sie der nur wenige Jahre früher entstan dene von St. Florian aufweist. Die viel kräftiger profilierten Rahmen werden im Schiff an den Langseiten von stark herausmodellierten Balustraden ge stützt — ein Gedanke, wie er in der Dekkenmalerei der Zeit mehrfach vorkommt, aber ohne deren Folgerichtigkeit, denn die Balustraden selbst sitzen in Heiligen statt nur auf leichtem Gitterwerk auf. und die Figuren der Bilder sind nicht um die Balustrade zirkulierend angeordnet. Die Balustraden werden in der Mitte von kuppelig geformten Baldachinen unter brochen, unter denen, von Bändern ge halten und von Blumen umspielt. Buch, Kelch, Monstranz und Patene hängen. Auf den Deckenflächen zwischen den bei den Gemälden und den Stichkappen sind in ovalen, von Zweigen umgebenen Me daillons Jesus und Maria dargestellt. Blü tenbüschel, die aus Palmetten und Band werk herauswachsen, sind auf die noch freien Flächen verstreut und von den Spitzen der Stichkappen im Schluß des sonst gleich ausgezierten Chores blicken Paare von Engelsköpfchen auf den Altar herab. Diese Frührokoko-Pracht muß 1731 ent standen sein, da die Renovierung 1732 vollendet war. Als Meister nennt Martin in der Kunsttopographie des Bezirkes Braunau a. Inn an erster Stelle Vierthaler, an zweiter den um diese Zeit in Heiligen statt nachweisbaren Benedikt Zöpf, bei dem in der Matrikel der Vermerk ,,aus Stadtamhof" steht, der aber wahrschein lich der Wessobrunner Stuckateur-Familie Zöpf angehört. Bei Vierthaler aber ist erst nach 1731 ein ähnlicher Formenapparat nachweis bar und auch da anfangs — nämlich 1733 in St. Peter a. Hart — noch etwas schüch tern, weiters taucht die überraschend fortschrittliche, wenn auch nicht ganz lo gisch durchgehaltene Idee der Balu strade bei ihm nie mehr auf. Andrerseits tritt in Werken der Wessobrunner Künst ler diese Formenwelt des Frührokoko schon früher auf, und durch ihre Beru fung an die verschiedensten Orte hatten sie Gelegenheit, immer neue Formen ideen aufzunehmen. Da schließlich Bene dikt Zöpf, der ja auch aus der Nach barschaft Regensburgs hereinkam und später in Salzburg ansässig ist, 1748 in der Kirche von Marzoll neben Zierformen, die sich schon der Rocaille nähern, noch mals gottesdienstliche Geräte zeigt, darf man wohl vermuten, daß Zöpf in Heili genstatt der bestimmende Meister war und Vierthaler diese modernere Art der Auszierung übernommen hat. Fortschrittlicher als bei den Bildern in St. Florian ist auch die Komposition der Deckengemälde, für die Adam Müller als Meister bezeugt ist. Ob es sich um eine Darstellung in der Landschaft (wie bei der Kreuzauffindung oder der Auffindung der Hostie) oder in einem Innenraum (wie bei der Apostelkommunion und der Kreuzpartikelteilung) handelt, stets neh men die Figuren einen verhältnismäßig kleinen Raum ein, ohne deshalb kleinteilig zu wirken; die Szene ist in Unter sicht gegeben, und es herrscht bei aller Farbigkeit ein Farbton vor, die schweren Farben des Barocks haben zarteren Pa stelltönen Platz gemacht. Müller, der wenige Jahre zuvor Altarblät ter für die Stadtpfarrkirche in Schärding gemalt hat, dürfte ident sein mit jenem Johann Adam Müller, der ungefähr gleichzeitig mit der Schärdinger Arbeit einen Raum in Schloß Schleißheim bei München mit Wandbildern ausstattete. Von der Einrichtung sind vor allem be merkenswert die Kanzel von 1745, prunk voll ausgestattet mit Gitterwerk und be ginnender Rocaille am Kanzelkorb und dem Guten Hirten, Posaunenengel und Evangelisten auf dem Dach, sowie die Altäre, von denen der Hauptaltar 