Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 3, 1974

sind in der Komposition durchdacht und in der Strichführung von gutem hand werklichem Können. Das menschliche Leid wird angedeutet, Folter und Not finden ihren Niederschlag. Dennoch nimmt man Raidel eine tiefschürfende philosophische Grundlage nicht ab, denn immer wieder dringt Satire durch, und gelegentlich könnte ein Blatt auch als Karikatur aufgefaßt werden. Magister Lehner hat sein Ausstellungs programm auf ,,schnelles Zugreifen" aus gerichtet. Seine Beziehung zur Kunst wuchs aus einer langjährigen Sammler tätigkeit heraus und mit viel Gespür für Gutes und Aktuelles will er seine Ga lerie führen. Pläne in Richtung Litera tur liegen vor. Den Auftakt will Magister Lehner mit dem Marionettentheater ma chen, und der heimische Puppenspieler Gustav Dubelowskl-Gellhorn wird noch in diesem Jahr vier Stücke in der Ga lerie Lehner realisieren. Galerie Feichtinger Der Dritte im Bunde der Ein-Mann-Betriebe ist Rolf Feichtinger mit seiner Ga lerie in der Adlergasse. Seit Oktober vori gen Jahres ist er bemüht, Graphik und Kleinplastik unter die Leute zu bringen. Begonnen hat Feichtinger mit der Aus stellung ,,Graphik — ein Galeriepro gramm", und schon damit hat er seine Ausrichtung angedeutet. Kleinplastik aus Italien folgte, Michael Goudenhove-Kalergi schloß sich mit Tuschzeichnungen an, Karl Korab und Adi Flolzer folgten mit Siebdrucken und Gouachen, Bienna leteilnehmer aus der CSSR wurden vor gestellt, und schließlich reihte sich Paul Wunderlich, ein Berliner, ein, der in der BRD und in Amerika up to date ist. 25 Litographien, zumeist mit leicht eroti schen Themen sowie mit einer MonaLisa-Variation und surreal angehauchten Figurationen wurden gezeigt. Rolf Feich tinger hat sich außerdem um die von der Österreichischen Flochschülerschaft ini tiierte Studenten-Edition angenommen, die Blätter von Markus Valazza, Uwe Bremer, Karl Korab und Arnulf Rainer zu erschwinglichen Preisen anbietet. Ge legentlich will Feichtinger auch heimische Kunst bringen und hat bereits einen Oberösterreich-Block geplant. HYPO-Galerie Anders organisiert ist die HYPO-Galerie in der Landstraße. Ein Förderungsverein mit gewähltem Vorstand führt die Agen den. Eine gute Mischung aus bereits arri vierten Künstlern und jungem Nachwuchs hat sich seit drei Jahren bewährt, und diese Galerie kann für sich in Anspruch nehmen, bei Eröffnungen das zahl reichste Publikum begrüßen zu können. Ausgerichtet ist das Galerieprogramm durchwegs auf heimische Künstler, mit unter werden die Landesgrenzen über schritten, wenn es gilt, etwas Besonderes zu bieten. Hauptaugenmerk jedoch liegt auf dem Nachwuchs, und die Beigabe eines katalogähnlichen Farbblattes hilft gerade den noch nicht rundum bekann ten Jungmalern oder Zeichnern auf die Sprünge. So dem Literaten und Grübler Peter KramI, dem in der HYPO-Galerie eine große Ausstellung zuteil wurde. Als Zeichenlehrer an einer Linzer Schule muß KramI mit seinen Ideen haushalten, als Maler und Zeichner kann er sich austo ben. Wobei das Wort Austoben durchaus positiv aufzufassen ist, denn seine ins Abstrakte gehenden skizzenartigen Ex ponate haben schwere Gedankenarbeit als Grundlage. Allerdings Gedankenar beit quer durch Zeit und Raum und ab seits der eingefahrenen Bahnen. KramI will und kann verfremden, legt verschie dene Ebenen zusammen und kompo niert dennoch in ausgewogener Art. Der Beschauer hat es nicht leicht, sich mit Kramls auf Papier und Leinwand gebann ten Gedanken vertraut zu machen, doch auch die Konfrontation mit etwas schwie rigen Künstlern Ist Aufgabe einer modern geführten Galerie. WELLA-Galerie Ebenfalls noch jung ist die WELLA-Ga lerie in der Salzburger Straße in Linz. Sie wurde im Herbst 1971 Ins Leben ge rufen, um im Rahmen eines internatio nalen Unternehmens den Kontakt und die Kommunikation zwischen Künstlern und Kunstinteressierten zu fördern. Jähr lich werden vier Ausstellungen geboten, und bisher konnten u. a. in der WELLAGalerie Rolf Aschenbrenner, Christian Ludwig Attersee, Ernst Balluf, Prof. Fritz Fröhlich, Adolf Frohner, Hermann J. Painitz und Heinz Stangl ausstellen. Die letzte Exposition war Drago J. Prelog, dem seit langem in Wien lebenden ge bürtigen Jugoslawen, gewidmet. Der Künstler beschäftigt sich mit den Mög lichkeiten einer neuen Gegenständlich keit und versucht eine Symbiose von Landschaft und Architektur zu schaffen. Auffallend an seinen zumeist großforma tigen Acrylbildern sind der immer wie derkehrende Stephansdom vor den bizar ren Felsformationen der Alpen und auch seine landkartenähnlichen Berg-und-TalVariationen. Galerie 77 Einbezogen in die einzige Buchhandlung Urfahrs ist seit Juni 1973 die Galerie 77 in der Kaarstraße, die sich für die erste Präsentation den Plastiker Max Stockenhuber und den Maler Ernst Balluf holte. Es folgte die erstmalige größere Vorstel lung des Graphikers Wolf Url, an die sich Ausstellungen von Hermann Halder, Anne Peherstorfer-Dürnberger, Florian Suppaner und von Druckgraphik namhaf ter Künstler anschlössen. Anton Hauser zeigte Karikaturen prominenter Linzer Persönlichkeiten und hatte einen durch schlagenden Verkaufserfolg. Die Ausrich tung auf regionale Kunst Ist weiters aus der Ausstellung der beiden Linzer Heide VoitI und Michael Gruber, die März/April gezeigt wurde, zu ersehen. Frau VoitI präsentierte traumhafte, bedrückende Federzeichnungen, die als einziges Le bewesen die Eule ausweisen und diese wiederum symbolisiert den Tod. Von der Technik her sind Frau Voitls Arbeiten be achtlich, die äußerst pessimistische Ein stellung muß sie überwinden. Michael Gruber hingegen zeigte Plastiken skurri ler, zumeist undefinierbarer Art und Skiz zen, die sich mit Figurationen befaßten. Gemeinsam ist diesen Privatgalerien — bis auf die Galerie Feichtinger — ein sehr regionales Programm, das der hei mischen und gegenwärtigen Kunst gute Chancen bietet. Die Information über überregionale und internationale Situa tionen liefern in schöner Ergänzung meh rere andere Linzer Galerien, und nicht selten wird Oberösterreichs Landes hauptstadt um ihren regen Kulturbetrieb beneidet. 50

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