Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 4, 1974

.-€j^ M.irrn 'WOul S!i Iii iÄMI *=*a^päs !!!''¥?# feMöSiapÄSs3HÄ=^ .(■ ^j4 »-diuB^'lm ui u Ml. oA rnfmm Kmju ■ futt. pegspail «'•'. ---t^ ')li! • j A- -j r:nn.;.t 1 24. Jahrgang 4/1974 Kulturzeitschrift

Inhaltsverzeichnis Dr. Leopold Nowak Die Bruckner-Gedenkstätte In Ansfeiden Prof. Hermann Kronsteiner Die Brucknerorgel im Alten Dom zu Linz Dr. Karl Römer Das Bruckner-Orchester auf dem Weg in die Zukunft Dr. Horst Stadlmayr Die Zukunft des Linzer Brucknerhauses Denkmalpflege Dr. Norbert Wibiral Das Europäische Jahr des Denkmalschutzes 1975 in Oberösterreich 10 14 16 Kunst der Gegenwart Dr. Erich Widder Der Glasfenster-Wettbewerb für die Stadtpfarrkirche Enns-St. Marien 27 Landschaft, Naturschutz, Raumordnung Dokumentation über das Forum für Umweltschutz und Umweltgestaltung Altmünster 31 Wirtschaft und Fremdenverkehr Dr. Helmuth Huemer Das Oö. Heimatwerk im Leben der Wirtschaft 36 Dr. Volker Lutz Anton Bruckner und Steyr 40 Literaturbeilage der Zeitschrift „Oberösterreich" erscheint jeweils im Heft 4 jedes Jahrganges Gertrud Fussenegger Kakanische Anekdoten Mondherrin mit dem Kind Unverzeihlich Rudolf Weilhartner Eine Existenz auf dem Lande Dora Dunkl Die Bucht,aus der Reihe „Sonntage", Landeskunde Dr. Alois Großschopf Der oberösterreichische Mundartdichter P. Maurus LIndemayr Kulturelle Termine in Oberösterreich 24 Bücherecke 41 44 Umschlag: Entwurf Herbert Friedl unter Verwendung der Fotos von Eiersebner, Römer, Burger und der Österr. Nationalbibliothek.

Kulturzeitschrift Kulturzeitschrift Oberösterreich 24. Jahrgang, Heft 4/1974. Vierteljahreszeitschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine; März, Juni, Oktober, Dezember. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Oberösterreichischer Landesverlag; Redakteur: Dr. Otto Wutzel; verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Elfriede Wutzel; Grafische Gestaltung: Herbert Friedl; Druck:00.Landesverlag Linz; sämtliche 4020 Linz, Landstraße 41, Ruf(07222)78 1 21. Jahresabonnement(4 Hefte):S 148.—; Einzelverkaufspreis: S 45.—.

Die Bruckner-Gedenkstätte in Ansfeiden Leopold Nowak Zu den vielseitigen Aufgaben, die der oberösterreichischen Landesregierung aus der Betreuung der Kuitur Oberöster reichs erwachsen, zählt auch die Ob sorge um Erwerbung, Einrichtung und Erhaltung von Gedenkstätten. Im kulturei len Bereich finden wir eine Reihe von Namen, die in Vergangenheit und Gegen wart Hervorragendes geleistet haben und noch leisten. Das Andenken an sie zu bewahren, aber nicht nur an sie, sondern auch an ihre Tätigkeit und an die Kuitur ihrer Zeit, ist eine der vornehmsten Auf gaben für unser gesamtes österreichi sches Volk. Ausdruck dieser erfolgreichen Bemühun gen ist auch die Bruckner-Gedenkstätte in Ansfeiden. Sie stellt Österreich und der ganzen Welt das Geburtshaus Anton Bruckners in erneuerter Gestalt vor Augen und verbindet diese glücklich ge löste Aufgabe mit einer den Raumver hältnissen entsprechenden Schaustel lung. Die seit langem bestandene Unzufrieden heit über den Zustand des alten Schul hauses in Ansfeiden führte dazu, daß schon im Hinblick auf die Feiern zum 150. Geburtstag (1974) eine im Dezember 1966 vom damaligen Leiter des Kultur amtes, Hofrat Dr. Hans Wopeika, gefaßte Idee von Landeshauptmann Dr. Gieißner aufgegriffen und tatkräftigst gefördert wurde. Nach Ankauf des Hauses begann die bauliche Generairenovierung. Die Umgebung bekam gleichermaßen die Er neuerung zu spüren: die Stiege zur Kirche, der Vorplatz erhielten ein ande res Aussehen, auch die dem Pfarrhof vorliegenden alten Wirtschaftsgebäude entfernte man und legte einen Parkplatz an. Regierungsoberbaurat Dipi.-Ing. Karl Heinz Hattinger leitete alle diese Arbei ten und bestimmte auch die Veränderung der Räume im Haus. Dem Verfasser die ser Zeilen wurde die Aufgabe zuteil, ge dankliche Grundlagen für die Einrichtung des Hauses als Bruckner-Gedenkstätte zu entwickeln. Die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts durchgeführte Erweiterung des alten, aus dem Jahre 1706 stammenden ebenerdi gen Hauses machte es unmöglich, es in den Zustand von 1824 zurückzuversetzen. Man hätte den 1. Stock samt der Innen stiege entfernen und das Haus verklei nern müssen. Daher entschloß man sich zur Errichtung einer Gedenkstätte im Sinne unseres Jahrzehnts. Von allen vor handenen Räumen sind nur die Wohn stube und der anschließende Geburts raum in den originalen Größenausmaßen erhalten geblieben. Alle übrigen Räume entsprechen nicht mehr dem Zustand von 1824 und konnten daher für die Zwecke der Schaustellung entsprechend ver ändert werden. Aus diesem Grund wurde auch die Kustodenwohnung in den Ober stock verlegt. Die Haupträume der Gedenkstätte liegen links von der Eingangshalle. Man betritt zunächst den Wohnraum und sieht durch seine Türe die im Geburtsraum aufge stellte Bronzebüste Bruckners vom akad. Bildhauer Professor Franz Forster (Sankt Florian). Sie wurde eigens für diesen Raum geschaffen, ist aber nicht sein ein ziger Schmuck. An den Wänden haben die Anfangsthemen der neun Sympho nien und des Finales der IX. Platz ge funden. Diese Bronzeplastiken schuf der akad. Bildhauer Maximilian Stockenhuber (Linz, St. Magdalena). Sie erinnern den Besucher an Bruckners musikali sches Lebenswerk und damit an die geistige Größe jenes Menschen, der hier am 4. September 1824 das Licht der Welt erblickt hat. Dieser eine Raum ver dankt sein Aussehen der Kunst unserer Zeit, während alle anderen ihrem Inhalt nach museal gestaltet wurden. Beim Zurückkehren in den Wohnraum steht man Bruckners Ahnentafel gegen über; sie reicht väterlicherseits bis an den Anfang des 16. Jahrhunderts. Zu ihr gehört eine Landkarte mit den Herkunfts orten der Vorfahren. Eine Pfarrkarte von Ansfeiden zeigt den Wirkungsbereich von Pfarrer und Lehrer. Auf einem vergrößer ten Ausschnitt sieht man daneben die Lage des Schulhauses als ,,Nr. 28 und 29" eingezeichnet. Die Möbel hat das Oberösterreichische Landesmuseum aus seinen Beständen zur Verfügung gestellt. Vom Besitz der Bruckner-Familie ist nichts erhalten geblieben. Bestimmend für die Ausgestaltung des Hauses war die Tatsache, daß Bruckner hier seine Jugend verbracht hat, hier Volksschüler und Helfer seines kränkeln den Vaters war. Die Musik trat nur insoferne in Erscheinung, als er von seinem Vater und bei J. B. Weiß in Hörsching den ersten Musikunterricht erhielt und man dabei frühzeitig sein Talent erkannte. Die Ansfeldner Bruckner-Gedenkstätte ist daher vor allem und zuerst eine Erinne rung an die oberösterreichischen Lehrer um 1830. In der Eingangshalle sieht man rechts eine Karte, auf der die ca. 450 Volksschulen in Oberösterreich um 1850 kenntlich gemacht sind. Die von Kaiserin Maria Theresia ins Leben gerufene SchulDas alte Schulhaus in Ansfeiden in seiner gegenwärtigen Bauform, in dem Anton Bruckner am 4. September 1824 geboren wurde. Das Land Oberösterreich richtete in diesem historischen Gebäude eine AntonBruckner-Gedenkstätte in Form eines Bruckner-Museums ein. Foto: M. Eiersebner.

