Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 1, 1975

Penkmalpflege Schamstein — Schloß mit Vergangenheit und Zukunft Harald SeyrI Als im Jahre 1967 der erst zweite Besitz wechsel In der Geschichte des Renais sance-Schlosses Scharnsteln erfolgte, geschah dies In Erkenntnis und Absicht, dem mächtigen Baukörper eine neue und sinnvolle Funktion und einen gesicherten Bestand für die Zukunft zu ermöglichen. Verkäufer und Käufer hatten, der denkmalspflegerlschen Verantwortung voll bewußt, hier einen Weg beschrltten, der sich In den Folgejahren als richtig und für die weitere Existenz des Schlosses als erfolgreich wies. Die Bemühung galt einem Schloß, das nicht nur durch seinen künstlerischen Reichtum, sondern auch durch seine historische Bedeutung bestehen bleiben mußte. In dessen Vergangenheit sich die Geschichte des Landes Oberösterreich deutfich Uind markant widerspiegelt. Schloß Scharnsteln, auch Schafferleytten oder Neuscharnsteln genannt, wurde an Stelle eines Pfleghauses auf der so genannten Schafferleytten am linken Ufer über dem Almfluß erbaut. 1584 hatte Helmhardt Jörger, Sproß des mächtigen oberösterreichischen Ge schlechtes und kaiserlicher Hofkammer präsident, die Herrschaft Scharnsteln als „Freies Eigen" erworben. Sitz dieser Herrschaft war bis dahin die starke Burg Scharnsteln, oberhalb des Thlessenbaches gelegen und nur wenige hundert Meter vom rechten Ufer der Alm entfernt. Die mächtige mittelalterliche Wehranlage, eine Sperre des gesamten Thlessenbachtales ermöglichend und hoch am Fels erbaut, erschien dem neuen HerrschaftsInhaber Jörger als Sitz von Verwaltung und Landgericht ungeeignet. Brände und nur notdürftige Instandsetzung ließen auch eine Bewohnung als ungenügend erscheinen. So wurde In den Jahren nach 1584 an Stelle des alten Pfleghauses der Fernberger das neue Schloß aufgeführt, die Vollendung des Bauwerkes dürfte 1606, bereits unter dem ältesten Sohn des Inzwischen verstorbenen Erbauers, abgeschlossen worden sein. 1618, Inzwi schen war Karl Jörger, jüngerer Sohn und Erbe Helmhardts, neuer Herr In Scharnsteln, war das Schloß eines der Zentren des obderennslschen Adelsauf standes und Austragungsort der vorange gangenen Konspiration des rebellischen Adels. Der protestantische Karl Jörger, maßgeblicher Kopf und militärischer Füh rer dieser Erhebung, fand nach erfolg losem Kampf gegen die kaiserlichen Truppen In passaulscher Gefangenschaft 1620 den Tod, Schloß und Herrschaft Scharnsteln wurden kaiserlich. Trotz des starken Interesses des bayeri schen Statthalters und Nachbarn der Herrschaft, Adam Graf Herbersdorff konnte dieser Scharnsteln nicht erwer ben. Ferdinand II. verkaufte 1624 dem Abt von Kremsmünster, Anton Wolfradt, die Herrschaft Im Almtal. Ein Wappen des Abtes und eine Marmortafel über dem Westtor des Herrenhauses In Scharnsteln mit dem Text; „DER ROM. KHAY. MAYTT. FERDINAND DES ANDEREN GEHEIMBER RATH UND HOFGAMMER PRAESIDENT HERR HERR ANTONIUS WOLFRADT ABBTE ZU CREMBSMÜNSTER HAT DIESE HERR SCHAFT SCHÄRNSTEIN SAMBT ALLER EIN UND ZUE GEHÖRRECHT UND GE RECHTIGKEIT ERKAUFT BEZAHLT UND SEINEM ANVERTRAUTEN STIFT CREMBSMÜNSTER AUF EWIG EINVER LEIBT ANNO MDCXXIV" ...erinnert noch heute an diese für das Stift Kremsmünster so bedeutende Er werbung. Hatte doch das Benediktiner stift nun Im Kaufwege einen Teil jenes Landes wiedererworben, der bereits In der Stiftungsurkunde dem Kloster zu gesprochen war. Als Sommersitz der Kremsmünsterer Äbte wurden In der Folgezelt In den noch unter den Jörgern prächtig eingerichteten Räumen des Schlosses wohl manch umfangreiche politische Entscheidungen getroffen. Er weiterung der Aufgaben von Verwaltung und Landgericht erforderten vor 1670 die Errichtung des Kapellen- und Landgerlchtstraktes, die bauliche Verbindung zwischen Herrenhaus und Pflegerstock wurde damit geschaffen. Im 18. Jahrhun dert sah Scharnsteln In den Sommer monaten die Zöglinge der Kremsmün sterer Ritterakademie bei der Erlernung adliger Tugenden. Zum tausendjährigen Jubiläum des Stiftes wurde In einem Kranz von Linden Im Hof des Schlosses ein prächtiger Brunnen mit geschmiede ter Haube errichtet, ein Raum Im ober sten Geschoß des Herrnhauses erfuhr eine reiche Bemalung der Wände In der Art Bergls. 1787, dem Zeitgeist des Joseflnlsmus folgend, erfuhr Schloß Scharnsteln die ersten Veränderungen der ursprünglichen Gestaltung. Verklei nerungen einst großer Räume, das Ein ziehen von Zwischendecken und Auffüh ren trennender Mauern bewirkten jene Veränderungen, die erst In den letzten Jahren wieder rückgeführt wurden. Ver lagerung von beweglichen Gegenstän den, wie Kamine und bemalte Holzdekken, Gitter und Bilder, Mobiliar und Por tale etc. In den Jahren 1800 nach Laxen-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2