1755 bis 1757, die beiden sehr ähnlich aufge bauten Seitenaltäre bald danach geschaf fen wurden. Die Vergabe des Hochaltares ging nicht ganz reibungslos vor sich, da der Pfleg kommissar den Schreiner Josef Mauch aus Thann für den Aufbau und Franz Schwanthaler aus Ried für die Bildhauer arbeiten haben wollte, während die Re gierung in Burghausen und der Geist liche Rat in München die Schreiner Ignaz und Egyd Stecher und den Bildhauer Jo hann Jakob SchnabI, alle drei in Burg hausen, mit der Arbeit beauftragten. Kein Wunder, daß der Pfleger wenige Wochen später über die Arbeit der gleichen Mei ster für einen Seitenaltar in Lengau recht abfällig berichtete. Der Hochaltar läßt die fortgeschrittene Stilepoche hauptsächlich durch den schmäleren Aufbau erkennen; die Apo stel Matthäus und Thomas stehen zwi schen den Säulen. Im Mittelteil steht - wie schon erwähnt — auf einer Konsole vor einem Strahlenkranz, von Engeln um flattert, die Madonna aus dem 15. Jahr hundert, aus dem Aufzug sieht der Schmerzensmann, mit dem Kelch in der Rechten, auf die Beter herab. Ein Bal dachin überwölbt ihn, beiderseits herbei schwebende Putten bringen ihm ihre Hul digung dar. Mit diesem Hochaltar hat Heiligenstatt, auch wenn die ausführenden Meister un erwünscht waren, für seine zwei ältesten Kultstatuen einen würdigen Rahmen ge schaffen und bei deren Anbringung einen Gedanken spätgotischer Altarwerke wie der zum Ausdruck gebracht: im Mittelteil die Gnadenmutter, im Aufzug — wie im Gespreng — der leidende Heiland, von dessen Opfertod alle Gnaden ausgehen. Haselbach, ursprünglich wie St. Florian weitab vom Verkehr, aber auf einer brei ten Innterrasse gelegen, ist in seiner Raumgestaltung am weitesten fortge schritten. Im Langhaus wurden die goti schen Wandpfeiler und Dienste beim Um bau von 1774 in mächtige Stützelemente umgewandelt, die seichte Nischen zwi schen sich aufnehmen. Auf den Stuckka pitellen ruht reich profiliertes Gebälk, von dem sich Gewölbefuß und Gurten zu ge drückten Bogen emporstemmen. Die stark querrechteckigen Gewölbefelder sind der Malerei vorbehalten: im Gewöl bescheitel breitlaufende Gemälde, an de ren Komposition man erkennt, daß der Meister eher an ein Rundbild mit am Rand zirkulierenden Figuren gedacht hat. Hohe Gestalten mit mächtig herabwallen den oder im Schreiten gebauschten Ge wändern in aparten Farbzusammenstel lungen; bedauerlicherweise nicht sehr gut erhalten. Beiderseits der Mittelbilder zeigen kleinere Grisaillen, umspielt von Stuckmalerei, wie auch fast alle übrigen Bilder Szenen aus dem Leben St. Valen tins. Auf der Spitztonne des Chores hat der Künstler das vielleicht am besten er haltene Gemälde, die Aufnahme des Ti telheiligen in den Himmel, in hochforma tigem, lebhaft bewegtem Rahmen ge schaffen. Auch in diesem Bild, das von allen am stärksten auf Untersicht hin komponiert wurde, zeigt sich vor allem in den kurvig geführten Stufen deutlich das Bestreben, mit der Rundung einzel ner Rahmenteile zu arbeiten. Gerade dieses Detail läßt sehr lebhaft an die Deckengemälde im Chor der Wallfahrts kirche zu Ach (bei Burghausen) und in der Vierung der Mattighofner Pfarrkirche denken, für die Johann Nepomuk della Croce aus Burghausen bezeugt ist, der auch als der Schöpfer der Haselbacher Deckengemälde vermutet wird. Von della Croce, der in Ach 1771, in Mattighofen 1780 und ungefähr gleichzeitig in Heipfau die Fresken geschaffen hat, stammen neben mehreren Altarblättern und Kleinbildern in verschiedenen Orten
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