Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 3, 1974

Gustav Seeberger: Blick in den Festsaalbau der Münchner Residenz mit den 12 Statuen der berühmtesten Ahnen des Hauses Wittelsbach, Sepia-Aquarell im Stadtmuseum München. Immmmim mim.i'miwYm 'Ym, ' \ I em.' ■/ ! 1 iliir 4 : 1 tlt. M. . l/ öl* II'!' gerungen, der spätere Erbe zog in eine romantische Burg ein! 1824 wird er mit dem Auftrag zu einem Tafelaufsatz für König Max I., der nie zur endgültigen Ausführung kam, mit einem Schlag berühmt, unternimmt zwei Stu dienreisen nach Rom, wo er sich vor allem bei Thorwaldsen weiterbildet, und wird mit dem 1837 erteilten Auftrag zur Kolossalfigur der Bavaria schließlich zum Nationalkünstler Bayerns. Am 14. No vember 1848 schließt er nach einem er füllten Leben für immer die Augen. Eine bittere Krankheit hatte ihn niedergerun gen. Leo von Klenze schrieb nach einem Besuch an seinem Krankenlager an sei nen König: ,,E. M. und die Skulptur erleiden einen großen Verlust und dies wird am triftig sten dadurch bewiesen, daß sein letztes Werk, die Propyläengiebel, wie ich glau be, sein allerschönstes ist." Offiziell war er Klassizist, er mußte sei nem König und Herrn dienen, in seinem Innersten war er jedoch Romantiker, nicht nur weil er sich eine eigene Burg erbaute, sondern vor allem in seinem persönlichen Kunstwollen. Beredtes Zeugnis dafür ist seine lebenslange Be schäftigung mit dem Motiv der Nymphe, der geheimnisvollen Wasserfrau der ro mantischen Vorstellungswelt: Lorelei, Melusine usw. Diese Wasserfrau war für die Romantiker Ausdruck ihrer Natur philosophie, des Gedankens einer ma gischen Verbindung des Menschen mit den Kräften der Natur. Plastische Bei spiele aus der Werkstatt Ludwig Schwanthalers sind hiefür die ,,Brunnenfrau — Quellnymphe — Lorelei" 1856 im Münch ner Hofgarten und besonders die pracht volle, in Carraramarmor gearbeitete Nymphenfigur für den Schloßgarten von Anif bei Salzburg. Unwillkürlich erinnern beide Gestalten an den Brief, den Moritz von Schwind am 28. Jänner 1860 an Eduard Mörike zur Erläuterung seines Aquarellzyklus ,,Fontes Melusinae" rich tete: Die Wasserfrau vermählt sich einem Irdischen, gründet mit ihm eine glück liche Familie, erbittet von ihm jedoch die Erlaubnis, sich einmal in jedem Mo nat unerkannt in ein Brunnenhaus zu rückziehen zu dürfen, ,,wo sie im ange borenen Elerhent neue Kraft und Jugend atmet." Als der Gatte ihr Geheimnis verletzt, verläßt sie sein Schloß und ihre sieben Kinder, für ihn beginnt nun eine unstete Wanderschaft. Als er, von Sehn sucht getrieben, den wohlbekannten Waldbrunnen aufsucht, ,,küßt sie ihn nach Nixensatzung zu Tode". Von den dramatischen Figuren des Tho mas Schwanthaler über die vielen Klein plastiken seiner Nachfahren führt also der Lebenskreis der Schwanthaler bis zum romantischen Schaffensdokument des späten Erben Ludwig Michael. So rundet sich auch unser Schwanthalerbild zur Vorstellung einer jahrhundertelangen Kunsttradition. 47

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