•Ä' Ordnung hat sich sehr segensreich bis in die entlegensten Dörfer ausgewirkt. Der Volksschullehrer war eine sehr wichtige Persönlichkeit, deren Einwirkung auf die Bevölkerung, vor allem natürlich auf die Kinder, nicht unterschätzt werden darf. Er war nicht immer sehr angesehen, meistens ein „armer Schlucker", aber „er war da" und war aus dem Gefüge des Volkes nicht wegzudenken, schon gar nicht wegen der von ihm bewirkten Musikerziehung. Geschichte und Auswir kungen dieser Tätigkeit müßten einmal umfassend studiert und dargestellt wer den. Über die „Hierarchie" des Schul wesens unterrichtet die daneben hän gende Tafel. Damit wird auch der Zweck verfolgt, den Besuchern von den in den Dokumenten angeführten Bezeichnungen wie etwa: ,,Distrikts-Schulen-Aufseher" etc. Kenntnis zu geben. Eine an dieser Wand unter dem Ge wölbebogen stehende Vitrine enthält Tauf- und Heiratsurkunden der Eltern und des Sohnes. Die rechts befindlichen beiden Räume sind für Bruckner, den Schüler und den Schulgehilfen, bestimmt. Im vorderen Raum hat daher ein Stück eines Klas senzimmers Platz gefunden. So unge fähr mag es zwischen 1830 und 1850 ausgesehen haben: Bänke, Katheder, Kasten, Stockerl mit Waschbecken, Tafel, Lehrbehelfe, Kleiderrechen an der Wand. Man halte sich dabei immer vor Augen, daß das Klassenzimmer von 1830 ein Ausmaß von nur 20 m^ gehabt hat. Darin wurden 220 Kinder in zwei Gruppen vorund nachmittags unterrichtet. Beispiele der verwendeten Lehrbücher findet man in der Wandvitrine, darunter Photos aus einem von Bruckner 1837 eigenhändig begonnenem Heft ,,Schriftliche Aufsätze": sie sind alle in Briefform gehalten. Eine ,,Naturlehre für die Jugend", Wien, 1840, stammt schon aus der Präparandenzeit in Linz. Er hat darin an verschiedenen Stellen mit Bleistift Bemerkungen einge tragen. Die Vogelpräparate in der Eck vitrine gehören nicht dem Bestand einer ,,Trivialschule" an, sondern höheren Schultypen dieser Zeit. Sie sollen daran erinnern, daß Bruckner 1850/51 auch zwei Klassen der Linzer Unterrealschule be sucht hat. Bruckner war ein fleißiger, sehr begabter Schüler. Das ersieht man aus dem „Buch der Ehre und des Fleißes" der Markt schule von St. Florian, in dem er 1838 als Zweitbester, 1839 als Klassenbester aufscheint. Die ausgestellten Kielfedern machen auf das damals verwendete Schreibgerät aufmerksam. Der Tätigkeit Bruckners als Lehrer ist der nächste Raum gewidmet. Er enthält in Photographien seine Wirkungsstätten Linz (Ausbildung zum Schulgehilfen), Windhaag, Kronstorf und St. Florian, wo er unterrichtet hat, und am Schluß ein Farbdia der Großen Orgel von St. Florian. Sie hat ihn aus seinem „Beruf" in seine „Berufung" geholt, hat ihn nach Linz entlassen und ihn auch während seiner Wiener Jahre immer wieder als genialen Improvisator erlebt, bis er unter ihr seine Ruhestätte für die Ewigkeit fand. Daher beherrscht ihr Bild den Raum, dessen Hauptaufgabe es jedoch ist, durch die

Rekonstruktion eines oberösterreichischen Klassenzimmers aus der Zeit um 1830, womit an die Kindheitsjahre Anton Bruckners, aber auch an seine berufliche Tätigkeit als Schuigehiife in Windhaag und Kronstorf und als Lehrer in St. Florian erinnert werden soll. Foto: M. Eiersebner. -V.j i; i* ausgestellten Zeugnisse Kunde zu geben, welch vorzüglicher Lehrer Bruck ner war und wie er sich als solcher bewährte. Die Musik ist in diesen Jahren nur Begleiterin: In der Kirche, wo Bruck ner als Organist Dienst macht (dazu in einer Vitrine neben der Chrismann-Orgel Kirchenmusiknoten aus dieser Zeit) und auf dem Tanzboden, wo Bruckner als Geiger den Bauern „aufspielte". Er emp fing allerdings dabei ein kostbares Erbe: die oberösterreichische Volksmusik. Es hat in den Scherzo-Sätzen seiner Sym phonien künstlerische Verklärung gefun den. Die Landierbank in der anderen Ecke dieses Raumes, ein Originalstück aus dem Jahre 1830, erinnert daran. Punkt 8 der ebenfalls ausgestellten ,,lnstruction für Schuigehüifen" von 1806 verbietet allerdings solche Nebenbe schäftigung. Die rechts und links daneben befind lichen Photos aus Bachs ,,Kunst der Fuge" und ,,Präludien" von J. G. Albrechtsberger bezeugen, daß Bruckners Musikstudien 1840-1845 bereits eine Höhe erreicht hatten, die weit über den Horizont eines gewöhnlichen ,,Gehülfen für Trivialschulen" hinausgingen. Die Stiege ins Obergeschoß begleiten kleine Vitrinen mit Zeugnissen der Lin zer Kultur um 1830. Goidhauben, Sticke reien, Kämme, Schlüssel, Kerzenleuchter, Porzellan, Schattenbilder, Zinnsoldaten, Holzschnitzereien lassen vor dem Be- ■3 I Mi Links: Rekonstruktion eines Wohnraumes aus der Jugendzelt Anton Bruckners. Rechts: Der letzte Raum Im Obergeschoß des Bruckner-Museums In Ansfelden mit Dar stellung des Themas ,,Bruckner — Genie der Musik". In der Mitte des achteckigen Raumes die Totenmaske des Meisters. Fotos: M. Eiersebner.

