Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 3, 1974

Kunst der Gegenwart Neue Linzer Galerien Franz Schimanko Linz steht derzeit im Zeichen eines Aussteiiungsreigens, den es nie zuvor gege ben hat. Kunst- und Förderungsvereine, öffentliche Steilen und Institutionen, die Großindustrie und nicht zuletzt private Unternehmer wie auch Einzelpersonen engagieren sich auf dem Sektor der bil denden Kunst. Abgesehen von den auch für Besucher offenstehenden Künstierateliers sind in der Landeshauptstadt nicht weniger als siebzehn Galerien etabliert, die regelmäßig Aussteilungen veranstal ten. Es sind dies, ohne Reihung nach Rang und Qualität: Schioßmuseum, Neue Galerie, Stadtmuseum, MAERZ, Club der Begegnung, HYPO-Gaierie, WELLA-Gaierie, Berufsvereinigung der bildenden Künstler, Oberösterreichischer Künstierbund, Galerie Bejvl, Galerie Lehner, Ga lerie Feichtinger, Galerie 77, Galerie Autodidakt, Galerie im Badcafe, Galerie Blaues Fenster, und die ständige Präsen tation der Werke Josef Fischnaliers in der Hofgasse. Dazu kommen gelegent liche Aussteilungen der Mühlviertler Künstlergilde und des Oberösterreichi schen Kunstvereins, die mangeis eigener Räumlichkeiten keinen ständigen Betrieb halten können, weiters Ausstellungen in den Großbetrieben VÖEST-Aipine und Chemie-Linz und in der Autofina-Teilzahlungsbank. Expositionen in Linzer Kauf häusern und Gaststuben ergänzen zeit weise das vielfältige Programm der bil denden Kunst in Linz. Neben der traditio nellen Präsentation in gut eingeführten Schauräumen arbeiten sich Privatgalerien immer mehr in den Vordergrund. Seien es die Ein-Mann-Betriebe Otto Bejvis, Mag. Hermann Lehners und Rudolf Feichtingers, sei es die HYPO-Gaierie, wo ein Förderungsverein die Agenden führt, sei es die WELLA-Galerie, die eine Haarkosrnetik-Firma betreibt, oder die Galerie 77, die einer Buchhandlung angeschlossen ist. Unbestreitbar ist guter Wille und Ak tivität. Diese sechs privaten ,,Kunstbe triebe" sollen hier näher beleuchtet wer den. Galerie Otto Bejvl Heute schon als alteingesessen zu be trachten ist die Galerie Bejvl in der Hof gasse. Bejvl kommt von der Künstler gruppe Schableder her, die 1958 in der Ottensheimer Straße in Urfahr aktiv wurde. Neben Bejvl waren Erich Ruprech ter, Engelbert Klimstein und Josef Fischnaller daran beteiligt. Bejvl selbst zog 1961 in ein ebenerdiges Gewölbe in der Badgasse und nach fünf Jahren ständi gen Aussteilungsbetriebes konnte er im Jahre 1966 besser geeignete Räume in der Hofgasse finden. Diese Galerie, in der er u. a. Josef Neukirch erstmals öf fentlich vorstellte, betreibt er heute mit einem weitgesteckten Programm. Neben der Präsentation bekannter Künstler wie Egon Hofmann, Fritz Aigner, Hans Keplinger, Erich Wuiz, Karl Stark und Renate Schwarzer hat Bejvl auch die Heraus gabe des Linzer Kunstkalenders, der nun im zweiten Jahr vorliegt, und die Edition einer Buchreihe, deren erster Band Hans Kepiinger gewidmet ist, gemeinsam mit der Druckerei Feichtinger ins Leben geru fen. Ein weiteres Buch über Egon Hof mann wird im Sommer folgen. Bejvis Aus stellungsprogramm weist eine Betonung des Regionalen auf. Die experimentelle Kunst überläßt er anderen und auch die Spekulation mit gerade aktuellen Avant gardisten ist nicht sein Metier. Manchmal holt er seine Künstler aus dem Verborge nen hervor. Wie im März/April die beiden gebürtigen Linzer Otto Altmann und Gerald Steffe, die in ihrer Wahlheimat Schweden und speziell in Stockholm zu malerischem Ansehen kamen. Beide lernten sich in Schweden erst kennen und schätzen und können den Einfluß der Wiener Schule des Phantastischen Re alismus nicht leugnen, doch gehen sie mit ihren in den letzten Jahren ent standenen Arbeiten eigene Wege. Steffe studierte in Indien Miniaturmalerei und ist dem zauberhaften Mythos dieses Landes verfallen, Altmann hingegen spürt als gläubiger Christ alten Symbolen nach. Galerie Lehner Ebenfalls mehr regional ausgerichtet führt Magister Hermann Lehner seit No vember 1973 seine Galerie in der Kiammstraße. Die Eröffnungsaussteiiung bestritt Fritz Aigner mit seinem Zyklus ,,Rembrandt und der Trick mit dem Licht", es folgte eine Kollektion des Wieners Hans Staudacher, weiters eine Serie gu ter Graphiken nationaler und internatio naler Künstler und eine gelungene Aus stellung Johanna Brigitte Wasmeyers. Das Duo Franz Josef Aitenburg und Anton Raidel, in Gmunden beheimatet, bestritt eine weitere Ausstellung. Altenburg, der bei einer Keramikfirma Brotberuf und künstlerisches Interesse verbinden kann, zeigte verspielte Stadtiandschaften, in Ton geformt und gebrannt, die die Lust am Formen dokumentieren. Raidei, der Zeichner, hingegen nimmt, von leiser Iro nie beflügelt. Zeitzustände aufs Korn. Da bei macht er es sich nicht leicht, denn seine Blätter, die er zykiusartig anordnet. I' 0m Oben: Geburt des Todes, Federzeichnung von Fleide Voitl-Pirklbauer in einer Ausstellung der ,,Galerie 77" {hoffentlich bleibt diese Galerle am Leben!). Foto: Galerie 77 48

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