Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 4, 1974

Die Bruckner-Gedenkstätte in Ansfeiden Leopold Nowak Zu den vielseitigen Aufgaben, die der oberösterreichischen Landesregierung aus der Betreuung der Kuitur Oberöster reichs erwachsen, zählt auch die Ob sorge um Erwerbung, Einrichtung und Erhaltung von Gedenkstätten. Im kulturei len Bereich finden wir eine Reihe von Namen, die in Vergangenheit und Gegen wart Hervorragendes geleistet haben und noch leisten. Das Andenken an sie zu bewahren, aber nicht nur an sie, sondern auch an ihre Tätigkeit und an die Kuitur ihrer Zeit, ist eine der vornehmsten Auf gaben für unser gesamtes österreichi sches Volk. Ausdruck dieser erfolgreichen Bemühun gen ist auch die Bruckner-Gedenkstätte in Ansfeiden. Sie stellt Österreich und der ganzen Welt das Geburtshaus Anton Bruckners in erneuerter Gestalt vor Augen und verbindet diese glücklich ge löste Aufgabe mit einer den Raumver hältnissen entsprechenden Schaustel lung. Die seit langem bestandene Unzufrieden heit über den Zustand des alten Schul hauses in Ansfeiden führte dazu, daß schon im Hinblick auf die Feiern zum 150. Geburtstag (1974) eine im Dezember 1966 vom damaligen Leiter des Kultur amtes, Hofrat Dr. Hans Wopeika, gefaßte Idee von Landeshauptmann Dr. Gieißner aufgegriffen und tatkräftigst gefördert wurde. Nach Ankauf des Hauses begann die bauliche Generairenovierung. Die Umgebung bekam gleichermaßen die Er neuerung zu spüren: die Stiege zur Kirche, der Vorplatz erhielten ein ande res Aussehen, auch die dem Pfarrhof vorliegenden alten Wirtschaftsgebäude entfernte man und legte einen Parkplatz an. Regierungsoberbaurat Dipi.-Ing. Karl Heinz Hattinger leitete alle diese Arbei ten und bestimmte auch die Veränderung der Räume im Haus. Dem Verfasser die ser Zeilen wurde die Aufgabe zuteil, ge dankliche Grundlagen für die Einrichtung des Hauses als Bruckner-Gedenkstätte zu entwickeln. Die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts durchgeführte Erweiterung des alten, aus dem Jahre 1706 stammenden ebenerdi gen Hauses machte es unmöglich, es in den Zustand von 1824 zurückzuversetzen. Man hätte den 1. Stock samt der Innen stiege entfernen und das Haus verklei nern müssen. Daher entschloß man sich zur Errichtung einer Gedenkstätte im Sinne unseres Jahrzehnts. Von allen vor handenen Räumen sind nur die Wohn stube und der anschließende Geburts raum in den originalen Größenausmaßen erhalten geblieben. Alle übrigen Räume entsprechen nicht mehr dem Zustand von 1824 und konnten daher für die Zwecke der Schaustellung entsprechend ver ändert werden. Aus diesem Grund wurde auch die Kustodenwohnung in den Ober stock verlegt. Die Haupträume der Gedenkstätte liegen links von der Eingangshalle. Man betritt zunächst den Wohnraum und sieht durch seine Türe die im Geburtsraum aufge stellte Bronzebüste Bruckners vom akad. Bildhauer Professor Franz Forster (Sankt Florian). Sie wurde eigens für diesen Raum geschaffen, ist aber nicht sein ein ziger Schmuck. An den Wänden haben die Anfangsthemen der neun Sympho nien und des Finales der IX. Platz ge funden. Diese Bronzeplastiken schuf der akad. Bildhauer Maximilian Stockenhuber (Linz, St. Magdalena). Sie erinnern den Besucher an Bruckners musikali sches Lebenswerk und damit an die geistige Größe jenes Menschen, der hier am 4. September 1824 das Licht der Welt erblickt hat. Dieser eine Raum ver dankt sein Aussehen der Kunst unserer Zeit, während alle anderen ihrem Inhalt nach museal gestaltet wurden. Beim Zurückkehren in den Wohnraum steht man Bruckners Ahnentafel gegen über; sie reicht väterlicherseits bis an den Anfang des 16. Jahrhunderts. Zu ihr gehört eine Landkarte mit den Herkunfts orten der Vorfahren. Eine Pfarrkarte von Ansfeiden zeigt den Wirkungsbereich von Pfarrer und Lehrer. Auf einem vergrößer ten Ausschnitt sieht man daneben die Lage des Schulhauses als ,,Nr. 28 und 29" eingezeichnet. Die Möbel hat das Oberösterreichische Landesmuseum aus seinen Beständen zur Verfügung gestellt. Vom Besitz der Bruckner-Familie ist nichts erhalten geblieben. Bestimmend für die Ausgestaltung des Hauses war die Tatsache, daß Bruckner hier seine Jugend verbracht hat, hier Volksschüler und Helfer seines kränkeln den Vaters war. Die Musik trat nur insoferne in Erscheinung, als er von seinem Vater und bei J. B. Weiß in Hörsching den ersten Musikunterricht erhielt und man dabei frühzeitig sein Talent erkannte. Die Ansfeldner Bruckner-Gedenkstätte ist daher vor allem und zuerst eine Erinne rung an die oberösterreichischen Lehrer um 1830. In der Eingangshalle sieht man rechts eine Karte, auf der die ca. 450 Volksschulen in Oberösterreich um 1850 kenntlich gemacht sind. Die von Kaiserin Maria Theresia ins Leben gerufene SchulDas alte Schulhaus in Ansfeiden in seiner gegenwärtigen Bauform, in dem Anton Bruckner am 4. September 1824 geboren wurde. Das Land Oberösterreich richtete in diesem historischen Gebäude eine AntonBruckner-Gedenkstätte in Form eines Bruckner-Museums ein. Foto: M. Eiersebner.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2