Theaterzettel des landständischen Theaters in Linz vom 6. 11. 1855 mit Ankündigung von Stelzhamers „Vorlesung in obderenns'scher Volksmundart" und der Erstaufführung der dramatischen Anekdote „Die Ehre des Regiments"(Kat.-Nr. 52 der Gedächtnis ausstellung zum 100. Todestag des Dichters im Linzer Schloß vom 13. Mal bis 31. August 1974). brotlos, als ein Dichter zu sein. Eine spä tere Niederschrift über diese Zeit be richtet: Es waren Jahre, öd und unfruchbtar wie die Welser Heide...so groß war die Not, daß ich zum braunen Schluck Bier kein schwarzes Stück Brot mehr essen konnte..." Nach einer neueriichen Stellung als Pri vatlehrer in Wien wandte sich Franz Stelzhamer einem dritten Hochschulstu dium zu, dem der Theologie am Priester seminar in Linz. Das ging nur ein Stu dienjahr lang gut. Als externer Student, der nicht im Seminar, sondern in der Oberen Pfarrgasse in einer Mansarde wohnte, traf er sich mehr mit jungen Offizieren als mit Theoiogen. Strenger Gehorsam und Abschließung von der Welt standen unvereinbar zu seinem Charakter. Die Liebe meldete sich wie der, auch sein nicht zu bändigender Wan dertrieb. Er verließ mitten während der Sommerprüfung die Anstalt und wanderte frei und unbeschwert den Haselgraben hinauf ins Mühlviertei. Sein Kopf war voll von neuen Stimmungen, die ungestüm hervordrängten als Dichtung und Lied. In Linz, damals noch eine stille, kleine Landstadt, war er mit jungen Menschen, Theologen, zusammen gewesen, die meist aus bäuerlichen Familien kamen. Er erlebte die Mundart bei den Unter haltungen neu und farbig: ihre Sprach melodie faszinierte ihn; dagegen erschie nen ihm viele hochdeutsche Ausdrücke blaß und unbiegsam. Bei dieser neuen Begegnung mit der bäuerlichen Weit er wies sich seine angeiernte großstädti sche Lebensform nur als dünne Fassade, die sogleich abblätterte. Er horchte mit wachem Ohr auf den kiingenden, wieder neu vertrauten Dialekt der Unterhaltungen seiner theologischen Kollegen. Der unendlich biegsame Aus druck der Mundart eröffnete ihm gleich sam eine neue Welt. Franz Stelzhamer dichtete wieder — und diesmal im Dia lekt! Sein erstes veröffentlichtes Mundart gedicht, das wir kennen, fällt in das Jahr 1833. Es war ein Liebesgedicht und hieß: ,,Der Dauber". 'V K' @rftc iini» einzige drCrfttitfi intterlänt»if(^en 0c^r(ftftellcr6 Herrn F.SlelKhaioer. Amser Abonnement iTanbllftiibilr^re Cljratrr in |'tn3. Unter der Leitung der Ida Schuselka-Brüning. lC)aniicvftan, ^en 6. inotiembec isse. 3tim elften SOfale: SMr !>($ Strgiroriifd. Dromotiflrte ''^Inefbote hi 1 9lft, »on ©telj^nmer. (9{esiffeu«: ^v. 3cMfc.) Vc ffo it^n: $et altt penjimritte ©tiieral Sdjtomfd)»!! — _ _ _ _ _ grSuIein SWoia, feine 9!i(f(te — — — — — — — — — ^I. SWortinel. SDIntquie ©iebini — — — — — — — — — — .§i. ^unjinget. (Sljetialier t'npninje — — — _ — — — _ _ SRegotioiit Setf — — — — -- — — — — — — Sukdlf. llJrofejfiit Sojboiiet — — — — — — _ _ sibie^. öieutenant SUime — — — — — — — — — — ,§r. Sllqbnrf. Sen«! SBnitfebife^el gaetohim beb (Senetnib — — — — — — — ,§t. iBIobet^effer. 3ei(: 1730. aSertier gefit: SarkfiiiiS tii o^bcreiind'fc^cr ^olfdmundactt ®niifrn=9Jom(in in 6 l^ifbcrn, gcbid^tct mt) noröctrttöcn non Stclj^amer. fDle P. T. SWonot'^lboniicntfn Don »Slienfitcii njcllcu totgcH Bfibcbaltiing berfflbrn bie flcfätttfle flliijtiflc bis 11 Übt in bcr Sbtntttfttiijlci maibtn. greife bev ^ßld^e wie geroöt)nli(^. 'Jliifong: 7 U^r. — ßnbc: 9 U|r, Sßimmet'fc^e Siidtbiudetri. ,,Der Dauber in' Kobl Built heunt mehr so bang. Ja, es wird eahm halt d' Weil um sein Däubing so lang. Der Marder is kemma des nächst bei der Nacht Und hat eahm sein Däubing Im Nösterl umbracht. Sinst hot a sih nämä Oans bämt und oans dräht, Jetzt sitzt ar in' Kobl so trauri und städ." 39
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