Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 3, 1974

''/^r f^.'- . sehen Mundart", wie der Titel lautete. Er selber nannte sie seine ,,G'sängä". Was heißt Dichten fern von jeder stren gen Definition? Es heißt, Empfindungen zum Wort emporheben, es zum erlebnis schenkenden Bild gestalten, das Mil lionen Menschen unerweckt in sich tra gen. Die Brücke von der persönlichen zur allgemein gültigen Erfahrung zu bauen - dies alles in einer Form, die ,,dicht" genug ist, daß sich Laut und Bild des Wortes In plastische Vorstellung um gießen. Wenn ein Dichter zu uns spricht, dann sagen wir aufatmend: ,,Ja, so ist es!" und fühlen uns beglückt, als hätten wir selber eine neue Erkenntnis entdeckt. Für Franz Stelzhamers Mundartgesänge treffen diese Voraussetzungen alle zu. Daß sie In der Mundart geschrieben sind, wirkt für weniger geübte Leser anfangs etwas hemmend. Doch gerade die Mund art ist die ältere und wirklichere Sprache, die uns selber seit Generationen und durch Jahrhunderte geformt hat. Sie ist unserem inneren Wesen — das ,,Waldfräuerl" würde sagen, der Seele — viel tiefer eingeboren als unser heutiges Schriftdeutsch, das aus dem Kursächsi schen Amtsdeutsch geschaffen wurde und das Oberdeutsche Sprachgebiet heute überlagert. Unsere angeborene Mundart kann oftmals noch fast ohne Worte, nur durch die Melodie der Laute allein ausdrücken, was Im Flochdeutsch für uns nicht mehr sagbar ist. Franz Stelzhamer hatte durch die Spra che der Mundart zu seinem ,,Schöpferi schen Unbewußten" gefunden. Sie wurde das Medium, das seinem Dichtungsauf trag angemessen war. Er vermochte da durch zu den tiefen Quellen der Sprache hinabzusteigen, die niemals auszuschöp fen sind. Er wählte ganz Instinktiv am liebsten als Versmaß die volksliedhaften Vierzeiler. Aber er vermied jede Eintönigkeit der Komposition, indem er die sprudelnde Leichtigkeit beliebig vieler Senkungen zwischen die zwei Hebungen der Vers zeilen einschob. Daß er später im Alter bei den großen Mundartepen, dem ,,Soldatenveder", der ,,Ahnl" zum Hexameter Volkslust, Auswahl älterer und neuerer Lieder In obderenns'scher Mundart, aufgeschlagen ,,Klndägsängl" 41

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