessantes Material In die Hand. Auseinandersetzungen zwi schen Ländern und Bund sind meist kompliziert, liegen vorwiegend auf finan ziellem Gebiet und sind somit auch schwer faßbar. Vergleichen wir die österreichische Innenpolitik seit 1945 mit dem, was der Karikaturist für sich abzuschneiden ver mochte, so ergeben sich vor allem fol gende Schwerpunkte: Besatzer und Besatzungspolltik, Abzug der Besat zungstruppen. Dann waren es Koalition und Proporz, Proporz-Rundfunk, Wahlen und Regierungsbildungen. Ab und zu tauchten das Bundesheer, der Festsplelrummel, selten auch Streiks und soziale Konflikte, gelegentlich der Fußball und Immer wieder die Gegenüberstellung des kleinen Östereich mit den großen Mäch ten auf. Vielleicht haben auch die Rand lage Österreichs und die Beobachtung der unter ganz anderen Bedingungen arbei tenden Karikaturisten aus dem Osten Europas für Österreichs Karikaturisten eine gewisse Rolle gespielt^. Innerhalb der oben erwähnten Themen stellungen waren es aber — bis vor kurzem — vor allem ,,alte Männer", die anzogen. Gewiß tauchten vereinzelt auch junge Gesichter auf, wie das von Minister Graf, wie er dem ersten BundesheerRekruten die Hand küßt; ein Waldbrunner als ,,Miß Verstaatlichung", ein Schärf oder ein Kamitz... Durch fast 15 Jahre aber war es vor allem der alte Raab, der LIeblIngskind und Lieblingsmodell nicht nur der österreichischen Karikaturisten wurde". Nur vereinzelt trat Gorbach, mehr schon Klaus in der Karikatur in Erscheinung, bis man sich wieder an einer Zentralfigur, an Kreisky, festkralien konnte^. Fast konnte man sagen, daß die Bevölkerung in der Zeit des erst aufkommenden Fernsehens den öster reichischen Bundeskanzler so kannte, wie ihn die Karikaturisten zeichneten: Raab als Feldherr am Semmering, Raab als Geburtshelfer einer neuen Koalitionsre gierung, Raab als Partner anderer ,,Alten", eines Adenauer, eines Chruschtschow, als Koalitions-Vater auf unzähligen Familien-Bildnissen, als einer der auszog, um in Moskau das Fürchten zu lernen, als einer der vom Staats vertrag träumt, als einer, der die Alliier ten bei Wein und Wiener Liedern weich zumachen versteht... In all diesen Jahren lag eine „karika turistische Nacht" über Oberösterreich. Nicht ganz übrigens, denn vereinzelt tauchen, auch aus früheren Jahren, Kari katuren aus Oberösterreich oder über Oberösterreicher auf, so aus zeitgeschichtiicher Frühzeit eine ausge zeichnete Wiener Karikatur, in der die beiden christlichsozialen Länder-Politi ker, der Oberösterreicher Hauser und der Vorarlberger Fink gemeinsam ein Tänzchen wagen und Wien als Mauer blümchen sitzen lassen wollen, solange sie eine solche Gardedame habe. Die Karikatur von Theo Zasche aus dem Jahre 1920 stammt aus der „Wiener Stimme". Ein paar Jahre später, 1926, brachte die Linzer sozialdemokratische Tageszei tung ,,Tagblatt" eine Serie von Köpfen, bei der vor allem interessant ist, wer und wer zuerst herausgegriffen wurde — und wen man nicht karikierte. Im Zusammenhang mit den starken antlklrchlichen Kämpfen der Soziallsten in jenen Jahren, wurde die Reihe von Bischof Johannes Maria Gföliner ange führt; es folgte der Landbundpolitiker Max Pauly und der großdeutsche Lan deshauptmann-Stellvertreter Franz Langoth. Es kam eine humorlose Zelt, in der jeder politische Witz streng bestraft wurde und kein Boden für eine politische Karikatur mehr vorhanden war — es sei denn, sie betraf das Ausland und ausländische Politiker. Aber natürlich blühte die Karikatur im Ausland und hier nahm man mit beson derer Vorliebe den aus Braunau am Inn gebürtigen Adolf Hitler aufs Korn — auch wenn es andere Lieblingsfiguren der

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2