Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 2, 1974

logischen Bereich, sei ein Hinweis auf die immer mehr von Schädlingen bedrohten Fiuren und Wälder gestattet. Es handelt sich hier um das einseitige Überhand nehmen biologischer Kräfte, trotz zuneh mender Bekämpfungsmaßnahmen und -möglichkeiten. Über dieses Problem ist schon viel geschrieben und gesprochen worden, doch steht eines fest, daß ein Stärkstens gestörtes biologisches Gleich gewicht nicht durch die vermeintliche Vernichtung der Schädiinge allein mit Er folg bekämpft werden kann. Es wird of fenbar, wie vielfältig die Zusammenhänge in der Landschaft sind, wie ein Rädchen in das andere greift und wie jede Maß nahme bedacht werden muß. Nun zu weiteren Beispielen (vgl. auch Abb. 14) über das Zusammenwirken der Kräfte in der Kulturlandschaft. Die Autobahn ist als Fern- und Schnellstraße erster Ordnung gebaut worden. Den Ausgleich mit der Natur hat man bei diesem Bau werk erfreulicherweise größtenteiis gut gelöst, indem man durch entsprechende Hangsicherung, Entwässerung, Abstützung. Abschrägung und Bepflanzung das gestörte Gleichgewicht durch einen neuen, den veränderten Verhältnissen angepaßten Gleichgewichtszustand weit gehend ersetzt hat. Durch die Auf- und Abfahrten an bis dahin mittleren bis eher untergeordneten Verkehrsknoten ist plötzlich eine gewaltige Aufwertung die ser Orte durch ihre Verkehrslage erfolgt. Denken wir, um in der Nähe zu bleiben. an Sattledt und Vorchdorf. — Es ist da mit eine gewisse Entwicklungskapazität entstanden, die sich als eine Art Sog auswirkt und dem betreffenden Ort auch schon ohne Planung eine neue Ent wicklungsrichtung weist. Die ursprüng lichen, vor allem durch die kleinen Ne benbahnen gegebenen, oft sehr beschei denen zentralörtlichen Funktionen erfah ren einen raschen Ausbau. Es kommt fortlaufend zu neuen gewerblichen und sogar industriellen Betriebsniederlassun gen, die ihrerseits wieder eine entspre chende Kraft auf abhängige Einrichtun gen ausüben und eine Verbesserung der Infrastruktur verlangen. Es wird also eine Art Kettenreaktion ausgelöst, die mit dem Erreichen eines neuen Gleichgewichts zustandes wieder abklingt, wenn nicht inzwischen neue andere Impulse wirk sam werden. Dieser wirtschaftlich posi tiven Entwicklung steht der Nachteil ent gegen, daß Verkehrswege wie Eisenbah nen, Autobahnen und Schnellstraßen das Gefüge der bestehenden Landschaft zer schneiden. Man hiift sich durch erhöhten finanzielien Einsatz, indem möglichst viele Über- oder Unterführungen gebaut, Grundstücke verlegt und Entschädigun gen gezahlt werden. Die raschere moto risierte Fortbewegungsmöglichkeit hilft ebenfalls mit, diesen Nachteil wieder aus zugleichen. — Alle diese Dinge sind aus reichend bekannt und studiert und las sen sich durch sorgfältige Strukturana lysen wenigstens in ihren Tendenzen vor aussehen. Die Planung kann sie beim Bau solcher Anlagen mit berücksichtigen. Wesentlich schwieriger wird die Sache natürlich dann, wenn in dicht besiedel ten und wirtschaftlich stark verflochte nen Landschaftsräumen eine Kumulie rung womöglich sich gegenseitig aus schließender Entwickiungstendenzen ein tritt. Hier wird die planlose Weiterent wicklung schließlich zum Chaos führen, zur vollkommen gestörten, ungeordneten, zur kranken Kulturlandschaft. Hier sei noch kurz auf das Umweltpro blem hingewiesen. Wirtschaftlicher Ehr geiz, engstirniges egoistisches Profitden ken und Unkenntnis haben die mensch liche Gesellschaft verleitet, sich verant wortungslos über die Grenzen der na türlichen Selbstreinigungskräfte hinweg zusetzen. Ja diese Kräfte werden noch bedeutend geschwächt, so daß eine Wie derherstellung des gestörten Gleichge wichtszustandes nur durch Maßnahmen erreicht werden kann, die entweder im Sinne dieser Naturkräfte wirksam wer den oder primär die Verunreinigung der Umwelt auf das von der Natur zu ver kraftende Maß reduzieren. Das Problem ist insofern schwierig, weil es auf das dis ziplinierte Verhalten jedes einzelnen an kommt, ein hoher finanzieller Aufwand der Allgemeinheit ohne unmittelbar faß baren wirtschaftlichen Nutzen notwendig ist und die Umweltverseuchung an poli tischen Grenzen nicht Halt macht, also international,ja weltweit besteht. Wegen Wohlstandsbrache geschlossen. Die österreichische Landschaft Noch ist es nicht so weit! Den Wald pflegt der Forstwirt, den Garten der Gärtner, den Park der Wärter und die Landschaft der Landwirt; so ist es in unserer heilen Welt. Wer pflegt die Landschaft, wenn der Landwirt ausfällt? Im westdeutschen Spessart versucht man mit Schafbeweidung, Chemie und Mulchmaschinen das Problem zu lösen. Bisher ohne Erfolg, aber mit erheblichem Aufwand. Besser leben ohne Bauern? Landwirtschaftskammer für Oö. Rechts: Vorderstoder - Natur und Menschen werk bilden die Einheit der Landschaft.

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