Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 3, 1974

Es wird für Franz Stelzhamer noch ein weiter Weg zu gehen sein, von diesem kieinen, einfältigen Liebesgedicht in Mundart bis zu dem tief symbolischen „Waidfräuerl", zu dem harten Realismus des großen Epos ,,Königin Not" und dem gewaltigen ländlichen Sittengemälde im lateinischen Versmaß des Hexameter, dem fast allein ein ganzes Buch füllen den Epos ,,D'Ahnl". Aber für den Dichter war dies die Sternstunde, die sein Tun und Sein nun für ein ganzes Leben fest band. In dieser Stunde wurde der unsterbliche Dichter, der „Franz von Piesenham" ge boren! Äußerlich mußte Franz Stelzhamer noch unendlich kümmerliche Zeiten durchhun gern, bis die Welt auch auf Ihn zu hören begann. Nocheinmal drängte die Not den Dichter zu einem anderen Beruf ab, zum Schauspieler an kleinen Münchner Büh nen und zuletzt an der Passauer Theater bühne. Als auch im Frühjahr 1836 das Theater in Passau zusperrte, blieb dem Dichter wieder nur die Landstraße als letzte Zuflucht. Als Schauspieler hatte sich Stelzhamer in der Kunst des Vor trags geschult. Nun schrieb er in sein Tagebuch: ,,lch will zum erstenmal versuchen, wel che Aufnahme meine Volksdichtungen durch meinen Vortrag finden werden. Fin den sie den gewünschten Erfolg, so Ist beschlossen, mit ihnen das Ländchen ob der Enns zu durchwandern und Subskri benten zu sammeln, daß endlich mein erstes Werk In Druck gehe und meine Sendung offenbare ..." Im Stift Reichersberg stellte sich bei dem Vortrag der neuen Mundartgedichte der erste große Erfolg ein. Die Stiftsherren zeichneten 24 Siibergulden für die Her ausgabe der Gedichte. Der Dichter fühlte sich auf einer Woge von Glück. Er dichtete wandernd auf den Landstraßen Oberösterreichs immer neue Lieder. Stelzhamer fuhr nach Wien und fand in dem Hofbuchhändler Rohrmann seinen ersten Verleger. 1837 erschienen die ersten ,,Lieder in der obderennsi- / Alois Greil: Heimkehr, Illustration zu ,,Da Soldadnvöda", Lavierte Federzeichnung 40

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