Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 4, 1974

•Ä' Ordnung hat sich sehr segensreich bis in die entlegensten Dörfer ausgewirkt. Der Volksschullehrer war eine sehr wichtige Persönlichkeit, deren Einwirkung auf die Bevölkerung, vor allem natürlich auf die Kinder, nicht unterschätzt werden darf. Er war nicht immer sehr angesehen, meistens ein „armer Schlucker", aber „er war da" und war aus dem Gefüge des Volkes nicht wegzudenken, schon gar nicht wegen der von ihm bewirkten Musikerziehung. Geschichte und Auswir kungen dieser Tätigkeit müßten einmal umfassend studiert und dargestellt wer den. Über die „Hierarchie" des Schul wesens unterrichtet die daneben hän gende Tafel. Damit wird auch der Zweck verfolgt, den Besuchern von den in den Dokumenten angeführten Bezeichnungen wie etwa: ,,Distrikts-Schulen-Aufseher" etc. Kenntnis zu geben. Eine an dieser Wand unter dem Ge wölbebogen stehende Vitrine enthält Tauf- und Heiratsurkunden der Eltern und des Sohnes. Die rechts befindlichen beiden Räume sind für Bruckner, den Schüler und den Schulgehilfen, bestimmt. Im vorderen Raum hat daher ein Stück eines Klas senzimmers Platz gefunden. So unge fähr mag es zwischen 1830 und 1850 ausgesehen haben: Bänke, Katheder, Kasten, Stockerl mit Waschbecken, Tafel, Lehrbehelfe, Kleiderrechen an der Wand. Man halte sich dabei immer vor Augen, daß das Klassenzimmer von 1830 ein Ausmaß von nur 20 m^ gehabt hat. Darin wurden 220 Kinder in zwei Gruppen vorund nachmittags unterrichtet. Beispiele der verwendeten Lehrbücher findet man in der Wandvitrine, darunter Photos aus einem von Bruckner 1837 eigenhändig begonnenem Heft ,,Schriftliche Aufsätze": sie sind alle in Briefform gehalten. Eine ,,Naturlehre für die Jugend", Wien, 1840, stammt schon aus der Präparandenzeit in Linz. Er hat darin an verschiedenen Stellen mit Bleistift Bemerkungen einge tragen. Die Vogelpräparate in der Eck vitrine gehören nicht dem Bestand einer ,,Trivialschule" an, sondern höheren Schultypen dieser Zeit. Sie sollen daran erinnern, daß Bruckner 1850/51 auch zwei Klassen der Linzer Unterrealschule be sucht hat. Bruckner war ein fleißiger, sehr begabter Schüler. Das ersieht man aus dem „Buch der Ehre und des Fleißes" der Markt schule von St. Florian, in dem er 1838 als Zweitbester, 1839 als Klassenbester aufscheint. Die ausgestellten Kielfedern machen auf das damals verwendete Schreibgerät aufmerksam. Der Tätigkeit Bruckners als Lehrer ist der nächste Raum gewidmet. Er enthält in Photographien seine Wirkungsstätten Linz (Ausbildung zum Schulgehilfen), Windhaag, Kronstorf und St. Florian, wo er unterrichtet hat, und am Schluß ein Farbdia der Großen Orgel von St. Florian. Sie hat ihn aus seinem „Beruf" in seine „Berufung" geholt, hat ihn nach Linz entlassen und ihn auch während seiner Wiener Jahre immer wieder als genialen Improvisator erlebt, bis er unter ihr seine Ruhestätte für die Ewigkeit fand. Daher beherrscht ihr Bild den Raum, dessen Hauptaufgabe es jedoch ist, durch die

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