Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 3, 1974

griff, stehlt damit nichit im Widerspruch. Hier solite der breite Lebensstrom gan zer Generationen-Schicksaie in ihrem Abiauf gestaltet werden. Einmal danach gefragt, sagte er über seine Arbeitsweise beim Dichten: ,,Vor mir steht der neue Gedanke, die idee, hoch aufgerichtet. ,ln diese kleine Stro phe mußt du hinein!' sage ich zu ihm. Der Gedanke aber meint: ,Da soil Ich hinein?' Er sperrt und spreizt sich gegen mich. Aber ehe ein Tag vorbei ist - es dauert manchmal auch länger —, ist der Gedanke in dem kieinen Haus der Stro phe und iebt drinnen so frei wie früher draußen ..." Das Innerst bezwingende Wesen von Stelzhamers Dichtungen aber ist ihre menschliche Lebensnähe. Er dichtete so, ais säße man mit ihm am Tisch und er spräche einfach mit uns. Dadurch ver mied er alie Pathetik, die der Tod jeder Dichtung ist. Er konnte dazu noch die ungleich stärkere Melodik der Mundart einsetzen, die er ja nicht erlernen mußte, well sie ihm schon eingeboren war. Ein Wort von Friedrich Hölderiin iäßt sich wie Seiten sonst auf einen Menschen und Dichter auf Franz Stelzhamer an wenden: Er war einer der, wie Höiderlin sagte, ,,zärtilch großen Seelen, die nicht mehr sind". Stets nannte Stelzhamer seine Dichtun gen ,,Gsängä", Gesänge. Er griff unbedenkiich ebenso menschilch große Stoffe als Themen auf, wie es sonst nur In der ,,hohen" schriftdeut schen Dichtung geschehen war. Und siehe, gerade in den ,,Muadä-Gsängä" erreicht er einsame homerische Größe. Ais er Wochen nach dem Tod der Mutter wieder in das veriassene Muaderstübei zurückkehrte, war ailes tot, was einst mit der Mutter im Haus gelebt hatte - die Mäuse, die Spinnen, die Fiiegen, seihst die Luft. Er dichtete: ,,Müaderl, liabs Müaderl!" Ha ih aufgschrian, ,,iatzt schau, Bist im Lehn a grings Leut gwön,im Tod wirst a Frau! A mächtige Frau, Z'wla ra KInigin wirst: Drum hat ails, was da deant hat, mitsterlbn g'müaßt!" Am Beispiei Stelzhamers sind auch heute Wesen und Auftrag der Mundartdichtung abzulesen. Ob er auf Höhen oder in Tie fen seines Daseins wandelte, jedesmal schmolz er sie ein in Dichtung und ,,Gsängä". Die Reailtät des menschlichen Lebens hat sich auch heute nicht gewandeit. Immer noch sind Liebe, Leid und Tod die stärksten Former unseres Da seins. Für die Mundartdichtung glit wie für jede andere Kunst: Nur ein wahrhaft Liebender zwingt den Funken aus dem Stein und den Feuerblitz aus dem Wort! Rechts: Situationsbild aus dem Kreuzgang des Stiftes Reichersberg mit der Gruppe der Schmerzensmänner im barocken Teil der Schwanthaler-Ausstellung. Foto: W. Baier Fritz Winkler Sagen aus dem Böhmerwald Band 4 der Reihe ,,Sagen aus dem Mühlviertel" 316 Seiten Text, 50 Illustrationen, Format 17 x 24 cm, farbiges Titelbild, Flalbleinen, öS 128.—, DM 19.—. Franz Braumann Fritz WinWer US dem rwald Erhältlich In jeder Buchhandlung Das bunte Land des Böhmer waldes zwischen Großer Mühl und Moldau besaß eine gemeinsame Sprache. Gemeinsam wie sein Schicksal war auch seine Sagenwelt. Der biedere Sinn der Menschen belebte Wald, Fels und Gewässer mit allerlei Gestalten und Geschöpfen. Noch haben wir Menschen in unserer Mitte, denen die Vielfalt der Böhmerwaldsage bekannt ist. Zauber und Schönheit vereinen sich in ihr und leben in ihr fort. Alpenländische Sagenreise Mit Illustrationen von Flerbert Friedl 224 Seiten Text, 50 Illustrationen. Format 17 x 24 cm,farbiges Titelbild, Flalbleinen, S 98.- DM 16." ^nränMt GD Die ,,alpenländische Sagen reise" beginnt in Österreich, führt dann über Bayern, Liechtenstein, Schweiz, Süd tirol bis nach Slowenien. Zur Orientierung ist eine Karte beigegeben, auf der die mit den Sagen verbundenen Orte eingetragen sind. Die Landschaften dieser Alpenländer haben sich für die Sage fruchtbar gezeigt. Gedeiht sie doch am besten im undurchdringlichen Wälderland, in abgeschiede nen Tälern und auf dem Gebirge. Oberösterreichischer Landesverlag Linz 42

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