Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 3, 1974

EEin Jahr Kunsthochschule Linz Alfons Ortner Die Hochschule für künstlerische und in dustrielle Gestaltung in Linz — so der offizielle Titel dieser Kunsthochschule — hat Im Juli 1974 ihr erstes Studienjahr beendet. Gewiß noch kein Zeitraum, um bei einer Studiendauer von etwa 10 Se mestern mit Ergebnissen aufwarten zu können; vieles ist überhaupt erst im Wer den, im Aufbau, innerschulisch, wie auch in der Festigung ihres Anteiles am Leben der Stadt Linz, des Landes Oberöster reich. Immerhin ist ein solcher Jahrestag sinnvoll für eine Bestandsaufnahme. Da bei kann ein Rückblick auf die Kunst schule der Stadt Linz nicht vermieden werden, wenn sie auch, wie eine Roll treppe nach Erreichen des Oberge schosses, aus dem Blickfeld der Hoch schule entschwunden ist. Immerhin, noch vor Jahresfrist war sie die oberste Stufe, die der Hochschule einen ziemlich ebe nen Eintritt in ihr Stockwerk ermöglichte. Die Kunstschule lieferte der jüngsten österreichischen Hochschule nicht nur einen Bestand an Studieneinrichtungen, die, nur um weniges ergänzt, ein schon recht geschlossenes Studienangebot er gaben, von ihr kam auch die Mehrzahl der ersten Hochschulprofessoren und vor allem ihrer Studenten. Dadurch konnte die Hochschule mit 1. Oktober 1973 be reits ihren Betrieb in einer gewissen Ganzheitlichkeit aufnehmen, also nicht nur mit den ungefähr 40 neu aufgenom menen Hochschülern, die in der Meister klasse für Formen- und Gestaltungslehre die Grundstudien zu absolvieren hatten, sondern auch mit einem Hörerstand von etwa 140 in den einzelnen Meisterklassen und Lehrkanzeln. Allerdings sind die vormaligen Kunst schüler auch eine gewisse Belastung. Wegen der für sie notwendigen Über gangsregelungen, die praktisch Studien begünstigungen darstellen, bilden sie ge wissermaßen eine Hörerkategorie irregu läre. Auch das Image der Kunstschule, so gut es war, ist der Hochschule, mit der sie gemeinhin gleichgesetzt wird, nicht un bedingt zuträglich. Immer noch, trotz aller anders lautenden Publlc-Relationsversuche, wird die Kunstschule und mit ihr die Hochschule als Produktionsstätte von Künstlern schlechthin — also von Malern und Bildhauern — verstanden, obwohl dies, über die ersten Anfänge der Kunstschule hinaus, nicht einmal für sie zutraf. Von der Presse wird jedoch vordringlich der Ausstellungsbetrieb re gistriert und hier darf gesagt werden, daß daran viele ehemalige Kunstschüler betei ligt sind, während die Leistungen auf an gewandtem Gebiet, etwa als Gebrauchs graphiker oder Designer — zum Teil der selben Leute — in der Regel anonym blei ben. Die lange Bewährung der Kunstschule Im Habitus einer Akademie, ihre Frequentation trotz widriger Umstände, ihre didaktischen Methoden und damit er reichten Erfolge, ihre Zielsetzungen, auch wenn sie In diesem Status nicht reali siert werden konnten, waren bestimmend für die Errichtung — ihre Erhebung — zur nunmehrigen Hochschule. In der Erinnerung eines Mitbeteiligten haben besonders die ersten Kunstschul jahre einen eigenartig romantischen Glanz. Vielleicht, weil man selbst jünger, offener war, weil diese Zeit, gleich nach dem Zweiten Weltkrieg, etwas von dem Schwung der berühmten ,,20er Jahre" hatte und von den vielerlei Persönlich keiten kultureller Prägung, die sich in Oberösterreich gesammelt hatten (die Berufsvereinigung Bildender Künstler zählte damals allein in der Sektion Gra phik über 700 Mitglieder), vielerlei brauch bare und unbrauchbare Initiativen kamen, weil alles nur behelfsmäßig und Impro visationskunst das Gebot der Stunde war. Improvisation auch bei der Gründung der Schule, die Bürgermeister Dr. Ernst Koref im Jahre 1947 vornahm in seiner Meinung, daß eine Stadt von der Größen ordnung wie Linz neben dem täglichen Brot für seine Bürger und dem wirt schaftlichen Wiederaufbau auch für im materielle Bedürfnisse zu sorgen habe, bestärkt durch Männer wie DDr. Egon Oberhuber, Dr. Hanns Kreczi, Dr. Hans Strigl, Dr. Justus Schmidt und auch durch den Kunsthändler Wolfgang Gurlitt. In einem halbfertigen Trakt des sogenannten Amtsgebäudes West am Hauptplatz, mit dürftiger Einrichtung, unsicheren Sub ventionszusagen von Bund und Land und hungrigen Studenten wurde mit zwei Mei sterschulen für Malerei und einer für Graphik der Betrieb eröffnet und in den Jahren darauf mit Bildhauerei, Innen architektur und Entwerfen, sowie künst lerischer Schrift das Aufbaustadium ab geschlossen. Als Leiter dieser ,,Meisterschulen", wie sie In Anlehnung an die Wiener Akade mie der Bildenden Künste genannt wur den, diese Bezeichnung wurde später in ,,Meisterklassen" geändert, waren mit den Professoren Herbert Dimmel, Karl Hauk, Walter Ritter, Wolfgang von Wersin und Friedrich Neugebauer hervorra gende Persönlichkeiten berufen. Sie bePiastik für das neue Werftgebäude der AUA in Wien-Schwechat, Höhe 4,5 Meter, Material: Chromnickelstahl, Entwurf: Gerald Altmüller, Melsterklasse für plastisches Gestalten — Metall (Leiter o. Prof. Helmut Gsöllpointner, Assistent Josef Priemetshofer). 14

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