Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 3, 1974

% ft im Dunkel unserer Wohlstandsgesell schaft stehen, aber Ich wage zu behaup ten, es Ist keine zu vernachlässigende Zahl. Und warum Ist der Anblick unserer Städte so trostlos? Well Ihre Bewohner keine Bindung und Liebe mehr zu Ihnen haben können. Sie sind ein Zwangs aufenthalt dem Job zuliebe. Hier sind Ansatzpunkte für einen gesetzlichen Schutz des Grüns, das die Städte auch In Ihrem Kerne klimatisiert, außerordent lich wertvoll. Eine Grünpolitik, die nur massierte Baumpflanzungen an der Peri pherie und entlang Verkehrswegen und Autobahnen fördert und die Inner städtisch verbliebenen Grünflächen auch noch einem falsch verstandenen wirt schaftlichen Fortschritt opfert, Ist unvoll ständig, nicht zielführend und höchstens als Allbihandlung einzustufen. Deswegen sind die neuen leglstlschen Bemühungen In Richtung der Erhaltung und Verbesse rung der Lebensqualität In der Stadt von besonderer Bedeutung. Der Zwang, der Stadt entfliehen zu müssen, wird damit erstmalig gemildert. Die neuen gesetzlichen Maßnahmen ver folgen übrigens auch eine Interessante Generallinie. Es wird gewissermaßen die Frage gestellt: Welche bevorzugten Zlelreglonen sucht sich der aus der Stadt flüchtende Mensch als Bauplatz aus? Es bedarf gar keiner komplizierten Beob achtungen, um festzustellen, es sind jene Nahtstellen und Randzonen, an denen die verschiedenen ökologischen Systeme zusammenstoßen. Einfacher ausgedrückt: Der Mensch Ist fasziniert von jenen Stel len, an denen Wasser und Land zusam mentreffen, also See, Stausee, Fluß- und Bachufer haben es Ihm angetan. Welter hin werden jene Orte, an denen Wald und freies Gelände aneinander grenzen, be vorzugt. Es wird also nötig sein, Ufer zonen und auch neuerdings Waldrän dern besonderen Schutz angedelhen zu lassen. Ein wichtiger Umstand muß besonders herausgestellt werden: Jedes Gesetz ent hält notwendigerweise Interessenabwä gungen. Abwägungen müssen als Grund lage Wertordnungen haben. Die Verbrei tung moderner zukunftsorlentlerter Wert ordnungen Ist eine Frage der Informa tion und zwar breit gestreuter Informa tion. HIefür sind Geldmittel großen Aus maßes nötig, um merkliche soziologische Effekte zu erzielen. Gerade In einer Zelt der weltweiten ungebändigten Inflation, In deren Hintergrund das Gespenst der Stagnation lauert, Ist dies eine der sinn vollsten Ausgaben. Hat doch das unge zielte, ungehemmte, oft egoistische, die Gesamtheit mit schweren Nebenkosten und Zukunftshypotheken belastende Wirtschaftswachstum ein gerüttelt Maß an Schuld an der gegenwärtigen Inflation und der nachrückenden Stagnation. Man hätte rechtzeitig auch auf andere Zweige der Wissenschaft hören sollen, die die Autorität der ewigen Lebensgesetzlich kelten für sich beanspruchen können. Hier soll nicht einem Nullwachstum der Wirtschaft das Wort geredet werden und schon gar nicht einer Maschlnenstürmerel. Die Massen der modernen In dustriegesellschaft können nicht eine Kehrtwendung zum Marsch zurück In die Steinzelt machen. Wenn wir aber die natürlichen Grund lagen unserer Zivilisation durch unge hemmte Expansion zerstören, wird als logische Folge der Zusammenbruch eben dieser Zivilisation eintreten. Dann sinkt unsere Gesellschaft In jene Primitivität zurück, die wir alle nicht wollen. Nicht technokratische Hektik, sondern die Bemühungen um ein optimales Maß kön nen die drohenden Gefahren bannen. Und dieses Maß setzen die Naturgesetze. Man möge nicht warten, bis die Bürger dies In Selbsthilfe-Aktionen erkämpfen müssen. 53

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