Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 2, 1974

Der Baudienst des Landes Oberösterreich im Dienste des Umweltschutzes Josef Aichhorn In der Vergangenheit befand sich die Natur in einem gewissen Gleichgewichts zustand. Wohi hat es oft auch Katastro phen und Vernichtung gegeben, aber im mer wurde das Gieichgewicht wiederher gestellt. Aus vernichteten und zerstörten Bereichen der Landschaft ist wieder neues Leben entstanden. Die Natur strebt stets nach Ausgieich, Wiederbeiebung und Erneuerung. Bei allen extremen, ein seitigen Entwicklungen hat sie selbst Ge genkräfte entwickelt, so daß über kurz oder lang doch der Normalzustand her gestellt wurde. Der denkende Mensch hat von Anfang an versucht, die Natur zu manipuiieren. Soiange die Bevölkerungsdichte gering war und der Mensch die Möglichkeiten der modernen Wissenschaften nicht kannte, konnte die Natur die Manipuiation verkraften. Die immer rascher zu nehmende Zahi der Menschen und die damit potentiell zunehmende Steigerung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und ihre praktische Anwendung, vor allem der ungeheuerlich gestiegene Kraft- und Energieeinsatz, setzten der Natur in einem Maße zu, daß sie in vieien Berei chen nicht mehr in der Lage ist, aus eige nem einen Ausgieich zu finden oder das natürliche Gleichgewicht wiederherzusteilen. Die einseitigen Veränderungen der bisherigen ,,natürlichen" Zustände sowohl im Negativen, wie die Luft-, Was ser- und Bodenverschmutzung oder die Lärmentwicklung, wie auch im scheinbar Positiven, z. B. die Steigerung des Wachs tums der Pflanzen, haben ein Ausmaß erreicht, das, wenn dem nicht Einhalt ge boten wird, zur Katastrophe führen muß. In Erkenntnis dieser Entwickiung wurden vor wenigen Jahren weitweite Aktionen zur Abwendung dieser Katastrophe gestartet. Mit dem technischen Naturschutz ver sucht man nun mit größtem Aufwand die Ungleichgewichte, die durch extreme Nutzung der Natur entstanden sind, un ter Kontroiie zu bekommen. Dieser tech nische Naturschutz wird in immer stärke rem Maße notwendig, wenn der Mensch nicht zu einer ökologischen, d. h. sinnvolien, naturgemäßen Wirtschaftsform zurückfindet. Nun, in Oberösterreich ieben zum großen Teii naturverbundene Menschen. Es wohnt in vielen Landesteilen noch ein bodenständiger Menschenschiag mit fei nem Naturempfinden. Auch die Verwal tung des Landes rekrutiert sich — und nicht zum geringen Teii — aus diesen Menschen, und so kommt es nicht von ungefähr, daß man nicht erst in den letz ten Jahren, sondern vielfach schon seit Jahrzehnten, ohne das Wissen um die gefährliche Entwicklung, naturnah und naturschützend tätig war. Im nachstehenden wird unter Mitwirkung der einzeinen Dienststellen über die Akti vitäten der Landesbaudirektion mit ihren acht Abteiiungen in Sachen Umweltschutz in Gegenwart, Vergangenheit und Zu kunft berichtet. Die Baudienst-Zentralabteilung, die unter anderem auch den Dienstkraftwagen betrieb und die Verwaitung des Geräteund Kraftwagenparks über hat, konnte im vergangenen Jahr im Auftrage der oö. Landesregierung unter Mitwirkung der Abteilung Gewerbe ein Spezialfahr zeug anschaffen, mit dem sie in Zusam menarbeit mit dem Roten Kreuz in freier Landschaft abgesteiite, vieifach herren lose und jedenfalls nicht mehr benützte Kraftfahrzeuge (Wracks) einsammelt und entweder direkt zu den Verwertungs stätten oder zur Bahnverladung bringt. Die Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz ist darin gelegen, daß das Rote Kreuz