Bronzebüste Anton Bruckners, geschaffen von akad. Bildhauer Prof. Franz Forster aus St. Florian, im künstlerisch ausgestalteten Geburtsraum des Meisters im alten Schuihaus von Ansfeiden. Weiterer Schmuck in diesem Raum sind Bronzetafeln mit den Anfangs themen der 9 Bruckner-Symphonien. Foto: M. Eiersebner. f

schauer biedermeierische Farben und Formen lebendig werden. Die Obliegenheiten eines Schuigehiifen umfaßten um 1830 aber nicht nur das „Schulhaiten", sondern auch kirchliche Dienste: den Pfarrer zur hl. Messe an kleiden, alles dazu Notwendige vorbe reiten, ihn bei Versehgängen begleiten, Glocken läuten und Orgel spielen. Der Schuliehrer konnte obendrein von seinem Gehilfen auch Feldarbeit verlangen. Im mittleren Raum des Obergeschosses haben deswegen kirchliche Gegenstände der Pfarre Ansfelden Aufstellung gefun den und zwar vor allem solche, von denen man mit einiger Sicherheit an nehmen kann, daß sie der Knabe Bruck ner in Händen gehabt hat, wenn er für seinen kranken Vater einspringen mußte. Das sind vor allem die Meßbücher und die Meßkännchen, vielleicht hat er auch einmal den Kreuzpartikel angefaßt, sicher aber einige der Meßgewänder, die in der rechten Vitrine ausgestellt sind. Die linke enthält einen schönen Ornat aus St. Florian, eine Anschaffung des Prälaten Ferdinand Moser (gest. 1901). Er war es, der die Erlaubnis für die Auf stellung des Sarkophages Bruckners in der Gruft der Stiftskirche gab und am 15. Oktober 1896 die Einsegnung vor nahm. Aus St. Florian stammt auch die zur Verzierung des Hochaltars früher verwendete Wachsblumenpyramide. Neben der Türe haben zwei Unterschrif ten Platz gefunden: die des Ansfeldner Pfarrers Joseph Grabmer (gest. 1829) und die des Prälaten Michael Arneth, von 1823 bis 1854 Propst von St. Florian. Grabmer war neben dem Vater Bruck ners wohl der erste, dem das Musik talent des jungen Knaben auffiel; der kleine Toni besaß eine rote Kindergeige und durfte Grabmer vorspielen. Als Lohn bekam er Obst. Arneth hat Bruckner 1837 ins Stift als Sängerknabe aufge nommen. Gegenüber hängt unter Glas und Rah men der erste Lorbeerkranz, den dieser Sängerknabe, nun schon als Komponist erkennbar, zur Uraufführung seiner d-Moli-Messe im Linzer Dom am 20. No vember 1864 erhielt. So leitet der kirch liche Raum unmittelbar zum letzten hin über, in dem die Entwicklung Bruckners zum Genie und die Ausbreitung seiner Musik dargestellt sind. Das Heraufstei gen in den Oberstock mag als ein Sym bol für die ,,Erhebung" Bruckners vom Lehrer zum Künstler aufgefaßt werden. Der letzte Raum ,,Bruckner, Genie der Musik" zeigt in gebotener Kürze die musikalische Entwicklung des Meisters, die Ausbreitung seiner Musik in der Welt, einige charakteristische Proben aus den Werken und ein Verzeichnis seiner Kom positionen. Den „Weg zum Genie" kennzeichnen Bilder von Lehrbüchern, Aufgabenheften, eine Komposition von J. B. Weiß, bei dem Bruckner zu allererst Harmonielehre und Generalbaß lernte und Beispiele seiner weiteren Studien bei Dürrnberger, Sechter und Kitzler. Die Windhaager Messe, die erste überlieferte Komposi tion, ist zu sehen, ebenso die e-MoilMesse für die Votivkapelle des Neuen Domes. Dazu gehören als Ergänzungen ein Notenausschnitt aus Bruckners bei Kitzier geschriebener erster Symphonie (f-Moll, 1863), der Beginn des ,,Abend himmeis", eines für die Liedertafel ,,Froh sinn" geschriebenen Chores, und die früheste Erwähnung Bruckners als Kom ponist in der Linzer Zeitung vom 12. Fe bruar 1861. Abbildungen der Orgeln außerhalb Oberösterreichs: Wien (Burgkapelie und Piaristenkirche), Nancy, Paris, London (Albert Hall und Kristallpalast), Klosterneuburg, bringen den Orgelvirtuosen und genialen Improvisa tor in Erinnerung, der zur Entwicklung dieser seiner Fähigkeiten auch das aus gestellte Clavierchord benützt hat; es stammt aus der Windhaager Zeit und wurde ihm damals von dem Weber Jo hann Sücka, in dessen Familie Bruckner viel verkehrte, zur Verfügung gestellt. Das Instrument ist der einzige Gegenstand, erfreulicherweise musikalischer Natur, der aus den frühen Jahren Bruckners erhalten geblieben ist. Gegenüber wird der ,,Weg in die Welt" dargestellt. Porträts bedeutender Bruck ner-Dirigenten, Aufzählung der Feste der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, erste Notendrucke und Beispiele des frühesten Bruckner-Schrifttums umrah men eine Weitkarte, auf der alle Orte verzeichnet sind, in denen bis zu Bruck ners Tod, 1896, Ur- und Erstaufführungen seiner Werke stattgefunden haben. Belege für die Tätigkeit der Internatio nalen Bruckner-Gesellschaft (sie gibt zu sammen mit der Österr. Nationalbiblio thek die Gesamtausgabe heraus) und des Brucknerbundes für Oberösterreich bil den die untere Hälfte der Vitrine. Die Gründer dieser Bruckner-Bewegung, Max Auer, Franz Gräflinger und August Gölierich, alle drei Oberösterreicher, haben mit Porträt und kurzer Lebensbeschrei bung in einer eigenen schmalen Vitrine Platz gefunden. Die Mitte des achteckigen Raumes nimmt die Totenmaske ein und, um sie gelagert, vier Handschriften-Photographien, und zwar: aus der f-Moll-Messe, der IX. Symphonie, dem Streichquintett und dem symphonischen Chor ,,Helgo land", je ein Beispiel aus den vier Hauptgattungen der Musik, zu denen wir Werke von Bruckner besitzen. Durch die Säule sieht man hindurch auf ein Lebendporträt Bruckners, Kopie eines Ölgemäldes von Ferry Beraton, Wien, 1888, im Besitz des Linzer Stadtmuseums, ausgeführt von akad. Maier Franz Glaub acker. Daneben befindet sich die erste Seite des Te Deum-Autographs. Dem Werdegang Bruckners und der Ver breitung seiner Werke mußte unbedingt auch eine Darstellung seiner Musik zuge sellt werden. Die architektonische Größe seiner Symphonien konnte durch einen graphischen Vergleich der VIII. Sympho nie in der 2. Fassung von 1890 und der Jupiter-Symphonie von W. A. Mozart ver deutlicht werden. Die beiden Werke lie gen etwa ein Jahrhundert auseinander: 1788-1890. In der Gegenüberstellung ihrer Satzlängen mit der Gesamtzahl von 924 Takten bei Mozart und 1705 bei Bruckner wird das Wachstum der Sym phonie sichtbar. Musik ist eine ,,klin gende" Kunst, man muß sie hören. Daher wurden neun Stellen aus Bruckners Werken ausgesucht, die, verschieden im Ausdruck, geeignet sind, die Eigen arten seines Schaffens vorzuführen. Da nun aber stumme Notenbeispieie und schlagwortartig kurz beschriebene Texte völlig ungeeignet sind, dem Besucher richtige Eindrücke zu vermitteln, wur den diese Beispiele auf Tonband auf genommen. So kann man die Musik auch hören und bekommt durch die unmittelbare Aufeinanderfolge der ver schiedenen für Bruckners Personalstil charakteristischen Zitate einen Begriff, worin seine Eigenart liegt. Mit des Meisters Jubelgesang, seinem Te Deum, wird der Besucher aus den Räumen die ser Gedenkstätte entlassen. Schule und Musik, Lehrer und Genie, alles verbindet sich zu persönlicher Ein heit. Sie aus den Objekten der BrucknerGedenkstätte in Ansfelden wenigstens einigermaßen zu erfassen, ist das Ziel dieses Hauses. In diesem Sinne wurde es am 17. Oktober 1971 durch Landesrat Dr. Lelio v. Spannocchi und W. Hofrat Dr. Karl Römer der Öffentlichkeit zum allgemeinen Besuch freigegeben.

