Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 4, 1974

Das Bruckner-Orchester auf dem Weg in die Zukunft Karl Pömer «»P|l»A||#f P» Die Inbetriebnahme des Brucknerhauses In Linz Im Frühjahr des heurigen Jahres rückte die Frage nach der weiteren Ent wicklung des heimischen BrucknerOrchesters stark In den Vordergrund. In einer Reihe von Pressekommentaren wurde diese Frage vor allem unter dem Gesichtspunkt untersucht, ob das Orche ster von seiner musikalischen Qualität her bereits ,,Brucknerhausreife" besitze. Gleichzeitig wies man auf ein anderes, ein rechtliches, Problem hin. Nach der gegebenen Sachlage Ist Rechtsträger und Dienstgeber des Bruckner-Orche sters das Land Oberösterreich, während sich das Brucknerhaus Im Eigentum der Stadt Linz befindet. Es gibt nun Stimmen, die es für den weiteren, reibungslosen Ausbau des musikalischen Lebens In der oberösterreichischen Landeshauptstadt belastend halten, wenn Linz wohl ein Konzerthaus, aber kein Orchester, das Land hingegen ein Orchester, aber kein Konzerthaus besitze. Das Ist auch der Grund, warum In be stimmten Kreisen zumindest anfänglich der Plan der Errichtung des Bruckner hauses mit dem Gedanken der Kommunallslerung des Orchesters verknüpft wurde. Dahinter stand die Absicht, die musikalische Betreuung der Linzer Be völkerung und der Konzertllebhaber aus dem übrigen Oberösterreich In eine Hand zu legen und das Konzertleben In der Landeshauptstadt ausbauen zu können, ohne auf die Planungen anderer Stellen In besonderer Welse Bedacht nehmen zu müssen. Dieser Gedanke konnte außer dem mit Argumenten ausgestattet wer den, die die bisherige Entwicklung lie ferte. So hatte es während des Krieges In Linz bereits ein eigenes Symphonie orchester gegeben. Es trug den Namen ,,Bruckner-Orchester des Großdeutschen Rundfunks" und zählte zu den deutschen Spitzenorchestern. Zu Ende des Krieges war dieses Orchester allerdings Infolge der Wirrnisse von 104 auf 39 Musiker zusammengeschrumpft. Es gab wohl den Vorschlag, es zumindest wieder auf 58 Mann aufzustocken, die Stadt trat dem Plan damals jedoch nicht näher. Im August 1945 kam es über Anordnung der amerikanischen Militärregierung zur Auflösung des Orchesters und zu seinem Wiedereintritt In das Theater. Die Stadt gab aber damals den Wunsch, wieder über ein eigenes Orchester zu verfügen, nicht auf. Das zeigt der Vertrag, der am 30. Oktober 1945 zwischen dem Land Oberösterreich und der Stadt Linz über die Subventionierung des Theaters ab geschlossen wurde. In diesem Überein kommen verpflichtete sich die Stadt, einen Beitrag In der Höhe der Kosten des damals 36 Mann starken Orchesters zu leisten, knüpfte jedoch daran die Auf lage, daß Ihr das Orchester für eine be stimmte Anzahl von Symphoniekonzerten zur Verfügung gestellt werde. Diese Form der Subvention war gewählt wor den, well sie Im Falle der Übernahme des Orchesters In die Diensthohelt der Stadt ohne besondere administrative Schwierigkelten die Herauslösung aus dem Verband des Theaters zuließ. Als

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