Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 3, 1974

Als Weg der Neubelebung eines alten Schlosses werden in Almegg jährlich Keramikseminare abgehalten, die jungen Menschen die Möglichkeit bieten, Im Bannkreis historischer Kultur neue Kulturwerte zu schaffen. Eine Teilnehmerin des Keramikseminars 1974 in Almegg bei der Arbelt. Die Teilnehmer müssen viel Ideallsmus aufbringen. L gängliche Denknnale schufen, können heute andere Werte: die ,,heile Umwelt", die Ruhe und die kulturelle Ausstrah lung eines Schlosses Impulse für die künstlerischen Bewegungen unserer Zeit setzen. In Almegg wurde durch den Aufbau von Keramikseminaren begonnen, die kreati ven Möglichkeiten breitester Bevölke rungskreise anzusprechen. Jährlich fin den zwei bis drei vierzehntägige Kera mikseminare statt, die sich einer stets steigenden Beliebtheit erfreuen. Ein Kul turverein, der vom Eigentümer zusam men mit Harald SeyrI, dem Restaurator von Scharnstein, dem Bezirkshauptmann, den Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden und verschiedenen Persön lichkeiten des Kulturlebens ins Leben gerufen wurde, trägt die organisatori sche Verantwortung. Wenn auch der Schwerpunkt Keramik bestehen bleiben soll, so sind doch nach Adaptierung der für das Vereinsleben kostenlos zur Ver fügung gestellten Baulichkeiten des Fe stungsvorwerkes als flankierende kul turelle Maßnahmen Ausstellungen, Dich terlesungen und musikalische Veranstal tungen geplant. Das rege Interesse der Bevölkerung — nach dem ersten mehr oder minder provisorischen Keramikse minar, das unter der Leitung von Prof. Praschak stand, wurden beinahe viermal soviel Anmeldungen für die nächsten Seminare registriert — bestätigt die Rich tigkeit des eingeschlagenen Weges. Mit Dankbarkeit darf hier vermerkt werden, daß die für Kulturangelegenheiten zu ständigen Landesräte Dr. Lelio Graf Spannocchi und seit 1973 Dr. Josef Ratzenböck, der Landeskonservator und die zuständigen Beamten des Landes Oberösterreich, insbesondere Hofrat Dr. Wutzel, nicht nur finanziell, sondern auch durch großes persönliches Engage ment die Bemühungen tatkräftig unter stützten. Schlösser können aber heute nicht allein bestehen. Auch kulturelle Impulse be dürfen einer Kommunikation mit anderen ähnlich gelagerten Initiativen. Aus die sem Grund besteht eine enge Verbin dung zwischen dem Almegger und dem Scharnsteiner Konzept. Gegen außen wird dies durch die Gründung der Kul turachse Schloß Scharnstein—Schloß Almegg, die im wesentlichen das Almtal und die Grenzbereiche des Traunviertels erfaßt, dokumentiert. Die Miteinbezie hung weiterer Schlösser ist geplant. Be reits in nächster Zeit ist eine Erweite rung des Kulturverbundes zu erwarten. Auch vom Landschaftlichen und von der Infrastruktur eines Gebietes, dies wurde schon skizziert, stellt ein Schloß einen besonderen Bezugspunkt dar. Das En semble-Denken im weitesten Sinne muß Platz greifen. Es ist deshalb schon jetzt daran gedacht, im Einvernehmen mit dem Naturschutz in der Nähe des Schlosses liegende Grundflächen in landschafts konformer Weise für Bauzwecke vorzu sehen, um sowohl Kulturinteressenten als auch Künstlern entsprechende Wohn möglichkeiten zu geben. Um der Gefahr einer ,,Verhüttelung" der ungestörten Landschaft zu entgehen, wird ein ge schlossenes Projekt, dessen Finanzie rung sichergestellt ist, angeboten, das dem individuellen und leider oft landschaftsstörenden Geschmack des einzel nen Interessenten keinen Raum lassen soll. Um eine Lenkung zu garantieren, wird es auch zu keinen Grundverkäufen, sondern lediglich zu langfristigen Ver pachtungen kommen. Alle diese hier nur angedeuteten Be strebungen lassen sich in ihrer end gültigen Verwirklichung noch nicht ab sehen. Fest steht eines: Schlösser sollen mit neuem Leben erfüllt werden, sollen ihre kulturelle Bedeutung neu aktivieren und unserer Zeit weitergeben und müs sen darüber hinaus, um einen Konnex zur politischen und wirtschaftlichen Reali tät herzustellen, insbesondere im dörf lichen Bereich, als Träger allgemein ver antwortlicher Interessen nach Möglich keiten neuen Wert gewinnen. Eine Verwirklichung dieser drei Postulate scheint nach Ansicht des Almegger Konzeptes einen gesicherten und naht losen Weiterbestand der uns anvertrau ten Kulturwerte auch für künftige Ge nerationen zu gewährleisten. 37

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