sich um die rechtlichen Angelegen heiten, z. B. Einholung des Einverständ nisses des Wrack-Eigentümers - soweit er eruierbar ist - zum Abtransport küm mert. Es sammelt auch die Meidungen über die Standorte der Wracks und über nimmt, wenn erforderlich, deren Weiter leitung an die Verwertungsindustrie, zur neu errichteten Shredder-Anlage der Erzhütte AG. in Laxenburg in Niederöster reich. Derzeit erfolgt noch die Zulieferung der Wracks zur Firma SAGRO in Linz. Das Rote Kreuz bekommt für jedes Wrack eine bescheidene Vergütung, pro Tonne 8 150.—, wofür es — ähnlich wie bei der Aitpapieraktion — wieder Kran kenwagen anschaffen kann. Der Einsatz des Speziaifahrzeuges (Zug maschine mit Anhänger, Bild 1 und 2) erfolgt bezirksweise. Bisher — seit 27. September 1973 - wurden zirka 800 Wracks eingesammelt. Mit einer Fuhre können acht mittelgroße PKW ab transportiert werden. Die derzeit noch lagernden Wracks werden auf 1500 Stück geschätzt, deren Einsammlung man in etwa einem Jahr erwartet, im Anschluß daran wird nur mehr der laufende Neu anfall abzutransportieren sein. Das Fahr zeug kann in der übrigen Zeit zu ander weitigen Arbeiten im Rahmen des Straßenerhaitungsdienstes herangezogen werden. Selbstverständlich werden, so weit sie gemeldet oder zum Abtransport bereitgestellt werden, auch andere Alt eisenteile, alte Kühlschränke, Öfen usw. mitgenommen. Um mit dem Gewerbe nicht in Konflikt zu kommen, werden nur jene Wracks ein gesammelt, um die sich das zuständige Gewerbe nicht kümmert. Diese Aktion dürfte in Österreich erst malig sein und wird sehr wesentlich zur Erhaltung einer sauberen Umwelt bei tragen. In der Wasserbauabteilung wird wohl der umfassendste Beitrag für den Umwelt schutz geleistet. Denn besonders beim Wasser ist infoige des Anfalles von Ab wässern die stärkste Gefährdung der Umweit gegeben. Aus bescheidenen Anfängen nach dem 2. Weltkrieg hat sich die Abwasserbesei tigung zu einem sehr wesentlichen Ver waltungszweig entwickelt. Wegen der Dringlichkeit und gesamt österreichischen Bedeutung der Abwas serbeseitigung, z. B. bei der Seenreinhal tung im Hinblick auf den Fremdenver kehr, wird eine sinnvolle und zweckdien liche Abwasserbeseitigung auch vom Bund erheblich gefördert. Die Unterabteilung Abwasserbeseitigung besorgt die Oberprüfung von Projekten für kommunale und betriebliche Abwasserbeseitigungs- und Abwasserreini gungsanlagen hinsichtlich der techni schen Ausgestaltung als auch der wirt schaftlichen Zweckmäßigkeit. Diese Tätig keit erfolgt im Rahmen der amtlichen Bauüberwachung für aus öffentlichen Mittein geförderte Anlagen und im Rah men der Sachverständigentätigkeit in Wasserrechtsverfahren. So ergab sich im Jahre 1973 folgender Stand an kommuna len und betrieblichen Abwasseranlagen, die im Rahmen der amtlichen Bauüber wachung betreut wurden: im Bau 114 Anlagen in Vorbereitung 69 Anlagen in Abrechnung 50 Anlagen bzw. Bauabschnitte im Jahre 1973 zur Benützung übergeben 29 Anlagen bzw. Bauabschnitte Zu diesen insgesamt 262 bearbeiteten kommunalen und genossenschaftlichen Anlagen kommen noch Großbauvorhaben des Reinhaitungsverbandes Attersee und des Wasserverbandes Kläranlage Traunsee-Nord sowie acht industrielle bzw. ge werbliche, aus Mittein des Wasserwirt schaftsfonds geförderte Abwasserreini gungsanlagen. Weiters wird durch die Unterabteilung auch eine Begutachtung der Flächenwidmungs- und Bebauungspläne vorgenom men, soweit dies von der Abteilung

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