Die Brucknerorgei im Alten Dom zu Linz Hermann Kronsteiner Das „Brucknerjahr" 1974 lenkt naturge mäß das Interesse auch auf Bruckner als Organisten. Leider ist dieser Aspekt zweifach ge trübt: Bruckner schrieb keine großen Orgelwerke — seine großartigen Impro visationen sind uns nicht erhalten — und die Orgeln, auf denen er amtlich angesteilt war, sind in ihrem ursprüngiichen Zustand nicht mehr erhalten — bis auf eine, eben die Orgei im Aiten Dom zu Linz. Die Florianerorgel wurde mehrfach umgebaut, aber auch der letzte, hoch achtenswerte Versuch, sie endgültig ihrem Ursprungszustand zu nähern, kann nicht restios befriedigen; die Orgei der Stadtpfarrkirche in Linz, wo Bruckner auch als Organist angestellt war, wurde durch einen Neubau ersetzt, ebenso die Orgei in der Wiener Hofburgkapeile. Umso mehr sind wir erfreut, in der Orgel im Alten Dom zu Linz ein Werk zu be sitzen, das in allen wesentlichen Teilen technisch und klanglich so erhalten ge blieben ist, wie Bruckner es bei seinem Weggang nach Wien 1868 verlassen hat — erfreut, aber auch verpflichtet, dieses Denkmal im Originalzustand zu erhalten. ,,lch bin für Herrn Bruckner...", mit die sem Satz entschied Bischof Rudigier, daß Bruckner Linzer Domorganist wurde und dieses Amt vom Dezember 1855 bis Sep tember 1868 ausüben konnte. Auf der Orgel des Domes also spielte der Meister zu allen feierlichen Gottesdiensten, auf ihr spielte er sicherlich oft zum ersten mal seine Kompositionsarbeiten, auf ihr intonierte er seine ergreifenden Improvi sationen für die gläubige Gemeinde und auch für „seinen" Bischof allein, wenn dieser sich von Bruckners Spiel ,,trösten und stärken ließ". Auf dieser Orgel spielte Bruckner — wahrscheinlich zum letztenmal — das Totenlied zum Begräb nis Bischof Rudigiers am 3. Dezember 1884. Diese Orgel ist, wie gesagt, noch erhal ten, als eines der ehrwürdigsten und lebendigsten Denkmäler, denn was könnte uns einen Komponisten — abge sehen von seinen Kompositionen — näherbringen als Instrumente, die er spielte... Diese Orgel im Alten Dom ist aber auch, unabhängig von ihrer ,,Bruckner-Nähe", als Instrument ein wertvolles Unikat. In ihr steckt als Grundbestand ein Chrismann-Werk, nämlich die von Franz Xaver Chrismann (1726—1795) für das Stift Engelszeil an der Donau um 1760 er baute Stiftsorgel, die 1790 bis 1794 von ihm selbst in die 1787 zum ,,Dom" er hobene Jesuitenkirche nach Linz über tragen wurde. Dabei nahm er nicht un beträchtliche Änderungen der Orgel vor, abgesehen davon, daß ein neues Ge häuse gebaut werden mußte, das bis heute erhalten blieb. Zudem wurden da mals Teile der 1684 erbauten früheren Orgel der Jesuitenkirche miteinbezogen. Als nun Bruckner 1855 diese Orgel als „sein" Instrument übernahm, klagte er bald über deren schiechten Zustand, be trieb eine Verbesserung und Vergröße rung und ersuchte das Linzer Domkapitel, daß ,,... die Ausführung der bereits be antragten Vergrößerung der Domorgel durch zwei bis drei neue Register von 8 und 16 Fuß und der vollständigen Stim mung der Orgel — wie auch die nothwendige Abhülfe einiger Gebrechen im Mechanismus sowohl im Manuale als im Pedal — schon jetzt bewilligt und im Vollzug gesetzt werden wolle... Die Her steilung von neuen Registern erscheint zum Behufe der Choralbegieitung unum gänglich nothwendig ...". Diese erbetene Vergrößerung und Re generierung erfolgte dann auch durch den tüchtigen Orgelbauer Josef Brelnbauer in den Jahren 1857—1867. So haben wir also orgelbautechnisch und klanglich ein überaus seltsames Mixtum aus Chrismann, Breinbauer und Bruckner selbst vor uns, denn der Umbau durch Breinbauer wurde klanglich wesentlich von Bruckner beeinflußt. Wir sind über diesen vielfach verschlun genen Weg bestens informiert durch die hervorragende Forschungsarbeit von Prof. Dr. Hans Winterberger, der selbst viele Jahre lang als Nachfolger Bruck ners diese Orgei spielte. (Siehe: Histori sches Jahrbuch der Stadt Linz 1971, ,,Die Hauptorgein der Ignatiuskirche [.Alter Dom'] in Linz".) Nun ist abermals die Zeit gekommen, diese ,,Brucknerorgel" zu restaurieren, denn sie ist nicht mehr funktionssicher und würde ohne Betreuung dem Verfall preisgegeben, was man als Barbarei be zeichnen müßte. Mit der bereits fest geplanten Restau rierung kommt eine Reihe wichtiger Ent scheidungen auf uns zu. Die Diskussion darüber ist unter den Fachleuten schon seit Jahren in Gang - und das ist recht so. Einig sind sich fast alle darin, das so überaus wertvolle Denkmal so zu erhal ten, daß man nach der Regenerierung mit gutem Gewissen sagen kann: Das ist die alte Brucknerorgei; sie ist es in ihrem ganz bestimmten unverkennbaren

,r f ~^r - - Ä-.- 1 r ,■*. > . ^ Totale der „Bruckner-Orgel" im Alten Dom zu Linz (Jesuitenkirche hl. Ignatius), ursprünglich im Stift Engeiszeii, ein Werk des barocken Orgeibaumeisters Franz Xaver Chrismann. Foto: M. Eiersebner. '.iy. Humi iEücajh-.i V ■. ;r ■. -c r> V; ITI Klang, der eine Synthese darstellt von süddeutschem Barock-Rokoko-Kiang, kombiniert mit beginnendem, noch etwas scheuem Romantikeinschiag — zu erhal ten ist die Orgel auch in ihrem äußeren ,,Schaubild" mit dem altgewohnten Pro spekt und mit ihrem Spieltisch. Warum also doch Diskussionen? Eine kleine Gruppe möchte diese Orgel auf die anfängliche ,,Chrismann-Orgel" rückrestaurieren, wie sie in Engeiszeii stand — eine Meinung, die zwar einiger maßen verständlich erscheint, da wir kaum mehr echte Beispiele von Chris mann-Orgeln haben, die aber doch auf heftigen und fast allgemeinen Widerstand stößt, da der ,,Chrismann-Bestand" in der Orgel des Alten Domes kaum mehr als ein Drittel ausmacht, eine solche Rückrestaurierung viele neue Probleme auf wirft und dann nicht mehr von einer ,,Brucknerorgei" gesprochen werden könnte. Wieder eine andere Gruppe möchte die Restaurierung so verwirklichen, daß die Orgel in ihrem jetzigen Klangcharakter erhalten bliebe, aber voll ausgebaut werden sollte mit vollständigem Pedal und nach oben und unten vollständigen Manualen, so daß die regenerierte Orgel brauchbar wäre für jegliche Literatur und für den ,,Normalorganisten" von heute. Diese Vorschläge sind ernst zu prüfen. Freilich muß jetzt schon gesagt werden, daß damit der alte, von Bruckner be nützte Spieltisch durch einen neuen er setzt werden müßte — der alte sollte dann als Museumsstück aufbewahrt wer den - und daß eine derartige Vervoll ständigung der Orgel eine ganz gewal tige künstlerische Potenz eines Orgei bauers benötigte. Eine dritte Gruppe will die Orgel im wesentlichen so erhalten, wie sie jetzt ist, nur das Pedal im unteren Bereich in der Tastatur ausbauen — entweder mit Herunterkoppelung der entsprechen den Pfeifen oder mit Pfeifenausbau, wei ters mit einem Ausbau des mittleren Manuales durch eine ,,Klangkrone", die wahrscheinlich schon Bruckner wollte, die aber nie gebaut wurde. Alles in allem: alle Experten umsorgen mit ihren Plänen liebevoll dieses einzig artige Klangdenkmal und Brucknerdenk mal. Sie werden unterstützt von Fachleuten und Bruckner-Freunden auch außerhalb von Oberösterreich, ja auch vom Ausland. Es liegen bereits Stellungnahmen der GDO, d. i. der internationalen Gesell schaft der Orgelfreunde, und des inter nationalen Brucknerbundes vor. Unterdessen ist bereits der Aufruf hin ausgegangen, mit Spenden dieses be deutsame Unternehmen der Regenerie rung zu unterstützen. Man kann überzeugt sein, daß allerorts das Verständnis für eine Hilfe groß ist, geht es doch hier um eine Sache, die im Rahmen des ,,Denkmalschutzes" ab soluten Vorrang haben muß.

