Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 4, 1974

Drei Linzerinnen In Festtracht. Rechts: Volkskunst und Handwerk aus Oberösterreich im Verkaufsgeschäft des 00. Heimatwerkes, Linz, Landstraße 63. Unten: Schauraum der Möbelabteiiung des OÖ. Heimatwerkes in Linz, Bürgerstraße 1. Fotos: M. Eiersebner tenstoffe verkauft und 1100 Frauentrach ten angefertigt. Sehr rege Ist die Lehr tätigkeit in Trachtenkursen, Trachtennäh kursen und bei Exkursionen. Die Bekleidung macht aber nur den hal ben Menschen aus. Seit zwölf Jahren betreuen wir das Gebiet der oberöster reichischen ländlichen Wohnkultur und auch hier dürfen wir auf eine beachtliche Resonanz hinweisen. Diese Arbeit ist insofern schwierig, weil noch kein Wis senschafter das spezifisch ,,österreichi sche" definieren konnte und weil hier der Zusammenprall von kühler moderner Architektur mit den Gefühlswerten, die in den alpenländischen Überlieferungen nun einmal stecken, besonders hart spürbar ist. Wir halten uns im Prinzip an alte Stubengrundrisse und verwenden dort, wo es möglich ist, überlieferte oder daraus organisch abgeleitete Formen im Möbelbau, in der textiien Ausstattung und im Raumschmuck. In zahlreichen Vorträgen, Presseaussendungen und in einer ständigen Beteiligung an der Wie ner Frühjahrs- und der Weiser Herbst messe vertreten wir unsere Ansichten. Das Wichtigste aber ist für uns die immer wiederkehrende Erkenntnis, daß wir einem echten Bedürfnis des Volkes ent gegenkommen. Gleichgültig, ob Städter oder Bauer, ob Arbeiter, Angestellter oder Kaufmann, sie fühlen sich alle wohl, wenn sie gemütlich auf einer Eckbank an einem Bauerntisch sitzen. Sogar die modernen Architekten und Künstler machen hier keine Ausnahme! Das OÖ. Heimatwerk arbeitete schon im ,,RustikalStil", als dieser von den internationalen Fachzeitschriften noch gar nicht entdeckt war, als es weder die spanische, italieni sche, französische, nordische oder eng lische Gountry-Look-Welie gegeben hat. Und viele Möbelfabriken, Dekorstoffer zeuger, Einzelhändler und Tischler suchen bei uns Anregung. Die dritte große Gruppe ist die des Haus rates, der persönlichen Geschenkartikel und der Gegenstände für das religiöse und profane Brauchtum. Wir wollen in unseren Geschäftslokaien, die gleichzei tig Ausstellungsräume sind, ein Spiegel bild vom jeweiligem Zustand der Volks und Handwerkskunst in öberösterreich und in dem Kuiturkreis, dem unser Bun desland angehört, geben. Zu einer Spe zialität des ÖÖ. Heimatwerkes wurden seine Brauchtumsgegenstände, wie Apfeliichter, Weihnachtspyramiden, Christbaumständer, österlicher Tisch schmuck, Taufkleidchen u. a. m. Der ,,Heimatwerk-Christbaum" ist zu einem Begriff geworden, und die Heimatwerke von Salzburg und öberösterreich waren die ersten, die die Strohsterne als Christ baumbehang in Österreich auf breiter Basis eingeführt haben. Was wird heute an den Strohsternen verdient, die von Einzelerzeugern oder von Jugendgrup pen jährlich hergestellt werden! Sogar solche Nebensächlichkeiten, wie der be malte Kleiderbügel, haben von öber österreich ihren Ausgang genommen und werden zu Tausenden jedes Jahr in ver schiedenen Werkstätten erzeugt. Das ÖÖ. Heimatwerk hat sich auch immer bemüht, Handwerker, die ein sogenann tes ,,weichendes Gewerbe" betreiben.

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