Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 3, 1974

saal, Schwimmbad und Außenanlagen) die Imponlerendsten Dimensionen an genommen haben. Aber auch die Musik erziehung (eigenes Aufnahmestudio, Saal für rhythmische Gymnastik, zahlreiche Instrumental-Übungskojen), der Fach bereich Englisch (Sprachlabor) und die naturwissenschaftlichen Gegen standsgruppen sind in gediegener Weise technisch instrumentiert. Ein vielverspre chendes Vehikel für ein praxisbezogenes Lehrtraining ist mit der sogenannten Fernsehunterrichts-Mitschauanlage ge schaffen, deren Wiedergabeeinheit im größten der vier Hörsäle (220, 125, 90, 70 Plätze) Installiert Ist. Die Aula (450 Sitzplätze) - mit ihren gekrümmten Shads ein architektonischer Glanzpunkt des Gebäudes — wird nicht nur für aka demische Festivitäten, sondern auch für diözesane Veranstaltungen zur Verfü gung stehen. IV. Ausblick auf die zukünftige Entwicklung 1. Lösung vom Status einer „Schule". Die Pädagogischen Akademien wurden als ein Zwitter zwischen Höherer Schule und Hochschule konzipiert. Das mag seine zeitbedingten Gründe in der schul politischen Situation der sechziger Jahre unseres Jahrhunderts haben, führt aber zu nicht geringen Schwierigkeiten. Daß das Prinzip der Beschulung über das des selbständigen Bildungserwerbs gesiegt hat, zeigt sich in der Fülle von verpflich tenden Wochenstunden, zusammen gestellt aus einer allzu dichten Palette von oft sehr betrogenen Bereichen. Not gedrungen muß die exemplarische Ver tiefung nicht selten dem lediglich infor mierenden ,,Huschen über papierene Gipfel" (M. Wagenschein) weichen. Dem Modell der Höheren Schule sind außer dem die überwiegend starre Anordnung von Gegenständen je Semester und die weithin fehlende Möglichkeit zu Wahl fachkombinationen gemäß den indivi duellen Schwerpunkten entnommen. Die Lehramtsprüfung ist als Monsterprü fung an das Ende des vierten Semesters verlegt und gleicht aufs Haar der reform bedürftigen Matura. Die moderne Ziel vorstellung wäre das Zusammenstellen des Zertifikates im Sinne des Baukasten prinzips, so daß die Schlußtage zu Fest tagen der Akademie werden könnten, in denen die besten Leistungen aus allen Gebieten vorgestellt würden, die für den zukünftigen Volksbildner bedeutsam sind. Daß die Pädagogischen Akademien un genau zwischen den beiden Polen ste hen, zeigt auch ein Blick auf die verwen deten Formulare: Wohl gibt es ein Stu dienbuch, aber es wird systemfremd ver wendet: Daß in das Studienbuch auch Prüfungen eingetragen werden müssen, bringt Schwierigkeiten mit sich, die eine außerordentliche Belastung des Sekreta riates darstellen. Hätte man den ganzen Schritt zur Hochschule getan, wären Zeugnisse eingeführt worden. Der folgenschwerste Unterschied zur Hochschule besteht aber ohne Zweifel in der hohen Lehrverpflichtung der einzel nen Lehrergruppen, Insbesondere der Lehrer für die pädagogischen Diszipli nen. Sie sollen in gleich anspruchsvoller Welse wie die Hochschullehrer Vorlesun gen und Seminare gestalten und darüber hinaus Forschungsarbeit betreiben, sind aber zu 17 Wochenstunden verpflichtet. 