Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 2, 1974

Schwanthaler-Ausstellung im Spiegel der Presse Schon wenige Tage nach Eröffnung der vom Land Oberösterreich im Augustinerchorherrenstift Reichersberg am Inn veranstaiteten Aussteilung ,,Die Bildhauerfamiiie Schwanthaier 1633—1848" veröffentlichten zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften des In- und Auslandes Stellungnahmen und Kritiken. So schreibt Peter Möseneder in den „Oberösterreichischen Nachrichten"; „Stift Reichersberg und die SchwanthalerAussteliung stehen neben ihrer kunst historischen Bedeutung als überzeugendes Beispiel einer wohldurchdachten Denkmal pflege, deren sichtbare Ergebnisse nicht nur auf Bewahrung alten Kulturgutes, sondern auch auf sinnvolle Neubeiebung abzielt." Candida Kraus geht in ihrem Aufsatz für die ,,Nordsee-Zeitung" (Bremerhaven)zunächst auf das Stift Reichersberg ein:,,Das renovierte barocke Augustinerchorherrenstift Reichersberg am Inn bietet jetzt eine vorbildliche Schau von 16 Familienmitgliedern. Das Stift liegt südlich von Schärding, auf einer hohen Uferterrasse über den innauen und bietet mit seinen sonst spezifischen Zwecken dienenden Räumen eine abwechslungsvolie Aussteiiungsfolge." Einen Mittelpunkt in der Reichersberger Exposition bildet zweifellos Thomas Schwanthaier, und er nimmt auch in den Besprechungen und Kritiken einen großen Raum ein. Pia Maria Plechl von der Tageszeitung ,,Die Presse"(Wien) beschäftigt sich daher mit diesem Künstler und meint: ,,Das Überwältigende beginnt wohl mit Thomas Schwanthaiers Schutzmantel madonna und setzt sich fort in der langen Reihe der Engelspracht, der monumentalen Heiligen, in der Zartheit des Reliefs und der Eindruckstiefe des Rieder Ölbergs. Die Ausstellung in Reichersberg präsentiert sich als eine kulturelle Dokumentation höchsten Ranges, deren Besuch - trotz der relativ großen Distanz — auch für das Wiener Kunstpublikum eigentlich ein Muß darstellt." In diesem Sinne reagierte auch Dr. Lothar Sträter in der Grazer,,Südost Tagespost", der seine Kritik mit dem Satz abschloß: „Engagierte Kunst von einst offenbart uns heute ihre zeitlose Qualität." Die Schwanthaier-Aussteiiung in Reichers berg verfolgt natürlich in erster Linie wissenschaftliche Zielsetzungen. Das erkannten zahlreiche Publizisten wie etwa Barbara Kutschera aus Salzburg: „Zweifellos entspricht die wissenschaftliche Ausrichtung der Schau dem Bemühen, das Detaiistudium von ansonsten dem Betrachterauge kaum oder nur schwer zugänglichen Einzelteilen zu ermöglichen. Die betont kunsthistorische Zielsetzung der Schwanthaier-Aussteiiung wird beispielsweise auch durch die Aufstellung von Piastiken unterstrichen, die noch im Stadium der Restaurierung sind und frühere Übermaiungen, Wiederherstellungs versuche oder entstellende Änderungen genau erkennen lassen. Didaktisch ebenfalls interessant ist die Gegenüber stellung von vier Statuen mit Christus im Elend, deren nur geringe Abweichungen die Traditionsgebundenheit der Schwan thaier und ihrer Werkstätten eindrucksvoll vor Augen führen." Die ,,Passauer Neue Presse" schlägt in dieselbe Kerbe:,,Von München bis nach Böhmen und von der Donau bis tief ins Saizkammergut ist das geniale Wirken der Schwanthaier feststeilbar, und dem Land Oberösterreich gebührt der Dank dafür, daß es zum ersten Male möglich sein wird, einen Querschnitt durch das künstlerische Schaffen der Schwanthaierfamiiie über zwei Jahrhunderte mit allen ihren Stilwandiungen auf engstem Raum in den prächtig renovierten Räumen des Stiftes Reichersberg zu bewundern." Sämtliche Persönlichkeiten, die zur Schwanthaier-Schau beitrugen, haben sich ehrlich bemüht, dem Thema gerecht zu werden. Das wurde auch nicht verkannt: so bemerkt Dr. Ingrid Seidenfaden in ihrem kulturkritischen Feuilleton im ,,Münchner Merkur":,,Mit Charme, Ehrgeiz, Gründlichkeit und mehrjähriger Vorberei tungszeit hat sich diese Ausstellung das Ziel gesetzt, Pendant und Nachfolger der Donauschule-Schau im Stift St. Florian (1965)zu sein." Werner Huber von