Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 3, 1974

Steinmetzen eine ideenreiche Gegen offensive gegen die manchmal geäußer ten Vorwürfe angetreten, sie würden mit ihren Erzeugnissen zu einer lieblosen Versteinerung der Friedhöfe beitragen. Es ist verständlich, daß sich die Betriebe das volle Vertrauen der Grabstättener halter sichern wollen und von sich aus der ,,Friedhofarchitektur" neue, der Ästhetik unserer Zeit entsprechende Ge staltungsimpulse verleihen möchten. Da hinter stehen nämlich sehr reale wirt schaftliche Gründe: vom Plattenschnei den und Vasenerzeugen allein können die Werkstätten nicht leben, die Herstel lung von Grabsteinen ist ein wesentlicher Umsatzfaktor. In Zahlen ausgedrückt: im Zuge der jährlichen 14.400 Bestattungen in Oberösterreich werden 8100 Gräber mit Natursteinanlagen versehen. Dies er gab eine Erhebung, die die oberöster reichische Landesinnung der Steinmet zen — übrigens als erste Österreichs — kürzlich durchführte und bei der noch eine Reihe weiterer wichtiger Daten fest gestellt werden konnte, die den Stein metzen als Anhaltspunkte für die Pro duktionszukunft dienen. Die Betriebsin haber sind sich ihrer Aufgabe dabei voll bewußt. In einer eigenen Arbeitsgruppe in der Bundesinnung befassen sie sich mit zeitgemäßer Friedhofgestaltung. Un ter dem Vorsitz des Oberösterreichers Langthaler, der damit entscheidenden Einfluß auf die gesamtösterreichische Entwicklung nimmt, wurde eine Richtli nien-Broschüre erarbeitet, die von der Friedhofsordnung über Entwurf und Fer tigung einschließlich Schrift und Orna mentik für Grabmäier alle für den Stein metz wichtigen Bereiche behandelt. Zugleich mit der Ausstellung ,,Lebendi ger Stein" in der Handelskammer und der Grabmal-Musterschau auf dem Lin zer St.-Barbara-Friedhof wurde von den Initiatoren ein Konnex mit verwandten Gebieten gesucht. Mit einem gut über legten Rahmenprogramm gelang dies. In Vorchdorf wurde ein sogenannter Na tursteingarten errichtet, der Aufschluß über die bedeutendsten heimischen Steinvorkommen gab. Das war sozusa gen die Verbindung zum Urprodukt. Und mit dem Bildhauer-Symposion in Maut hausen (s. Zeitschrift Oberösterreich, Jg. 1974, Heft 2) wurde die natürliche Brücke zum rein Künstlerischen geschlagen, wo mit sich der alte, überlieferte Bezie hungskreis, in den das Steinmetz-Hand werk fest eingebunden ist, in erneuerter Form mit vielen Zukunftsaspekten schloß. 56

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