Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 1, 1975

Beständen des Stiftes Schlägi — das Bild erlangte erst kürzlich nach einem Diebstahl traurige Berühmtheit — und die zwei bedeutenden Gemälde, datiert 1540 von Michael Coxcie, aus dem Stift Kremsmünster genannt, die sich in der Gemäldesammlung Kaiser Rudolfs II. in Prag befanden und laut Überlieferung von Ferdinand il. für geleistete Kriegs steuern dem Stift geschenkt wurden. Daß auch die Heimatmuseen nicht selten Kunstwerke von überregionaler Bedeu tung besitzen, beweist eine italienische Renaissance-Tafel mit dem geschnitzten originalen Rahmen in Gmunden. Wenn man sich in den Werkstätten vor wiegend mit beweglichem Kunstgut be schäftigt hat, so wurden doch auch um fangreiche Restaurierungen an Ort und Stelle zur Gänze oder unter Mitwirkung von amtlichen Fachkräften durchgeführt. Dies gilt vor allem für Wandmalereien, von denen hier besonders an die Frei legung der großartigen mittelalterlichen Freskenzyklen in Lambach erinnert sei, eine schwierige restauratorische Tätig keit, die erst nach weitgehenden statisch baulichen Vorarbeiten am Baukörper selbst einsetzen konnte. Von Arbeiten an barocken Fresken seien die im Stift Reichersberg, in der Dreifaltigkeitskirche von Stadl-Paura und Im Schloß Zell/Pram hervorgehoben. Die seit einigen Jahren durchgeführten methodischen Untersuchungen von histo rischen Fassaden und Stuckdekorationen auf ihre originale Farbigkeit hin haben an mehreren kirchlichen und profanen Bauten den ursprünglichen Farbeindruck wieder entstehen lassen und unsere Kenntnisse in kunsthistorischer und technologischer Hinsicht bereichert; eine Aktion, der gerade im heurigen Jahr der Denkmalpflege, in dem vorrangig das architektonische Erbe beobachtet wer den soll, besondere Bedeutung zukommt. In diesem Zusammenhang soll auch auf die Steinkonservierung hingewiesen wer den, mit deren Problematik wir uns intensiv auseinandersetzen. Die Wechsel seitigkeit von Material, Schadensursache und Wirkung zu erkennen und die ge eignetste Methode einer Sanierung zu erarbeiten, ist der Schwerpunkt unserer Bemühungen in diesem Jahr; sie sollen gerade der breitgestreuten Vielfalt an Kleinplastik — wie Votivsäulen, Epi taphien oder Fassadenskulpturen — zugute kommen. Den Zeugen frühester Besiedlungs geschichte bis in nachrömische Kultur epochen geht die Abteilung für Boden denkmalpflege mit ihren Grabungstech nikern nach. Es ist dies immer wieder ein Wettlauf mit der Zeit und dem Wunsch, den Aushubmaschinen der Hoch- und Tiefbautechnik zuvorzukom men, bevor Siedlungsgebiete oder Gräberfelder unwiederbringlich zerstört werden. Die Konservierung und Restau rierung des Grabungs- und Tauchgutes — es reicht von den Naßholzfunden der Pfahlbauten im Attersee und Mondsee bis zu den römischen Freskenfragmen ten aus Enns, von der Keramik zum Metall — wird ebenfalls in einer eigenen Abteilung unserer Werkstätten vorge nommen. Diese Auswahl gibt Einblick in die Viel fältigkeit unserer Aufgabengebiete, die sich ständig erweitern — und beweist jedesmal wieder, daß wir erst am Be ginn einer großen, sich immer mehr spezialisierenden und verfeinernden Restauriertechnik stehen. Aber selbst die tüchtigste, mit gesetz lichen und finanziellen Mitteln ausge stattete Fachorganisation vermöchte nicht Jahre hindurch laufend Kunstgut zu restaurieren, neue Verwendungen für dieses ausfindig zu machen und es da durch der Gegenwart einzugliedern, wenn nicht im Bewußtsein der Öffent lichkeit eine ideelle Basis für diese Auf gabe grundsätzlich vorhanden wäre. Daß dieses Verständnis gerade in Ober österreich in einem erfreulich hohem Maße besteht, gibt dem Denkmalpfleger Zuversicht für seine weitere Tätigkeit. Literaturanmerkungen; 1 Ausstellungskatalog: Denkmalpflege In Österreich 1945-1970, Selbstverlag des Bundesdenkmalamtes. 2 Ausstellungskatalg, Die Bildhauerfamilie Schwanthaler, 1974. 3 G. Tripp, Fragen zur Restaurierung von Michael Fächers Altar in St. Wolfgang, österr. Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, XXVI, 1972, S. 134 ff.

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