Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 1, 1975

Blick auf die Ruine Prandegg (BH. Freistadt). Aufnatime: H. Wötirl Die Burg zählte wohl zum alten Mach länder Besitz und dürfte in ihren Anfän gen ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Schon Mitte des 17. Jahrhunderts wurde sie im wesentlichen verlassen, es lebten nur noch einige Verwaltungsbeamte hier; ...als Im Jahre 1727 ein Blitz einschlug und das Feuer vieles zerstörte, war das Schicksal der Anlage besiegelt, da man nichts zur Erhaltung, noch weniger zum Wiederaufbau unternahm. Erst in unse rer Zeit gelangen einige Konservierun gen. Es Ist schade darum, denn die Ruttenstein ist in ihrer ganzen Anlage von äußerst Interessanter Konzeption, und wenn man über die freien Hänge zur tra genden Kuppe emporsteigt, scheint die Burg fn ihrer breiten Wuchtigkeit wie eine Krone auf dem Bergkegel zu thro nen. Die kleine Siedlung Niederhofstet ten gleich am Fuße der Burg wiederum ist wie aus vergangenen Jahrhunderten einfach in die Jetztzeit versetzt. Nicht weit von der Ruttenstein entfernt, jedenfalls wie üblich in Sichtweite er baut, wacht die Prandegg über das Aisttal. Wie aus dem Fels gewachsen — das wird vor allem beim westlichen, dem ältesten Teil der Burg deutlich - thront die Anlage über Tälern und Hügeln, über tiefdunklen Wäldern und freundlichen Gehöften. Der freistehende runde Berg fried ist als Aussichtsturm zugänglich ge macht worden, und auch der größte Teil der Ruine ist begehbar, doch ist Vor sicht geboten. Gleich unterhalb des eigentlichen Burghügels dehnt sich in mitten von Feldern auf einer Hochfläche das Riesengeviert des ehemaligen Meier hofes. Vor etlichen Jahren noch bewirt schaftet — jetzt verlassen. Der Verfall greift beängstigend schnell In diesem gewaltigen Gebäudekomplex mit seinen schönen alten Bauteilen um sich. Auf fallend ist im Hof an der Hauswand vor allem ein großer Brunnentrog, dessen Verzierungen vom selben Steinmetzmei ster stammen, der um die Mitte des vo rigen Jahrhunderts auch den Marktbrun nen von Gutau mit seinen volkstümlichen Motiven schuf. Die auf der Südseite des Hofes gelegenen beiden Einfahrtstore sind durch bodenständige Steinmetz arbeit gut gestaltet, den Torbogen krönt jeweils ein Reliefstein, einmal den helli gen Florian, zum anderen die Sonne darstellend; auch sie dürften vom er wähnten Steinmetz stammen. Der Hof umfaßt eine umbaute Fläche von 2042 Quadratmetern, und es ist jammerschade, daß sich scheinbar keine Möglichkeit fin den läßt, diese Stätte jahrhundertelangen bäuerlichen Schaffens im Schatten der Herrschaftsburg zu erhalten, irgend einem Zwecke zu widmen! Das Gebiet um Gutau ist, allgemein ge sehen, äußerst fündig für unsere Inter essen. Nicht nur, daß sich in der Gegend verstreut, in so manchen Bauernhöfen wie auch im Burgmeierhof selbst, schöne Tramdecken finden, daß es gute volks tümlich gearbeitete Türgewände und Tor bogen gibt, es gibt hier auch viele schöne Marterl, und im Nahbereich des Marktes Gutau, genau gesagt in der Nähe des Holzhansenhauses, Hundsdorf Nr. 9, blieb einer der schönsten Pechölsteine erhalten, dessen Ausmaße mit 7,5 m Länge, 3,5 m Breite und 1,3 m Höhe be achtlich sind; der Besitzer betreut ihn mit Hingabe. Es sind aber auch im Markt selbst sehenswerte Klein- und Großbau ten zu entdecken. Nehmen wir uns doch einmal die Mühe und schauen wir in den winzig kleinen Hof des Hauses Gu tau Nr. 3 hinein; reizende Arkaden über raschen uns dort. Oder weitaus mehr auf fallend, wenn auch von den meisten kaum beachtet, ist das alte Färberhaus am Fuß des Markthügels, wenn man von Lehen heran kommt, unverkennbar mit seinem hohen hölzernen Aufbau des Trocken bodens. Dieses Haus ist nicht nur in sei ner äußeren Form im alten Bauzustand erhalten, es birgt noch die vollkommen eingerichtete Färberwerkstatt mit einer schön verzierten großen Mangel, den Färbekesseln usw., und hat außerdem im Wohnteil des Hauses reizende Bieder meierdetails aufzuweisen. Man kann nur hoffen, daß rechtzeitig, d. h. solange die Besitzer noch dafür empfänglich sind, etwas zur Erhaltung getan wird. Bemü hungen zur Einrichtung eines Färber museums sind eingeleitet. Zum Abschluß noch ein anderes Beispiel aus Gutau: An der südlichen Außenwand der Kirche, von niemandem beachtet, träumt ein Fresko seinem Untergang entgegen, ein Wandbild, das mit ziem licher Sicherheit die älteste Ansicht der Stadt Linz darstellt. Denkmalschutz, Denkmalpflege ... nur einige Beispiele konnten hier angeführt werden aus dem reichen Schatz an ein schlägigen Wanderzielen,solchen, die be reits gerettet sind, und anderen, deren Schicksal noch ungewiß ist. Immer noch gibt es Menschen, die den Wert, ja die Berechtigung solcher Initiativen bezwei feln. Aber kann der Denkmalschutz denn überhaupt zur Diskussion gestellt wer den, muß er für uns nicht selbstverständ lich sein, wenn er dem Menschen, der in der heutigen Zeit ohnehin unter einem dauernden Zwang steht, so viel Schönes, Erfreuliches, Beruhigendes bietet, einfach einen Faktor der Lebensqualität aus macht?

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