Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 4, 1974

,r f ~^r - - Ä-.- 1 r ,■*. > . ^ Totale der „Bruckner-Orgel" im Alten Dom zu Linz (Jesuitenkirche hl. Ignatius), ursprünglich im Stift Engeiszeii, ein Werk des barocken Orgeibaumeisters Franz Xaver Chrismann. Foto: M. Eiersebner. '.iy. Humi iEücajh-.i V ■. ;r ■. -c r> V; ITI Klang, der eine Synthese darstellt von süddeutschem Barock-Rokoko-Kiang, kombiniert mit beginnendem, noch etwas scheuem Romantikeinschiag — zu erhal ten ist die Orgel auch in ihrem äußeren ,,Schaubild" mit dem altgewohnten Pro spekt und mit ihrem Spieltisch. Warum also doch Diskussionen? Eine kleine Gruppe möchte diese Orgel auf die anfängliche ,,Chrismann-Orgel" rückrestaurieren, wie sie in Engeiszeii stand — eine Meinung, die zwar einiger maßen verständlich erscheint, da wir kaum mehr echte Beispiele von Chris mann-Orgeln haben, die aber doch auf heftigen und fast allgemeinen Widerstand stößt, da der ,,Chrismann-Bestand" in der Orgel des Alten Domes kaum mehr als ein Drittel ausmacht, eine solche Rückrestaurierung viele neue Probleme auf wirft und dann nicht mehr von einer ,,Brucknerorgei" gesprochen werden könnte. Wieder eine andere Gruppe möchte die Restaurierung so verwirklichen, daß die Orgel in ihrem jetzigen Klangcharakter erhalten bliebe, aber voll ausgebaut werden sollte mit vollständigem Pedal und nach oben und unten vollständigen Manualen, so daß die regenerierte Orgel brauchbar wäre für jegliche Literatur und für den ,,Normalorganisten" von heute. Diese Vorschläge sind ernst zu prüfen. Freilich muß jetzt schon gesagt werden, daß damit der alte, von Bruckner be nützte Spieltisch durch einen neuen er setzt werden müßte — der alte sollte dann als Museumsstück aufbewahrt wer den - und daß eine derartige Vervoll ständigung der Orgel eine ganz gewal tige künstlerische Potenz eines Orgei bauers benötigte. Eine dritte Gruppe will die Orgel im wesentlichen so erhalten, wie sie jetzt ist, nur das Pedal im unteren Bereich in der Tastatur ausbauen — entweder mit Herunterkoppelung der entsprechen den Pfeifen oder mit Pfeifenausbau, wei ters mit einem Ausbau des mittleren Manuales durch eine ,,Klangkrone", die wahrscheinlich schon Bruckner wollte, die aber nie gebaut wurde. Alles in allem: alle Experten umsorgen mit ihren Plänen liebevoll dieses einzig artige Klangdenkmal und Brucknerdenk mal. Sie werden unterstützt von Fachleuten und Bruckner-Freunden auch außerhalb von Oberösterreich, ja auch vom Ausland. Es liegen bereits Stellungnahmen der GDO, d. i. der internationalen Gesell schaft der Orgelfreunde, und des inter nationalen Brucknerbundes vor. Unterdessen ist bereits der Aufruf hin ausgegangen, mit Spenden dieses be deutsame Unternehmen der Regenerie rung zu unterstützen. Man kann überzeugt sein, daß allerorts das Verständnis für eine Hilfe groß ist, geht es doch hier um eine Sache, die im Rahmen des ,,Denkmalschutzes" ab soluten Vorrang haben muß.

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