Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 3, 1974

die Hochschule übernommen und, infolge eines offenbaren Irrtums über den We sensgehalt einer solchen Einrichtung, die Weiterführung der Studenten und damit der Studienrichtung unterbunden. Um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen und,davon abgesehen,einer Notwendigkeit der Zeit Rechnung zu tra gen, hat die Hochschule die Umwand lung dieser Lehrkanzel in eine Meister klasse, bzw. die Anerkennung dieser Studienrichtung, beim Bundesministe rium für Wissenschaft und Forschung be antragt. Aus den Erläuterungen Dr. Feuersteins zum Aufgabenbereich des Umraumgestalters (-pianers, -architekten) können hier nur Berufsziele genannt werden: Gestaltung: Stadt, Dorf, Freiraum, Land schaft Planung und Forschung, Kritik und Lehre. Gemeinsam ist ihnen, daß der ,,Umraumgestalter" befähigt und besonders dafür ausgebildet sein muß, die Gestaltung und Veränderung menschlicher Lebens bereiche durch die Verbesserung des Umraumes herbeizuführen und dabei als entscheidendes Maß das Gemeinwohl der Gesellschaft zu berücksichtigen. Die Hochschule wird sich mit Entschie denheit dafür einsetzen, diesem Aufga benbereich, bei dem vor allem die Le bensinteressen unserer Nachkommen be rührt werden, die notwendig öffentlichrechtliche Autorisierung zu erwirken. 4. Beim Bundesministerium für Wissen schaft und Forschung läuft auch ein An trag auf Gründung eines Hochschulin stitutes für Harmonik und Proportion, in dem, geleitet von Prof. Goffitzer, neben theoretischer Arbeit über die Verbindun gen zwischen musik-mathematischen und bildnerischen Ordnungsprinzipien, auch ihre praktische Anwendbarkeit auf die verschiedensten Gestaltungsbereiche analysiert werden soll. Der Errichtung steht derzeit vor allem das Problem der räumlichen Unterbringung im Wege. Für einen späteren Zeitpunkt ist daran gedacht, die der graphischen Informa tion dienenden Klassen der Abteilung III mit einer Meisterklasse für Foto und Filmgraphik abzurunden. Die Hochschule besitzt zwar eine verhältnismäßig gut ausgestattete Fotowerkstätte, die Be schaffung der Filmeinrichtung ist jedoch kostspielig. Anmerkungen 1. zum Studiium der „Kunsterziehung" Belm Aufbau der Kunsterzieherausbil dung wird von der Einsicht ausgegan gen, daß die Zurüstung für den Lehrbe ruf flexibel, vom jeweils neuesten Stand wissenschaftlich fundierter Fachdidaktik auszugehen habe. Programmierung, Gewichtung und Koordination der theore tisch-wissenschaftlichen und künstlerischpraktischen Lehre ist daher den entspre chenden Lehrkanzeln zugewiesen. Die Studierenden sind nicht auf einzelne künstlerische Meisterklassen oder wis senschaftliche Disziplinen fixiert. Sie sind räumlich und organisatorisch in einer eigenen Abteilung zusammengefaßt, er fahren jedoch ihre vielschichtige theore tische und praktische Unterrichtung in ausgewählten, teils speziellen Lehrver anstaltungen und Übungen, die im Rah men der verschiedenen Meisterkiassen, Werkstätten, Lehrkanzeln und Institute angeboten werden. Besondere Bedeutung wird der Quer verbindung zur Unterrichtspraxis beige messen. In einem an der Hochschule ge führten Kinderkurs für bildnerisches Ge stalten und Werken finden die Studie renden Gelegenheit, erste pädagogische Erfahrungen zu gewinnen. An einzelnen Gymnasien eingerichtete schulpraktlsche Trainingsseminare dienen der Erprobung von Planung, Durchführung und Auswer tung eigener Unterrichtsversuche. Neigungs- und begabungsbedingtes Schwerpunktstudium in einzelnen wis senschaftlichen oder künstlerischen Dis ziplinen ist vorgesehen. Die Hochschule hält jedoch nicht an der tradierten Auf fassung fest, daß es bei der Kunst erzieherausbildung vorwiegend auf die Heranbildung von Künstlern ankomme, sondern sieht in einer optimalen Be fähigung zu fachlicher Lehre das legitime und eigenständige Ziel. 2. Zu den freien Disziplinen — MalereiGraph!k-Bildhauerei; Von vielen Gestaltungsschulen hat man die ,,freien Künste" verbannt, an anderen sie in Reservationen gesteckt. Wenn sie an der Linzer Hochschule für Gestaltung noch als Studiienrichtungen weitergeführt werden, so weniger deshalb, weil sie eben schon an der Kunstschule bestan den, sondern weil uns heute eine apo diktische Trennung zwischen den Be reichen des Bildens, bei ihren vielen Ver flechtungen, Überschneidungen, gegen seitigen Impulsen, bei der Tatsache, daß an den Expansionen gestalterischer Tä tigkelten oft genug ,,freie Künstler" be teiligt sind, bei der Gleichheit der Spra che und letztlich auch des Gestaltungs prozesses und seiner Grundlagen, nicht mehr sinnvoll erscheint. An der Linzer Gestaltungsschule wird die Integrierung auch dieser Diszipiinen durch wechsel seitige Lehrveranstaltungen und die Kooperation an gemeinsamen Aufgaben erreicht. Der Output der Hochschule in diesen Sparten soll allerdings klein gehaiten werden. Schon an die Aufnahme werden daher strengere Maßstäbe angelegt, wo bei der Gefertigte für seine Klasse Stu denten bevorzugt, die geistig beweglich sind und eine gewisse Spannweite ihres Gestaltungsvermögens aufzubringen scheinen. Sonstige Probleme: Der rasche Aufbau einer den Studienund Forschungsaufgaben der Hochschule entsprechenden Bibliothek, wie auch Diathek, ist eines der dringlichsten, aber auch kostspieligsten Anliegen. Die Bi bliothek rekrutiert sich derzeit aus ca. 4000 Werken, die zum Teil bibliophilen Wert haben, fast ausschließlich aber Ma lerei, Graphik und Plastik betreffen. Die räumliche Unterbringung der Hoch schule ist unzulänglich. Ihr Hauptsitz be findet sich in einem Trakt des soge nannten Amtsgebäudes Hauptplatz 8, in dem auch noch einige Dienststellen der Stadt Linz untergebracht sind. Ihr Auszug ist zwar für Ende der Jahre 1975 und 1978 vorgesehen, doch wird sich auch dann die Kapazität der Schule nicht we sentlich steigern können. Eine Lösung der Werkstättenfrage — für eine Schule dieser Art einer Existenzfrage gleichzu setzen — ist hier überhaupt nicht mög lich, weil die dafür notwendigen Erdge schoß- und Kellerräume an Wirtschafts treibende langfristig vergeben sind. Eine Lösung dieses Problems wird im kom menden Studienjahr erreicht werden müssen. 23

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2