der ,,Mittelbayerischen Zeitung" ist der gleichen Meinung: „Das Gespür, Mensch, Landschaft und Kunst einer Region zusammenklingen zu lassen, das die Oberösterreicher schon 1965 mit der Ausstellung ,Die Kunst der Donauschuie' im Augustinerchorherrenstift von St. Florian beispielhaft bewiesen, hat sie auch in ihrer neuen großen Ausstellung ,Die Bildhauerfamiiie Schwanthaier' nicht im Stich gelassen. Im Frieden von Teschen im Jahre 1779 wurde das innviertel, urbayerische Heimat der zugewanderten Schwanthaier, Österreich angegliedert. Vermutlich zu diesem Zeitpunkt wurden im bayerischen Saal des Stiftes Reichersberg die weiß-biauen Landesfarben und Rautenwappen an den Türen, Wänden und Sockein des repräsentativen Raumes übertüncht. Fast zwei Jahrhunderte schlummerten sie unter der Bemalung. Selbstbewußte österreichische Nachbarn haben sie jetzt wieder freigelegt und zeigen sie stolz und geschichtsbewußt vor. Solches Handeln unterstreicht, was Landes hauptmann Dr. Erwin Wenzi schreibt, daß ,Bayern und Oberösterreich sich ehrlich verstehen'. In der Tat: die des Zuspruchs sichere Feststellung, daß Oberösterreich das bayerische Erbe gut verwalte, kann man mit einem freimütigen und freund schaftlichen ,Ja' bekräftigen. Die Schwanthaler-Renaissance von Reichers berg ist dafür lebendiges Zeugnis." Richard Pertlwieser veröffentlichte in der österreichischen Wochenzeitung „präsent": ,,Man hofft, daß durch das Beispiel der Ausstellung im Stift Reichersberg am Inn neue Impulse zur Erforschung und Erhaltung der Barockkunstwerke gegeben werden. Die Schau bietet zum erstenmal die Möglichkeit, das Phänomen Schwan thaier anhand der rund fünfhundert Exponate unter optimalen Bedingungen zu studieren. Durch Vergleiche wird es möglich sein, die Zuordnungen kritisch zu überprüfen und die Konstanten der einzelnen Künstlerpersönlichkeiten abzugrenzen. Der Ausstellungskatalog unterstützt in äußerst informativer Form die Absicht, eine Verbindung historischer, kunstgeschichtiicher, restauratorischer und technologisch-analytischer Forschung beispielgebend aufzuzeigen." Die Regensburger „Woche" vermeidet: „Reichersberg am Inn in Oberösterreich ist eine Autoreise wert. Wer am Wochen ende oder in seinem Urlaub wirkliche Kultur genießen will, der sollte unbedingt hinfahren. Die Österreicher haben wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen, als sie die große Ausstellung der Bildhauerfamiiie Schwanthaier im renovierten Augustinerchorherrenstift Reichersberg nach siebenjähriger mühevoller Vorbereitung eröffneten. Eine Superschau vom Barock bis zum Klassizismus, die nicht nur mit wissen schaftlicher Sorgfalt, sondern auch mit großer Liebe gestaltet wurde." Dazu noch zwei Stimmen:,,Diese Ausstellung kann ohne Übertreibung als ein JahrhundertEreignis bezeichnet werden" — Ausspruch von Woifgang Johann Bekh vom Bayerischen Hörfunk (München)- und das Bayerische Fernsehen, das bisher vier Schwanthaler-Filme zeigte, kam zu dem Schluß:„Die Schwanthaier-Aussteiiung im Augustinerchorherrenstift Reichersberg ist die bedeutendste Schau des Kultursommers 1974 in Mitteleuropa." Die Eintrittspreise zur SchwanthaierAussteiiung des Landes Oberösterreich in Reichersberg sind niedrig gehalten und für jedermann erschwinglich: der Einzelbesucher zahlt S 25.-, Gruppen ab 7 Personen je Person S 15.-, Studenten, Schüler und Soldaten in Uniform S 7.-.' Führungen in deutscher, englischer und französischer Sprache sind vorgesehen. Außerdem kann man das Stift Reichersberg besichtigen und es gibt zahlreiche Veranstaltungen wie Orgel- und Chor konzerte in der Stiftskirche, Kammer- und Soiistenkonzerte im Augustinisaal, Volksliedsingen im Stiftshof, Sonderveranstaitungen anläßlich der Europäischen Wochen in Passau 1974 usw.Alle Auskünfte erteilt das Amt der oö. Landesregierung, Abteilung Kultur, Linz, Kiosterstraße 7, Tel. (0 72 22) 26 8 21, Klappe 1437 oder 1648. Anfragen über Quartiere beantwortet der Fremdenverkehrsverband Reichersberg am Inn.

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