Heutige Disposition der Bruckner-Orge im Alten Dom zu Linz: 1. Manual, Hauptwerk C— kurz, 10 Stimmen Bordun 16' Prinzi pal 8' Gedackt 8' Quint SVa' Oktave 4' Piccolo 4' Quint 2V3' Oktave 2' Kornett Stach 8' Mixtur Stach 2' 2. Manual, Echowerk 0—c^ kurz,9 Stimmen Flöte 16' Prinzipal 8' Gedackt 8' Melodia 8' Echo 8' Gamba 8' Oktave 4' Flöte 4' Fagott-Trompete 8' 3. Manual, Positiv G-c^ kurz, 7 Stimmen Prinzipal 8' Gedackt 8' Salizional 8' Spitzflöte 4' Quint 2V3' Oktave 2' Mixtur 4tach IV3' Pedal C—gls kurz, 5 Stimmen Prinzipal 16' und 8' Subbaß 16' Oktavbaß 8' Mixtur 4fach 5V3' Posaune 16' Koppeln ll/l, lll/l, 3 Sperrventile r/,;' (i*ii ■4, 'r"' Links: Photographisches Portrat des Linzer Bischofs Franz Josef Rudigier (1811-1884). Foto: M. Eiersebner. Oben: Spieitisch der „Bruckner-Orgei im Aiten Dom zu Linz in seiner gegenwärtigen Form. Foto: M. Eiersebner.

Das Bruckner-Orchester auf dem Weg in die Zukunft Karl Pömer «»P|l»A||#f P» Die Inbetriebnahme des Brucknerhauses In Linz Im Frühjahr des heurigen Jahres rückte die Frage nach der weiteren Ent wicklung des heimischen BrucknerOrchesters stark In den Vordergrund. In einer Reihe von Pressekommentaren wurde diese Frage vor allem unter dem Gesichtspunkt untersucht, ob das Orche ster von seiner musikalischen Qualität her bereits ,,Brucknerhausreife" besitze. Gleichzeitig wies man auf ein anderes, ein rechtliches, Problem hin. Nach der gegebenen Sachlage Ist Rechtsträger und Dienstgeber des Bruckner-Orche sters das Land Oberösterreich, während sich das Brucknerhaus Im Eigentum der Stadt Linz befindet. Es gibt nun Stimmen, die es für den weiteren, reibungslosen Ausbau des musikalischen Lebens In der oberösterreichischen Landeshauptstadt belastend halten, wenn Linz wohl ein Konzerthaus, aber kein Orchester, das Land hingegen ein Orchester, aber kein Konzerthaus besitze. Das Ist auch der Grund, warum In be stimmten Kreisen zumindest anfänglich der Plan der Errichtung des Bruckner hauses mit dem Gedanken der Kommunallslerung des Orchesters verknüpft wurde. Dahinter stand die Absicht, die musikalische Betreuung der Linzer Be völkerung und der Konzertllebhaber aus dem übrigen Oberösterreich In eine Hand zu legen und das Konzertleben In der Landeshauptstadt ausbauen zu können, ohne auf die Planungen anderer Stellen In besonderer Welse Bedacht nehmen zu müssen. Dieser Gedanke konnte außer dem mit Argumenten ausgestattet wer den, die die bisherige Entwicklung lie ferte. So hatte es während des Krieges In Linz bereits ein eigenes Symphonie orchester gegeben. Es trug den Namen ,,Bruckner-Orchester des Großdeutschen Rundfunks" und zählte zu den deutschen Spitzenorchestern. Zu Ende des Krieges war dieses Orchester allerdings Infolge der Wirrnisse von 104 auf 39 Musiker zusammengeschrumpft. Es gab wohl den Vorschlag, es zumindest wieder auf 58 Mann aufzustocken, die Stadt trat dem Plan damals jedoch nicht näher. Im August 1945 kam es über Anordnung der amerikanischen Militärregierung zur Auflösung des Orchesters und zu seinem Wiedereintritt In das Theater. Die Stadt gab aber damals den Wunsch, wieder über ein eigenes Orchester zu verfügen, nicht auf. Das zeigt der Vertrag, der am 30. Oktober 1945 zwischen dem Land Oberösterreich und der Stadt Linz über die Subventionierung des Theaters ab geschlossen wurde. In diesem Überein kommen verpflichtete sich die Stadt, einen Beitrag In der Höhe der Kosten des damals 36 Mann starken Orchesters zu leisten, knüpfte jedoch daran die Auf lage, daß Ihr das Orchester für eine be stimmte Anzahl von Symphoniekonzerten zur Verfügung gestellt werde. Diese Form der Subvention war gewählt wor den, well sie Im Falle der Übernahme des Orchesters In die Diensthohelt der Stadt ohne besondere administrative Schwierigkelten die Herauslösung aus dem Verband des Theaters zuließ. Als

