Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 4, 1974

Blick auf die Bühne Im Großen Saal des Linzer Brucknerhauses mit dem Linzer Brucknerorchester unter der Stabführung von Prof. Kurt Wöss. Diese moderne Konzertbühne umfaßt 200 Quadratmeter. Foto: K. Römer. ' |,| 's r™ iii' — : liiia ® t!!f)l|i| pl .1 4^'^il££kl££k WM internationale Profilierung zu erreichen. Diese geistige Profilierung muß und wird eng mit Anton Bruckner verbunden sein. Um es konkreter zu sagen: Stadt Linz und Land Oberösterreich müssen die von der Linzer Veranstaltungsgesell schaft mbH ins Leben gerufenen Bruck nerfestwochen nicht nur erhalten und fortführen, sondern ganz diffizile und genaue Akzente setzen, um sie in den Rang der Einmaligkeit zu erheben. Brucknerfestspiele dieser Prägung darf es dann eben nur in Linz geben und ihr Charakter muß ausgesprochen exklusiv sein. Was bietet sich dazu an? Ich könnte mir vorstellen, daß hier ein langjähriges Programmkonzept erarbeitet wird, das künstlerisch auf eine breitere Basis ge stellt wird. Die beiden Vorstandsdirek toren der LIVA, nämlich Magistratsdirek tor OSR Dr. Ernst Kubin und ich, wer den schon in Kürze auf Grund der bisherigen Erfahrungen diesbezügliche Vorschläge unterbreiten. Anregungen des In- und Auslandes werden zu be rücksichtigen sein. Das weltweite Echo des vergangenen Festes - es waren immerhin Besucher aus Hawaii, den USA, Südamerika, Japan und einigen europäischen Staaten in Linz — macht es nämlich notwendig, auch die Belange des Tourismus hier ins Auge zu fassen. Die programmatische Kernfrage wird zu lauten haben: Zentrales Thema muß das gesamte kompositorische Schaffen Anton Bruckners sein, aber über die Garnierung wird man diskutieren müssen. Auch dabei schälen sich bereits Themen heraus. So wurde vorgeschlagen, Anton Bruckner mit Franz Schubert zu koppeln, denn das Werk Schuberts wird kaum irgendwo ge schlossen aufgeführt. Eine andere Variante beinhaltet den Vorschlag, Bruckner mit österreichischen Zeitgenos sen in Verbindung zu bringen. Dieses Vorhaben ist schon deswegen nicht leicht zu realisieren, weil auswärtige Orchester kaum bereit sein werden, einen öster reichischen Zeitgenossen für diesen Zweck zu studieren. Zweifellos wird hier auch ein Teil des Publikums Widerstand leisten, doch käme es sicherlich in die sem Falle auf die geeignete Präsentation an. Wie sehr eine echte Akzentuierung ge rade für das Brucknerhaus möglich ist, zeigte der 1. Internationale Anton-Bruckner-OrgelWettbewerb, der fast 100 Orga nisten aus 22 Ländern der Erde nach Linz brachte. Ein Rekordnennungsergeb nis, das es noch bei keinem derartigen Bewerb in irgendeiner Stadt gegeben hat. Es ist ganz klar, daß die kulturellen und kulturpolitischen Akzente in Verbindung mit dem Brucknerhaus nicht durch die LIVA, sondern durch die Kulturreferenten der Stadt Linz und des Landes Ober österreich gesetzt werden müssen. So weit Festwochen vom reinen Manage ment betroffen sind, wird die LIVA wei terhin mit Taten brillieren. Was darüber hinaus aber am Veranstaltungssektor zu leisten sein wird — z. B. Ausstellungen, literarische Arbeiten, Symposien mit be stimmten Themen etc. —, da wird der Impuls von den zuständigen Kulturforen erwartet werden müssen. Die Zukunft des Brucknerhauses wird über den Alltag hinaus davon abhängen, ob es in ver mehrtem Maße Kristallisationspunkt des gesellschaftlichen, kuiturpolitischen und künstlerischen Lebens einer dynami schen Stadt und eines modernen Bun deslandes sein kann. An den Mitbemü hungen der LIVA wird es nicht fehlen. Das wurde schon hinlänglich bewiesen.

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