Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 1, 1975

Handschriftenprobe aus Alois RIegl: Historische Grammatik der Bildenden Künste (in der Buchausgabe des Verlages Böhlau, Graz-Köln 1966, S. 308) —— z vw-XX tUr^pO^ /Hifiiv / I ^ </ 1,^ «;■ U, f^'nXJAlAÜJ^ j i(I I i j'rU^ *-^AAyjrpi-yf4^^ , M/>^ X "^AuAL : ^i-w 'i""~'f tA )/^ ii ^ «v-v^ Ci-yCn// ,;ä 4/4^ rt^ '/«^, ?iM tiiu^ Xv^^A/--f ^4^/Lt^-*^ ji^ tvihU ^1 IkJ aW 4uvc^^ . z6c' vi Ws/Ma.. ^ -lAJu^suyt uly^d^s ;k|^| RIegl selbst den Titel. Durch die Einfüh- der von Sickels — den historischen Hilfs- daß im 10. Jahrhundert neue Komposirung der Idee des Kunstwollens, die über Wissenschaften zuwendete. Er wurde 1881 tionen ersonnen wurden, nachdem bis den Ordnungsbegriff des Stils hinaus- in das Institut für österreichische Ge- zu dieser Zeit noch immer die antiken führt, schuf er eine völlig neue Methode Schichtsforschung aufgenommen, legte Kompositionen vorgehalten hatten, die kunstgeschichtlichen Denkens und wurde 1883 die Institutsprüfung ab und promo- regelmäßig nachgebildet wurden. Er damit zu einem Bahnbrecher seiner Wis- vierte am 7. Dezember desselben Jahres setzte aber dadurch den wichtigen Ein senschaft. Unter Kunstwollen verstand er in Wien zum Doktor der Philosophie. Er Schnittpunkt zwischen antiker und mo eine Kraft des menschlichen Geistes, die legte am Institut seine Abhandlung ,,Die derner Kunst fest, was bis dahin mit die Verwandtschaften der zeitgleichen romanischen Bauten Salzburgs bis zum gleicher Präzision noch nicht geschehen Formen, und zwar nicht nur die aller Ausgang der hochromanischen Periode war. Im Jahre 1886 trat Riegl in das Kunstgattungen, sondern auch diejenigen und die Entwicklung des romanischen österreichische Museum für Kunst und aller anderen zeitgleichen kulturellen Stils in Bayern" vor, die sich bereits durch Industrie ein und übernahm die Leitung Äußerungen und auch deren geschieht- Originalität der Auffassung auszeichnete. der Textilsammlung. Es war dies nach liehen Wandel verursacht. Das Kunstwol- Thausing schloß sein Gutachten über die dem Tode Rudolfs von Eitelberger, da len und sein Wandel sind von der Welt- Arbeit mit den bezeichnenden Worten: das Museum unter der Leitung Jakob anschauung, der Anschauung der Welt im ,,Inzwischen bürgt ihr Inhalt für den guten von Falkes noch ein Mittelpunkt geistiger weitesten Sinne des Wortes, bedingt. Die Blick des Verfassers und für die Rieh- Bestrebungen und wissenschaftlicher Weltanschauungen und ihre Abfolge wur- tigkeit des von ihm eingeschlagenen bis- Kultur geblieben war. Nun wendete er zeln in der Religion und ihrem Wandel her ungewohnten Weges." Schon wäh- sich der Erforschung der Geschichte des sowie dem des wissenschaftlichen Fun- rend des Institutsjahres hatte er sich Ornaments zu. Man war bisher der Meidamentaldenkens. (Der Begriff des Kunst- unter Moriz Thausing der Kunstge- nung gewesen, das sogenannte orientawollens war auch ein wichtiger Bestand- schichte zugewendet und gleich mit einer lische Ornament, wie es uns besonders teil der Lehre Fleinrich Wölfflins [1864 bis seiner ersten Arbeiten einen wichtigen in der Musterung der persischen 1945]. Anm. d. Red.) Beitrag zu seiner Fachwissenschaft ge- Teppiche entgegentritt, stamme von der Aber zuerst noch eine kurze Zusammen- liefert. Nachdem eine kleine Arbeit über alten vorhellenischen Ornamentik Mittel fassung der weiteren wissenschaftlichen ein algiovinisches Gebetbuch der Wie- asiens ab, ohne daß man je den ZusamLaufbahn Riegls. Er hatte sich ursprüng- ner Hofbibliothek vorangegangen war, menhang genauer nachgewiesen hätte, lieh für juridische Studien entschieden, veröffentlichte er seine Untersuchungen Riegl entdeckte nun (Orientalische trat aber bald in die philosophische über mittelalterliche Kalenderillustratio- Teppiche, 1891), daß diese Ornamentik Fakultät über, wo er sich — angezogen nen. Er wies in diesem Material zum sich ebenso wie die romanische im Wevon der gewaltigen Persönlichkeit Theo- ersten Male die wichtige Tatsache nach, sten und die byzantinische im Osten aus v-A\ -■ dor von Sickels — den historischen Hilfs wissenschaften zuwendete. Er wurde 1881 in das Institut für österreichische Ge schichtsforschung aufgenommen, legte 1883 die Institutsprüfung ab und promo vierte am 7. Dezember desselben Jahres in Wien zum Doktor der Philosophie. Er legte am Institut seine Abhandlung ,,Die romanischen Bauten Salzburgs bis zum Ausgang der hochromanischen Periode und die Entwicklung des romanischen Stils in Bayern" vor, die sich bereits durch Originalität der Auffassung auszeichnete. Thausing schloß sein Gutachten über die Arbeit mit den bezeichnenden Worten: ,,Inzwischen bürgt ihr Inhalt für den guten Blick des Verfassers und für die Rich tigkeit des von ihm eingeschlagenen bis her ungewohnten Weges." Schon wäh unter Moriz Thausing der Kunstge schichte zugewendet und gleich mit einer seiner ersten Arbeiten einen wichtigen Beitrag zu seiner Fachwissenschaft ge liefert. Nachdem eine kleine Arbeit über ein algiovinisches Gebetbuch der Wie ner Hofbibliothek vorangegangen war, veröffentlichte er seine Untersuchungen über mittelalterliche Kalenderillustratio nen. Er wies in diesem Material zum ersten Male die wichtige Tatsache nach. daß im 10. Jahrhundert neue Komposi tionen ersonnen wurden, nachdem bis zu dieser Zeit noch immer die antiken Kompositionen vorgehalten hatten, die regelmäßig nachgebildet wurden. Er setzte aber dadurch den wichtigen Einschnittpunkt zwischen antiker und mo derner Kunst fest, was bis dahin mit gleicher Präzision noch nicht geschehen war. Im Jahre 1886 trat Riegl in das österreichische Museum für Kunst und Industrie ein und übernahm die Leitung der Textilsammlung. Es war dies nach dem Tode Rudolfs von Eitelberger, da das Museum unter der Leitung Jakob von Falkes noch ein Mittelpunkt geistiger Bestrebungen und wissenschaftlicher Kultur geblieben war. Nun wendete er sich der Erforschung der Geschichte des Ornaments zu. Man war bisher der Mei nung gewesen, das sogenannte orienta lische Ornament, wie es uns besonders in der Musterung der persischen Teppiche entgegentritt, stamme von der alten vorhellenischen Ornamentik Mittel asiens ab, ohne daß man je den Zusam menhang genauer nachgewiesen hätte. Riegl entdeckte nun (Orientalische Teppiche, 1891), daß diese Ornamentik sich ebenso wie die romanische im We sten und die byzantinische im Osten aus

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