Das Linzer Brucknerorchester bei der Proben arbeit im neuen Linzer Brucknerhaus. Foto: K. Römer. die amerikanische Besatzungsmacht im Jahre 1946 gegen einen derartigen Schritt der oberösterreichischen Landes hauptstadt keine Einwände mehr erhob, beschloß der Stadtrat am 30. Juli 1946 auch tatsächiich, das Orchester zu kommunaiisieren. Die alsbaid einsetzenden Lohnverhandlungen mit dem Orchester führten jedoch zu keinem Ergebnis, sodaß sich die Stadt veraniaßt sah, von ihrem Vorhaben zurückzutreten. Mit Be schieß vom 23. Oktober 1946 ließ der Stadtrat den Pian, das damalige Theater orchester in seine Rechtsträgerschaft zu übernehmen, falien. Unvermindert stark blieben jedoch die Bemühungen der Stadt Linz, das musikaiische Veranstal tungswesen zu beleben und auszubauen. Die städtische Musikdirektion, die 1950 aus dem Konzertbüro des Kulturamtes gebildet wurde, erfüllte in dieser Hinsicht mit Unterstützung des Landes,erfoigreich eine wichtige Aufgabe. Auch das Land Oberösterreich war ja an einer Ausweitung der Konzerttätigkeit in Linz interessiert. Was das heimische Or chester anlangte, waren jedoch diesen Bemühungen durch das Musiktheater Grenzen gesetzt. Soiange das Orchester stärkemäßig nur beschränkt in der Lage war, den musikalischen Dienst im Thea ter in der gewünschten Weise zu erfülien, konnte man keinen alizu großen Einsatz im Konzertleben erwarten. Vor allem dann nicht, wenn man das Orche ster weder arbeitsmäßig noch von seinen musikalischen Mögiichkeiten her überiasten woilte. Hier liegt auch die Ursache, warum 1947 von seilen des Landes ein Memorandum veröffentlicht wurde, das den Mangel an entsprechenden Orche sterkonzerten offen darlegte und zu einem gemeinsamen Bemühen um eine Besserung der Verhältnisse einlud. Da bei wurde die Wiedererrichtung des Lin zer Konzertvereines befürwortet. Es war dies damais wohl der einzige Weg, dem musikaiischen Bedürfnis der Bevölkerung entgegenzukommen, sieht man von der Möglichkeit der Aufstockung des Orche sters ab. Eine solche Aufstockung wurde in diesen kritischen Nachkriegsjahren mit seinen Notständen auf alien Gebieten von niemandem ernsthaft gefordert. Dies sei deswegen festgestelit, weil dieser mit dem Memorandum eingeleitete Trend geiegentlich ais ein Schritt zurück inter pretiert wird. Das Orchester des Linzer Konzertvereines, ein Liebhaberorchester, konnte natürlich nicht die Ansprüche er füllen, die man an ein arriviertes Berufs orchester steilt. Aber es hatte schon vor 1938 das musikalische Leben in Linz wesentlich mitgestaitet und es konnte auch nun für einige Zeit eine wichtige Funktion übernehmen. Die Ernsthaftigkeit, aber auch Zieistrebigkeit der Bemühungen des Landes um ein geregeltes und organisch wachsendes Konzertieben ist an Hand zahireicher Beispieie nachweisbar. Dazu zähit die Aktion zur Freigabe des Kaufmännischen Vereinshauses durch die Amerikaner, die gemeinsam mit der Stadt Linz erfoigreich durchgeführt wurde; hierher gehört die finanzieiie Unterstützung der Konzert tätigkeit der früheren Musikdirektoren der Stadt Linz; hiezu ist die Subventio nierung ailer jener Vereinigungen durch das Land Oberösterreich zu rechnen, deren Programm auch die Durchführung von Konzerten kennzeichnet, so vor ailem des Brucknerbundes für Oberösterreich, des Konzertvereines, des Domchores, etc.; hier ist auf den Wiilen zur Ver größerung des Orchesters hinzuweisen, der sich darin zeigt, daß der Klangkörper zu Beginn der sechziger Jahre 63 Musi ker, 1962 aber bereits 72 umfaßte und seither auf über 80 Musiker angewach sen ist; hier muß angeführt werden, daß den Orchestermitgliedern 1964 erstmais koilektivvertragiich jene Verbesserungen zugestanden wurden, die im interesse der Angleichung an die Verhältnisse in anderen Bundesiänderorchestern, insbe sondere in Graz, lagen. 1973 wurde ein neuer Kollektivvertrag mit weiteren, sehr entscheidenden Verbesserungen verab schiedet und 1974 wurde die Gehalts automatik, wie sie im öffentlichen Dienst übiich ist, zugestanden. Wesentlich ist auch, daß mit Beginn des Jahres 1960 Theater und Orchesterdienst gleichgesteilt und damit das kompiizierte System der Konzertmitwirkung des Orchesters aufgegeben wurde. Ferner ist festzusteilen, daß das Land Oberösterreich durch die Berufung von Prof. Kurt Wöss im Jahre 1961 zunächst zum Opernchef und 1968 zum künstlerischen Leiter des Orchesters sehr augenscheinlich doku mentierte, daß ihm an einem entspre chenden Aufbau des Orchesters geiegen war; hier ist zu bemerken, daß das Land die Herauslösung des Theaterorchesters im Jahre 1967 und seine Verseibständigung unter der Bezeichnung ,,BrucknerOrchester" gefördert hat. Schließlich ist hier ins Treffen zu führen, daß das Land stets alle Bestrebungen zur Errichtung eines Konzerthauses in Linz unterstützt und diesbezügiich seibst Initiativen entwickeit hat. So schiug es 1956, nachdem die Idee der Brucknerhausgemeinde nicht zum Ziel geführt hatte, einen Ideenwett bewerb für die Errichtung eines Linzer Konzerthauses vor. Ais Standort wurde der damais große, freie Platz in der Nähe des Bahnhofes in Aussicht genom men. Die Stadt ihrerseits woilte jedoch das Brucknerhaus an der Unteren Donaulände situiert wissen. Die Uneinig keit in der Platzfrage und einige andere Beweggründe führten schließlich dazu, daß das Land in dieser Angelegenheit fürderhin der Stadt die initiative überließ. Es erklärte sich jedoch bereit, die erforderiiche Subvention zur Ermögiichung der Errichtung des Konzerthauses zur Verfügung zu steilen. Die Stadt räumte dafür dem Land im neu errichteten Haus bestimmte Benutzungsrechte ein. Es war unter diesen Umständen durchaus verständiich und folgerichtig, wenn da und dort, jedoch nicht offiziell, der Ge danke einer Kommunalisierung des Orchesters ventiliert wurde. Das Land ist jedoch derartigen Piänen nie näher getreten und konnte es aus einleuchten-