2. Einführung der sechssemestrigen Hauptschuiiehrerausbiidung Mit der ,,Zementierung" der Fachräume für die einzelnen Gegenstände aus der Stundentafel des Hauptschullehrplanes Im Neubau der Pädagogischen Akademie der Diözese wird dokumentiert, daß an der Legalisierung der sechssemestrigen Hauptschullehrerausbildung an den österreichischen Pädagogischen Akade mien nicht mehr gezweifelt wird. Mit der Institutionalisierung des Bildungsganges etabliert sich an den Akademien neben den Pädagogischen Humanwissenschaf ten (bisherige Grund- und Hilfswissen schaften der Pädagogik) und den methodisch-schulpraktischen Bereichen eine neue Gegenstandsgruppe: die sogenann ten Fachwissenschaften. Der kommende Hauptschullehrer muß zu einer gewissen Grundausbildung in den didaktischen Disziplinen des Volksschullehrerstudiums zwei Gegenstände wählen, die In der Hauptschule unterrichtet werden. In die sen Gegenständen, von denen einer Deutsch, Englisch oder Mathematik sein muß, sind Studien zu betreiben, die über das Maturaniveau hinausführen. Die Freiheit, die den Akademien während des Schulversuchszeitraumes zugestan den wird, nützt die Pädagogische Akade mie der Diözese Linz zur Erprobung eines Organisationsstatuts, das sich mu tig von der anderenorts befolgten Gene rallinie abhebt: Während die übrigen Akademien im 1. und zum Teii sogar noch Im 2. Semester das Fachstudium kaum einsetzen lassen und damit ein für beide Ausbildungsgänge gleiches Grund studium anbieten, gehören In der Päd agogischen Akademie der Diözese Linz von den 30 Wochenstunden des 1. Seme sters bereits 20 dem Fachstudium, in der Folge nimmt es an Stundenausmaß und Gewicht ab, um am Ende des 5. Seme sters in einem 1. Teil der Lehramtsprü fung abgeschlossen zu werden. Die humanwissenschaftlichen und didakti schen Disziplinen verhalten sich hiezu gewissermaßen reziprok und beherr schen gegen Ende der Ausbildung das Feld. Ob diesem Modell die Zukunft gehören kann, wird sich weisen und vor allem da von abhängen, ob die zugrundeliegen den Überlegungen und Argumente, von denen einige im folgenden genannt wer den sollen, Zustimmung erfahren werden: Die Allgemeinbildung der Höheren Schule mit der Matura als Abschlußtest ist eine genügende Überprüfung der Leistungs fähigkeit auf den einzelnen Kulturgebie ten, so daß nicht neuerdings eine Er probungsphase vorgespannt zu Vierden braucht. Das Studium an der Akademie Ist zu kurz und allzu lehrgangsmäßig eingeschnürt, als daß ein Semester dem Experimentle ren mit dem eigenen Begabungsprofil gewidmet werden dürfte. Ein gemeinsames Grundstudium bringt nicht etwa vordergründig erwartete öko nomische Vorteile, denn für die Vorlesun gen gilt die Teilungsziffer 140, und die Seminare werden ohnehin in Gruppen zu 25 bis 30 gehalten. Dies hat zur Folge, daß thematisch gleiche Veranstaltungen für Volks- und Hauptschullehrer auch bei gleichem Grundstudium getrennt durch geführt werden. Die unmittelbare Fortsetzung des Fach studiums im Anschluß an die Mittelschul zeit fängt das Vergessen auf und spart Energie. Das hier erprobte Modell nimmt die Über zeugung bedeutender Pädagogen, wie R. Meister und W. Klaffki ernst, daß nämlich den didaktischen Überlegungen jeweils die Kenntnis der Sachstruktur eines Stoffgebietes vorangehen muß. Be vor über die Vermittlungsprozesse nach gedacht werden kann, muß die Sache selbst bekannt sein! Bei umgekehrtem Vorgehen wird die Pädagogik leicht zu einer Art Aperitif für das ,,eigentliche Studium" degradiert, und die Pädagogi schen Akademien kommen in die Ge fahr, keine ,,Pädagogischen" Akademien mehr zu sein. üm nicht an den Wünschen der ,,Kun den" vorbeizuplanen, wurden die Bewer ber des 1. Hauptschuljahrganges vor ihrem Eintritt befragt, ob sie das Fach30

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