den Gründen auch nicht. Einer der Hauptgründe war und ist, daß das Orchester rund 70 Prozent seiner Tätig keit dem Theater widmet. Eine Entiassung des Kiangkörpers aus der Dienst hoheit des Landes hätte daher zweifelios die Dispositionsmöglichkeiten des Thea ters stark eingeschränkt und dem Unter nehmen auf der Promenade neue, zu sätzliche Schwierigkeiten gebracht. Man darf ja nicht vergessen, daß ein Drei spartenbetrieb mit seinem aus Sparsam keitsgründen knapp bemessenen Perso naistand, seinen Gastspielverpflichtungen und vor allem mit seinem groß ausge bauten Abonnementsystem iangfristige und sehr genau erarbeitete terminiiche und personeile Dispositionen verlangt, die, sobaid sie einmal getroffen sind, keinen Spieiraum mehr für zusätziiche Wünsche offen iassen. Auch Änderungen sind dann nur noch schwer mögiich, weil sie in dem komplizierten Mechanismus eine Fülle von Foigewirkungen aus lösen. Daraus ergibt sich wohl zwingend, daß es der Veranstaitungsgeselischaft der Stadt Linz, die das Bruckner-Orche ster pro Spielzeit zehnmal beansprucht, eher zugemutet werden kann, sich nach den vorhandenen Dispositionsmögiichkeiten zu richten, als dem Theater, das die Musiker im Laufe einer Spielzeit rund 240mal einsetzt. Um die Schwierigkeiten, die sich für ein Theater mit einer musi kalischen Sparte ergeben könnten, wenn ihm kein eigenes Orchester zur Ver fügung steht, hat man auch in der Kriegs zeit gewußt, ansonsten wäre es kaum notwendig gewesen, neben dem großen städtischen Symphonieorchester ein Theaterorchester bestehen zu iassen. Es war auch zu überlegen, ob sich das musikalische Programm des Landes oder das der Stadt stärker an den Einsatz des Bruckner-Orchesters bindet. Da es weder in den Intentionen des Landes noch der Stadt gelegen war, das Bruckner-Orche ster zu einem großen Reiseorchester zu machen, mußte dieses Programm in erster Linie auf Linz und Oberösterreich abge stimmt sein. Nach Abiauf der ersten Sai son im Brucknerhaus kann nun bereits ein Überblick über das Konzept der LIVA ge wonnen werden. Es sieht vor, Linz an die internationale Musikwelt heranzuführen, indem alle jene Orchester, kleineren Ensembles und Solisten für Gastkonzerte in Linz gewonnen werden, die internatio nale Anerkennung besitzen. In diesem Konzept hat auch das Bruckner-Orche ster Platz, das jeweils für zehn Konzerte engagiert wird. Die Überlegungen über eine Kommunaiisierung des Orchesters haben sich je doch damit von selbst erledigt, denn aliein schon der ümfang des Einsatzes im Rahmen der Stadt Linz bzw. der LIVA spricht dagegen. Anders sieht das musikalische Konzept des Landes aus. Das Land braucht, wie mehrfach dargelegt, schon deswegen ein Orchester, weil es ein Theater besitzt. Aber es braucht nicht nur ein Orchester für das Theater, sondern ein Orchester, das zugleich in der Lage ist, die steigen den Verpflichtungen auf dem Konzert sektor zu übernehmen. Das Bruckner orchester hat ja seibstverständlicherweise neben dem Theaterdienst auch die Aufgaben im Rahmen des Konzertprogrammes der Stadt Linz zu erfüllen. Es soll wie bisher von Fremdveranstaitern, wie etwa dem Brucknerbund, der Sing akademie, der Arbeiterkammer usw., in Anspruch genommen werden können; es soll bei repräsentativen Anlässen ein setzbar sein und in verstärktem Maße für Gastkonzerte in den verschiedenen oberösterreichischen Städten zur Ver fügung stehen. Man hat in den letzten Jahren ein zunehmendes Interesse an Konzerten in unseren Städten registrie ren können und hält es aus diesem Grund für eine kulturelle Aufgabe, den von dort kommenden vermehrten Wün schen Rechnung zu tragen. Es ist be greiflich, daß diese musikalische Be treuung in unseren Städten nicht immer mit dem Gesamtorchester mögiich ist. Weder der Terminkalender des Orche sters noch die in unseren Städten vor handenen Saalverhältnisse noch letztlich die finanziellen Erfordernisse werden dies zulassen. Es ist daher vorgesehen, vor allem in kleineren Besetzungen, etwa in Kammermusikstärke, in die Städte zu reisen. Mit dieser Initiative, die übrigens nicht neu, sondern bereits im Konzept von Prof. Wöss enthalten ist, soll jedoch den Bestrebungen des Brucknerhausmanagements, auch die ländliche Bevölkerung für den Besuch von Konzerten im neuen Gebäude an der Unteren Donaulände zu gewinnen, keinesfalls entgegengewirkt werden. Wie man auf dem Sektor des Theaters aus Erfahrung weiß, haben beide Methoden nebeneinader Platz; jene, die in Form von Abonnements die Bevölkerung in das Landestheater bringt und jene, die in Form von Gastspielen das Landes theater in einzelne Landesteile führt. Ja es liegt sogar auf der Hand, daß Gast spiele geeignet sind, neue Schichten für das Theater zu gewinnen. Ohne Zweifel wird man mit der gleichen Entwicklung auf dem musikalischen Sektor rechnen können. Daß die Orchesterieitung über das hier angedeutete Programm hinaus bemüht sein wird, in besonderer Weise auch die Jugend anzusprechen, sei in diesem Zu sammenhang noch nachgetragen. Gang bare Wege sind hier bereits vorhanden. Ein so umfassendes Konzept setzt zu seiner Verwirklichung natürlich geeignete Maßnahmen voraus. Vor allem müssen zwei Voraussetzungen erfüllt werden, sollen die Bemühungen Aussicht auf Er folg haben. Zunächst muß dem Orche ster eine künstlerische Leitung vorstehen, die durch ihre Anerkennung in der Fach weit des In- und Auslandes der weiteren qualitativen Aufwärtsentwicklung des Klangkörpers dienlich sein kann. Diese Forderung gewann insofern besondere Aktualität, als Prof. Wöss mit Wirkung vom 15. August 1974 von seiner Funktion als künstlerischer Leiter des BrucknerOrchesters schied. Die Beendigung des Vertragsverhältnisses mit Prof. Wöss stellte das Land vor die Notwendigkeit, wieder einen bedeutenden Dirigenten zu gewinnen. Mit der Berufung von Theodor Guschlbauer gelang es, eine Persönlich keit nach Linz zu ziehen, die nicht nur einen Stillstand der Entwicklung zu ver hindern, sondern den Weg des Orche sters im Sinne der neuen Zielsetzung weiterzuführen vermag. Seine bisherige vielseitige Tätigkeit als Dirigent, seine Arbeit mit vielen erstrangigen in- und ausländischen Orchestern und vor allem seine Erfolge berechtigen zu großen Hoffnungen in bezug auf die kommende Entwicklung des Bruckner-Orchesters. Und wer das Orchester gerecht zu be urteilen gewillt ist, wird zugeben, daß in ihm durchaus die Kraft steckt, auch hoch gespannte Erwartungen zu erfüllen. Dies ist aber auch notwendig, will es in dem im Brucknerhaus möglichen ständigen Vergleich mit hochqualifizierten Klang körpern zufriedenstellend abschneiden. Der zweite, gieichfaiis außerordentlich wichtige Schritt betrifft die Aufstockung des Orchesters auf jene zahlenmäßige Stärke, die die Durchführung von zwei musikalischen Programmen an einem Abend ermöglicht. Ais Ziel wurde ein Stand von 96 Musikern angegeben. Diese quantitative Aufstockung wurde von sel ten der oö. Landesregierung bereits ge nehmigt. Freilich ist eine derartige Auf stockung nicht nur als musikalisch künstlerisches Problem zu sehen, auch

Die Cellisten des Linzer Brucknerorchesters bei einem Konzert im Linzer Brucknerhaus, im Hintergrund die Orgei des Konzertsaaies. Foto: K. Römer. nicht als eine bloß finanzielle Ange legenheit. Die Aufstockung wirft noch eine weitere Frage auf, nämlich die nach Bereitstellung geeigneter Wohnungen für von auswärts zuziehende Musiker. Schon bisher hat das Land dieser Frage größtes Augenmerk geschenkt und den Bedarf in weitem Maße decken können. Es bleibt zu hoffen, daß es in Zusammen arbeit mit zuständigen Stellen der Stadt gelingen wird, auch diesmal die erfor derlichen Unterkünfte bereitzustellen. Schließlich braucht das Bruckner-Orche ster eine der neuen Stärke angepaßte Probemöglichkeit. Nachdem sich der jahrelang festgelegte Plan, das Orche ster im Brucknerhaus zu lozieren, zu guter Letzt als nicht realisierbar erwies und die Proberäumlichkeiten im Theater gebäude nicht nur zu klein sind, sondern in keiner Weise den heutigen Anforde rungen entsprechen, wurde der Bau neuer Räume in Aussicht genommen. Dabei erwies sich das Projekt des Auf baues auf der Landesgarage als zweck mäßigste Lösung. Leider verzögert sich der Baubeginn be reits ein Jahr, da die Anrainer Bedenken gegen das Garagenprojekt anmeldeten, die zu berücksichtigen waren. Es darf aber angenommen werden, daß die Schwierigkeiten in Bälde beseitigt sind und dann unverzüglich der Bau der neuen Probenräume in die Wege geleitet wer den kann. Das Land Oberösterreich hat also in den Aufbau eines großen oberösterreichi schen Orchesters, das bereit ist, im Namen, den es trägt, vor allem eine Verpflichtung zu besonderen Leistungen zu sehen, viel investiert. Und es besteht zweifellos der Wille, auch weiterhin allen erforderlichen Maßnahmen mit Aufge schlossenheit gegenüberzustehen. Eben so hat das Land für die durch die Inbe triebnahme des Brucknerhauses gege bene neue Situation Verständnis gezeigt, indem es unter bestimmten Voraus setzungen die Übernahme der Gesamt kosten für das Bruckner-Orchester und die kostenlose Beistellung des Klang körpers im Rahmen der Konzerttätigkeit der Stadt Linz zugesagt hat. Derzeit in Gang befindliche Verhandlungen dienen der Klärung damit im Zusammenhang stehender Fragen. Das Ergebnis der Ver handlungen wird jedoch nichts am vor gezeigten weiteren Aufbauweg des Bruckner-Orchesters ändern. Das ist vor teilhaft, denn von einer ruhigen Weiter entwicklung profitieren beide: das Orche ster und das Publikum. ;g|jü c Ii f

Die Zukunft des Linzer Brucknerhauses Horst Stadlmayr Das vor seiner Fertigstellung vielumstrittene Linzer Brucknertiaus hat sich — zieht man eine Bilanz — hundertprozentig bewährt. Seit der nun historisch gewor denen, glanzvollen Eröffnung am 23. März 1974, deren Höhepunkt das Festkonzert der Wiener Philharmoniker unter Herbert von Karajan war, sind zwar nur wenige Monate ins Land gezogen, aber diese Zeit hat Hinweise für die Zukunft in aus reichendem Maße gegeben. Sieht man davon ab, daß Kongresse, Tagungen und Ausstellungen dem Haus ein wesentiiches Gepräge gegeben haben und weiter hin geben werden, so daß bei diesen Veranstaitungen auch internationaies Flair gewährleistet sein wird, so hat sich das Brucknerhaus durch Konzerte be rühmter Orchester, Dirigenten und Soli sten einen weltweiten, sehr guten Ruf er obert. Die Liste weltberühmter Dirigenten und ebensoicher Orchester, die im Bruck nerhaus konzertierten, ist bereits lang und sie wird in Zukunft noch länger wer den. Die Reaktion des Konzertpublikums auf das Angebot ist geradezu enorm. Nicht weniger ais 800 Personen warten auf einer Liste, ein Konzertabonnement für den Orchesterzyklus (13 Konzerte) zu er halten. Ein zweites, qualitativ ebenso hohes Orchester-Abonnement mit sechs Konzerten an Sonntagnachmittagen wurde aufgelegt und hat ebenfalls gutes Echo gebracht. Das 1. Internationale Brucknerfest 1974, das vom 30. August bis 24. September 1974 abgehalten wurde und einen ersten Versuch darstellte, kann ais bedeutender Erfolg verbucht werden. Über seine Weiterführung soll später noch geschrieben werden. Zweifellos ist das Brucknerhaus zum ge sellschaftlichen Mittelpunkt der Landes hauptstadt Linz und des Landes Ober österreichs geworden. Bisher wurden alle diesbezüglichen Erwartungen weit übertroffen und nach vorsichtigen Pro gnosen, die bis Ende 1975 aufrechtzu erhalten sind, hält der Boom weiterhin an. Natürlich geht es nun darum, in ganz speziellen Fällen eine dauerhafte und Blick in die großzügig gestaltete Wandel- (Pausen-)halle des Linzer Brucknerhauses mit Aussicht auf die Donau, den Stadtteil Urfahr und die Höhen des Mühlviertels. Foto: Bürger.

Blick auf die Bühne Im Großen Saal des Linzer Brucknerhauses mit dem Linzer Brucknerorchester unter der Stabführung von Prof. Kurt Wöss. Diese moderne Konzertbühne umfaßt 200 Quadratmeter. Foto: K. Römer. ' |,| 's r™ iii' — : liiia ® t!!f)l|i| pl .1 4^'^il££kl££k WM internationale Profilierung zu erreichen. Diese geistige Profilierung muß und wird eng mit Anton Bruckner verbunden sein. Um es konkreter zu sagen: Stadt Linz und Land Oberösterreich müssen die von der Linzer Veranstaltungsgesell schaft mbH ins Leben gerufenen Bruck nerfestwochen nicht nur erhalten und fortführen, sondern ganz diffizile und genaue Akzente setzen, um sie in den Rang der Einmaligkeit zu erheben. Brucknerfestspiele dieser Prägung darf es dann eben nur in Linz geben und ihr Charakter muß ausgesprochen exklusiv sein. Was bietet sich dazu an? Ich könnte mir vorstellen, daß hier ein langjähriges Programmkonzept erarbeitet wird, das künstlerisch auf eine breitere Basis ge stellt wird. Die beiden Vorstandsdirek toren der LIVA, nämlich Magistratsdirek tor OSR Dr. Ernst Kubin und ich, wer den schon in Kürze auf Grund der bisherigen Erfahrungen diesbezügliche Vorschläge unterbreiten. Anregungen des In- und Auslandes werden zu be rücksichtigen sein. Das weltweite Echo des vergangenen Festes - es waren immerhin Besucher aus Hawaii, den USA, Südamerika, Japan und einigen europäischen Staaten in Linz — macht es nämlich notwendig, auch die Belange des Tourismus hier ins Auge zu fassen. Die programmatische Kernfrage wird zu lauten haben: Zentrales Thema muß das gesamte kompositorische Schaffen Anton Bruckners sein, aber über die Garnierung wird man diskutieren müssen. Auch dabei schälen sich bereits Themen heraus. So wurde vorgeschlagen, Anton Bruckner mit Franz Schubert zu koppeln, denn das Werk Schuberts wird kaum irgendwo ge schlossen aufgeführt. Eine andere Variante beinhaltet den Vorschlag, Bruckner mit österreichischen Zeitgenos sen in Verbindung zu bringen. Dieses Vorhaben ist schon deswegen nicht leicht zu realisieren, weil auswärtige Orchester kaum bereit sein werden, einen öster reichischen Zeitgenossen für diesen Zweck zu studieren. Zweifellos wird hier auch ein Teil des Publikums Widerstand leisten, doch käme es sicherlich in die sem Falle auf die geeignete Präsentation an. Wie sehr eine echte Akzentuierung ge rade für das Brucknerhaus möglich ist, zeigte der 1. Internationale Anton-Bruckner-OrgelWettbewerb, der fast 100 Orga nisten aus 22 Ländern der Erde nach Linz brachte. Ein Rekordnennungsergeb nis, das es noch bei keinem derartigen Bewerb in irgendeiner Stadt gegeben hat. Es ist ganz klar, daß die kulturellen und kulturpolitischen Akzente in Verbindung mit dem Brucknerhaus nicht durch die LIVA, sondern durch die Kulturreferenten der Stadt Linz und des Landes Ober österreich gesetzt werden müssen. So weit Festwochen vom reinen Manage ment betroffen sind, wird die LIVA wei terhin mit Taten brillieren. Was darüber hinaus aber am Veranstaltungssektor zu leisten sein wird — z. B. Ausstellungen, literarische Arbeiten, Symposien mit be stimmten Themen etc. —, da wird der Impuls von den zuständigen Kulturforen erwartet werden müssen. Die Zukunft des Brucknerhauses wird über den Alltag hinaus davon abhängen, ob es in ver mehrtem Maße Kristallisationspunkt des gesellschaftlichen, kuiturpolitischen und künstlerischen Lebens einer dynami schen Stadt und eines modernen Bun deslandes sein kann. An den Mitbemü hungen der LIVA wird es nicht fehlen. Das wurde schon hinlänglich bewiesen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2